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Erdogans Geschichtsumschreibung, um eigene Herrschaft zu verlängern

Erdogans Geschichtsumschreibung, um eigene Herrschaft zu verlängern„Das geeignete Instrument für diese Taktik sind zweifellos die inzwischen vollständig gleichgeschalteten Medien. Insbesondere die beim staatlichen Sender TRT in Auftrag gegebenen nationalistischen Serien mutieren zu Dokumentationen der Regierungspropaganda. Die Fernsehserien, bei denen Erdogan persönlich auf dem Set erscheint und für die er Galas in seinem Tausend-Zimmer-Palast veranstaltet, strotzen von Tiraden der Helden, die zur aktuellen Regierungspolitik passen. Liegt Erdogan etwa gerade mit einem Staat in Europa im Clinch, muss sich der Gesandte des entsprechenden Landes in einem historischen Osmanenschinken herunterputzen lassen. Ganz offensichtlich werden diese Serien konzipiert, um die AKP-Wählerschaft zu konsolidieren, um vom größten Wählerkuchen der Türkei, den Nationalisten, mehr Stücke abzubekommen. Bilder in den sozialen Medien belegen, dass die Regierung den gewünschten Erfolg tatsächlich erzielt. An den Sendetagen werden begeistert Bilder in den Netzwerken geteilt, auf denen Fans mit Schild und Schwert gerüstet beim Serienschauen zu sehen sind. Bei den Kampfszenen türkischer Soldaten ertönen nicht nur auf dem Schlachtfeld ‚Allah Allah‘-Rufe, sondern auch in den Wohnzimmern. Wird gegen ein christliches Heer gekämpft (was meist der Fall ist), brüllen die Zuschauer: ‚Schlagt den Ungläubigen den Kopf ab!‘ (…)

Doch nicht nur im Staatsfernsehen, sondern auch bei Privatsendern loyaler Unternehmer laufen Serien, die nationalistische Gefühle schüren. Bei jeder türkischen Militäroffensive jenseits der Grenzen bevölkern Soldaten oder Polizisten in Kampfanzügen die Kanäle zur Hauptsendezeit. Es handelt sich nicht allein um eine türkische Art von Rambo-Propaganda vor historischem Hintergrund, vielmehr werden Tatsachen verdreht oder zensiert. (…) Jene, die mit Fernsehserien die Geschichte umschreiben, um die eigene Herrschaft zu verlängern, wollen auch keine kritischen Stimmen hören. Beziehungsweise hören lassen. Der Staatssender TRT brachte den Parteitag der AKP in einer achtstündigen Livesendung. Dem Kongress der Partei von Meral Akşener, die am meisten Chancen hat, Erdogan Stimmen abzujagen, wurde in der vergangenen Woche dagegen nicht eine Sekunde eingeräumt. Das mit unseren Steuergeldern finanzierte Staatsfernsehen lässt also niemanden, der nicht der Regierungspartei angehört, auf den Bildschirm.“ (Bülent Mumay: „Schlagt den Ungläubigen den Kopf ab“)

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