Das kalifornische Justizministerium verklagt ein Caféhaus in Oakland wegen Diskriminierung jüdischer Gäste. Das Lokal wird von antisemitischen Symbolen geziert und führt terrorverherrlichende Getränkenamen auf der Karte.
Im Jerusalem Coffee House in Oakland, der kalifornischen Stadt auf der anderen Seite der Bucht von San Francisco, kann man verschiedene Kaffee- und Teesorten bestellen, darunter einen Caffè Latte mit Rosenkardamom. Die Karte ist auf Englisch und Arabisch gehalten, die Preise entsprechen dem Niveau in deutschen Innenstädten. Das klingt verlockend. Doch Vorsicht: Trägt ein Gast einen Davidstern, fliegt er hochkant raus. Außerdem bekennt sich der Besitzer öffentlich zur Hamas.
Am Montag nun gab das Justizministerium bekannt, Klage gegen die Eigentümer Fathi Abdulrahim Harara und Native Grounds LLC, eingereicht zu haben, denen es Diskriminierung jüdischer Gäste vorwirft. Dies sei ein Verstoß gegen Titel II des Civil Rights Act von 1964, der Diskriminierung aufgrund von Ethnie, Hautfarbe, Religion oder nationaler Herkunft in öffentlichen Einrichtungen verbietet.
»Es ist illegal, unerträglich und verwerflich, wenn ein öffentlich zugängliches amerikanisches Unternehmen jüdischen Gästen den Zutritt verweigert«, sagte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Harmeet K. Dhillon von der Bürgerrechtsabteilung Ministeriums. »Durch die konsequente Durchsetzung von Titel II des Civil Rights Act und anderer Gesetze, die rassistische und religiöse Diskriminierung verbieten, setzt sich das Justizministerium für die Bekämpfung von Antisemitismus und Diskriminierung sowie den Schutz der Bürgerrechte aller Amerikaner ein.«
Juden unerwünscht
In der Klage wird den Angeklagten vorgeworfen, jüdische Kunden durch Richtlinien und Praktiken diskriminiert zu haben, die ihnen den vollen und gleichberechtigten Genuss der Dienstleistungen, Räume und Privilegien des Jerusalem Coffee House verwehrten.
Konkret behauptet die Klage, Harara habe jüdische Kunden, die an ihren Baseballkappen mit Davidsternen zu erkennen waren, bei zwei getrennten Anlässen aufgefordert, das Café zu verlassen. Bei einem Vorfall sagte ein Mitarbeiter zu einem jüdischen Kunden: »Sie sind der Typ mit der Kappe. Sie sind der Jude. Sie sind der Zionist. Wir wollen Sie nicht in unserem Café. Raus hier.«
Harara selbst beschuldigte einen jüdischen Kunden, einen »jüdischen Stern« zu tragen, »Zionist« zu sein und »Völkermord« zu unterstützen, verwies ihn und seinen Sohn des Lokals und beschuldigte sie bei der Polizei fälschlicherweise des »Hausfriedensbruchs». Das Ministerium betont, dass keiner dieser Gäste gegenüber Harara oder anderen Mitarbeitern politische Ansichten geäußert habe.
Die Beklagten werden weiters beschuldigt, am 7. Oktober 2024, dem Jahrestag des Überfalls der Hamas auf Israel, zwei neue Getränke mit den Namen »Iced In Tea Fada«, eine Anspielung auf die »Intifada, bzw. »Sweet Sinwar«, eine Anspielung auf Yahya Sinwar, den ehemaligen Hamas-Führer, der die Massaker geplant und befohlen hatte, angekündigt zu haben.
Hinzu kommen umgedrehte rote Dreiecke an der Außenwand des Cafés – ein Symbol der Gewalt gegen Juden, das bei antisemitischen Angriffen auf jüdische Häuser und Synagogen gesprüht wurde.
Ein Handyvideo vom Oktober letzten Jahres zeigt einen hitzigen Wortwechsel zwischen einer Person, die offenbar der Besitzer Fathi Abdulrahim Harara ist, und einem Mann im Off, der sich darüber beschwert, dass er wegen seiner Kopfbedeckung das Café verlassen soll. »Sie können mich nicht wegen meiner Kappe auffordern zu gehen«, plädierte der Mann wiederholt. Harara erwiderte, dies als Besitzer sehr wohl zu können.
Der Mann im Off fragt, ob er wegen seiner Religion das Café verlassen müsse. Harara wirkt, als würde er kurz nachdenken und fragt den Mann, ob er »Zionist« sei. Dieser weigerte sich, darüber Auskunft zu geben, worauf Harara erwiderte, »die Cops« zu rufen, obwohl das gegen sein »Ethos« sei. Gegen Ende des Videos sieht man ihn auf dem Handy tippen.



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Billige Ausreden
In Bezug auf den Drink »Sweet Sinwar« erklärte Harara gegenüber dem San Francisco Standard, seine Familie stamme aus Gaza und das Getränk sei nicht nach dem Hamas-Führer benannt, sondern sei ein gewöhnlicher Nachname von Palästinensern. Nach Recherchen der Zeitung bei der genealogischen Datenbank Forebears zählt der Name Sinwar allerdings »nicht zu den tausend am meisten verbreiteten Nachnamen unter Palästinensern«.
Harara erwiderte, die »mediale Sensationsgier rund um unsere neue Getränkekarte« ziele darauf ab, »alles zu dämonisieren, was auch nur im Entferntesten mit Palästina zu tun hat oder dem, was wir als palästinensischen Widerstand bezeichnen würden«.
Er wolle »das Gespräch auf die Tatsache lenken, dass es einen Völkermord gibt«; er selbst habe im Krieg Verwandte verloren. Im Kaffeehaus-Newsletter ist zu lesen: »Trotz der Sensationsgier rund um unsere Entscheidungen konzentriert sich unsere Arbeit im Kern darauf, unsere Gemeinschaft zu stärken. Indem wir diese Arbeit fortsetzen, auch wenn Kritiker versuchen, sie zu diskreditieren, schaffen wir einen Raum für Palästinenser und Genossen, in dem sie kämpfen, sich versammeln, reflektieren und ihre gemeinsame Identität und ihren Widerstand stärken können.«
Harara sagte, er sei von der Aktivistengeschichte Oaklands, wie etwa den Black Panthers, inspiriert worden und setze sich für radikale Veränderungen in der Gemeinde ein: »Ich hatte vor diesem Café noch nie einen Espresso getrunken. Ich wusste nichts über Kaffee. Wir wollten lediglich einen Raum für unsere Gemeinschaft schaffen.»