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In Deutschland steht der nächste Syrer vor Gericht

Der Prozess gegen den Syrer wird am Oberlandesgericht Frankfurt stattfinden
Der Prozess gegen den Syrer wird am Oberlandesgericht Frankfurt stattfinden (© Imago Images / brennweiteffm)

Nach dem aufsehenerregenden Prozess gegen einen ehemaligen Vernehmungschef des syrischen Geheimdienstes steht nun ein syrischer Arzt vor einem deutschen Gericht.

Vor knapp einer Woche wurde Anwar Raslan, der im syrischen Al-Khatib-Gefängnis mehrere Gefangene gefoltert und getötet hatte, vor dem deutschen Oberlandesgericht Koblenz zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt.

Nun wird der syrische Arzt Alaa M. von der Generalbundesanwaltschaft Karlsruhe beschuldigt, an mehreren Folterverhören aktiv beteiligt gewesen zu sein und Inhaftierte mit einer »Todesspritze« persönlich getötet zu haben. Der Prozess findet vor dem Oberlandesgericht in Frankfurt am Main statt.

Alaa M. arbeitete im berüchtigten Militärkrankenhaus Nr. 608 in der syrischen Stadt Homs, wo er seine sadistische Ader unbehelligt ausleben konnte. Die Vorwürfe, auf welche Art und Weise er Menschen grausamst gequält haben soll, führten nun zur Anklage in acht Fällen von Folter.

Das unvorstellbare Ausmaß der Misshandlungen ging sogar Alaa M.s Kollegen zu weit. Sie erst brachten den Fall an die Öffentlichkeit, indem sie den Arzt einer syrischen Onlinezeitung gegenüber der Folter beschuldigten.

Für den Prozess stellt sich Ahmad A., ein Lkw-Fahrer aus Rastan, als Hauptzeuge zur Verfügung. Ahmad A. wurde im Jahr 2012 in das Krankenhaus Nr. 608 eingeliefert, nachdem er bei einer Fahrt in Richtung Libanon an der Grenze festgenommen worden war.

In Homs wurde er mehrmals von Alaa M. gefoltert. Heute lebt er in Österreich. Hier musste er sein Gebiss sanieren lassen, das durch die Folterungen schwer verletzt wurde. Ahmad A. wird auch als Augenzeuge eingestuft, da er im Rahmen seines Krankhausaufenthaltes mehrmals beobachtet hat, wie Menschen misshandelt und getötet wurden.

Der syrische Arzt Alaa M. reiste im Jahr 2015 mit einem regulären Visum nach Deutschland ein, wo er zunächst in der Universitätsklinik Göttingen als Arzt tätig war. Danach arbeitete er in einer Rehabilitationsklinik in Bad Wildungen in der Nähe seines Wohnorts Kassel.

Nachdem die Beschuldigungen von Ahmad A. bekannt geworden waren, wurde nach dem Folterarzt gefahndet, bis er im Jahr 2020 verhaftet wurde. Der Beschuldigte bestritt alle Vorwürfe, seine Verteidigung wurde vom Gericht jedoch als nicht glaubwürdig verworfen.

Besonders erschwerend ist der Vorwurf der sogenannten »versuchten Beraubung der Fortpflanzungsfähigkeit«, wie das Magazin Der Spiegel berichtet, da er eine besondere Art von Misshandlung anwendete, indem er sogar bei jugendlichen Inhaftierten versuchte, deren Geschlechtsteile anzuzünden und zu verbrennen.

Die Anklage geht davon aus, dass Alaa M. auch in einem anderen Gefängnis des syrischen Geheimdienstes als »Arzt« tätig war.

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