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In Aleppo ist von Normalisierung der Lage wenig zu spüren

In Aleppo ist von Normalisierung der Lage wenig zu spüren„Nach dem 99 Monate andauernden Konflikt proklamiert das syrische Assad-Regime in Gebieten, die es von der Opposition zurückerobert hat, einen Zustand des ‚Aufschwungs‘. Im Osten von Syriens größter Stadt Aleppo, die im Dezember 2016 zurückerobert wurde, wobei mehr als 50.000 Menschen zwangsumgesiedelt wurden, gibt es laut einem Bericht von Reuters Angus McDowell jedoch kaum Beweise für eine Erholung. McDowell besichtigte einen Hof in Aleppos mittelalterlichem Souk [Markt] und fand, bis auf zwei, alle der 41 Stoffläden menschenleer.

Mohammed Abu Zeid, einer der beiden verbliebenen Tuchhändler, erklärte: ‚Einige haben außerhalb Syriens neue Arbeiten begonnen und werden nicht zurückkehren. Einige von ihnen haben in anderen Teilen des Landes neue Läden eröffnet.’ In den westlichen Abschnitten von Aleppo, die während des Konflikts vom Regime gehalten wurden, gibt es immer noch geschäftige Einkaufsstraßen, aber Fabriken und Großhandelsgeschäfte wurden dem Erdboden gleichgemacht, darunter das Textilzentrum im Souk-al-Zarb-Bezirk der Altstadt. Dreizehn Ladenbesitzer sind ins Ausland gezogen, hauptsächlich nach Ägypten oder in die Türkei. Sechs zogen nach Damaskus, oder in andere Städte und die sieben, die in Aleppo blieben, gaben den Handel auf. Zehn andere arbeiten im Tuchhandel an Marktständen oder haben Läden in anderen Teilen Aleppos gemietet.

Etwa die Hälfte der 22 Millionen Menschen starken syrischen Vorkriegsbevölkerung hat während des Konflikts ihre Heimat verlassen. Rund sechs Millionen wurden innerhalb des Landes vertrieben und mehr als 5,6 Millionen sind registrierte Flüchtlinge. Trotz der vom Regime angekündigten ‚Versöhnung‘ kehrten nach Angaben der Vereinten Nationen letztes Jahr nur 56.000 Flüchtlinge zurück, obwohl Schätzungen zufolge dieses Jahr bis zu 250.000 zurückkehren könnten. Die meisten Flüchtlinge sind aus Angst vor Inhaftierung, Repressalien, Zwangsrekrutierung und Unsicherheit über den Status ihres Eigentums und ihres Lebensunterhalts nicht bereit, nach Hause zurückzukehren. Diejenigen, die eine Rückkehr in Betracht ziehen, sind häufig von der Beschränkung der Rückkehrer durch das Regime und einem langwierigen Prozess der Überprüfung und des Papierkrams betroffen. (…)

Von der Altstadt bis hin zu den Industriegebieten am Stadtrand von Aleppo wurden die Läden und Lagerhallen ihrer Lagerbestände sowie Fabriken und Werkstätten ihrer Geräte und Maschinen beraubt. Viele von ihnen sind voller Trümmer. Aleppos Kraftwerk wurde zerstört, und die Stromversorgung aus anderen Teilen des von der Regierung gehaltenen Syriens ist begrenzt. Die Wasserversorgung funktionier nur sporadisch. Trotz des Besitzes einer Textilwerkstatt mit vier Maschinen und 400 Arbeitern sagt Mohammed Fadel: ‚Was kann ich tun? Ich sitze den ganzen Tag hier und tue nichts.’“ (Scott Lucas: „Syria Daily: Recovery? Not in Aleppo“)

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