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Immer diese Missverständnisse

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) hat ein Problem: Immer wieder werden deren Vertreter fürchterlich missverstanden. Im Jahr 2009 geschah dies dem damaligen Präsidenten der Glaubensgemeinschaft, Anas Schakfeh. In einem von ihm persönlich bearbeiteten Schulbuch war unter dem Bild eines im Kampfe sterbenden „Märtyrers“ zu lesen: „Ein Muslim, der auf dem Weg Allahs und zur Verteidigung der Heimat stirbt, ist ein Märtyrer (Sahid). Er wird von Allah mit dem Paradies belohnt, wie Allah es im Koran versprochen hat.“ Als Kritik daran laut wurde, dass dies vielleicht nicht unbedingt der Stoff sei, der Volksschulkindern im islamischen Religionsunterricht beigebracht werden sollte, hatte er eine völlig schlüssige Erklärung parat: Wie profil damals berichtete, ginge es in dem betreffenden Abschnitt „um die Geschichte der Belagerung von Medina ‚und wie die ersten verfolgten Muslime starben – als Märtyrer, wie auch die ersten Christen‘, erläuterte Schakfeh.“ Für Zweifel an dieser Erklärung hatte er keinerlei Verständnis – nicht einmal für den Einwand, dass Handgranaten und Gewehre, wie sie in dem Bild zu sehen waren, in der Frühzeit des Islam doch eher ungewöhnliche Waffen gewesen sein mussten.

Als nächstes traf es den Integrationsbeauftragten der Glaubensgemeinschaft und SPÖ-Gemeinderat Omar al-Rawi: Der verkündete im Juni 2010 vor einer Menge aufgepeitschter anti-israelischer Demonstranten in einem Redebeitrag, dass neun zuvor von der israelischen Marine getötete Djihadisten „nicht umsonst gestorben“ seien und versprach: „Wie werden euren Weg weiterführen“. Als dies von manchen Beobachtern als skandalöse öffentliche Solidarisierung mit gewaltbereiten Islamisten gesehen wurde, die vor ihrem Tod ihren Wunsch auf Video festgehalten hatten, im Kampf gegen Israel als „Märtyrer“ zu sterben, da war al-Rawi natürlich schwer empört.

Und jetzt das:

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Bei dem Mann, der hier fordert, es müssten hunderte israelische Soldaten verschleppt werden, und der die palästinensischen Terrororganisationen dazu aufruft, sich aller möglichen gewaltsamen Methoden zu bedienen, um „palästinensische Rechte“ wiederherzustellen, handelt es sich um Dr. Hassan Mousa, ein Mitglied des „Schurarates“ der Islamischen Glaubensgemeinschaft. Der Presse gegenüber betonte Mousa jetzt, er habe mit diesen Aussagen „keinesfalls zur Gewalt gegen Israel aufrufen wollen“ und sei „aus dem Zusammenhang gerissen“ zitiert worden. Schon wieder also so ein Missverständnis. Und wirklich: Nur weil jemand im von der islamistischen Hamas kontrollierten Gazastreifen im iranischen Fernsehen zur Verschleppung von Israelis aufruft, kann man ihm doch nicht gleich einen Aufruf zur Gewalt unterstellen!

Denn schließlich hat Mousa ja auch eine völlig schlüssige Erklärung parat, was er denn, abseits von bösartigen Unterstellungen, wirklich gemeint habe: „Er habe die Palästinenser nur dazu ermutigen wollen, israelische Soldaten festzunehmen, wenn sie sich auf palästinensisches Territorium begeben. Auch bei Gilad Shalit habe man das getan.“ (Presse, 3. Mai 2012)

Leider hat die Presse es verabsäumt, die Angaben Mousas zu überprüfen. Denn sonst wäre ihr sicher aufgefallen, was damals wirklich passierte: Gilad Shalit, der sich über fünf Jahre lang im Gazastreifen in Geiselhaft befand, wurde nämlich nicht „festgenommen“, als er sich auf „palästinensischem Territorium“ befunden hatte. Er wurde am 25. Juni 2006 verschleppt, nachdem palästinensische Terroristen durch einen über 700 Meter langen Tunnel vom Gazastreifen aus rund 300 Meter in israelisches Gebiet eingedrungen waren. Mit Granaten und Panzerfäusten attackierten die sieben Terroristen mehrere israelische Militärfahrzeuge und einen Aussichtsposten. Durch ein in den Grenzzaun gesprengtes Loch entführten sie Shalit in den Gazastreifen; zurück blieben zwei getötete und mehrere verwundete israelische Soldaten.

So sieht es also aus, wenn laut Mousa israelische Soldaten „festgenommen“ werden. Wie kann man das nur missverstehen und darin einen Aufruf zur Gewalt gegen Israel erkennen?

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