IDF auf besten Weg, die letzte Hamas-Brigade in Rafah zu zerschlagen 

Bodentruppen der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte in Rafah
Bodentruppen der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte in Rafah (Quelle: JNS)

Trotz des relativ langsamen Tempos der IDF-Operation in Rafah erweist sich die Gesamtstrategie als effektiv.

Yaakov Lappin

Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) verfolgen bei ihrer laufenden Offensive gegen die letzte Hochburg der Hamas im Gazastreifen einen stufenweisen Ansatz. Durch die Aufteilung der ganz im Süden des Küstenstreifens gelegenen Stadt Rafah in Teilgebiete und den Einsatz von nur einer Division – der 162. Division – anstelle von zwei solchen Einheiten haben die IDF und das israelische Kabinett einen langsameren Weg gewählt, der jedoch eine weitere Krise mit den Vereinigten Staaten vermieden hat.

Nach Einschätzung des israelischen Militärs wird die letzte funktionierende Hamas-Brigade in Rafah innerhalb weniger Wochen zerschlagen werden. Ihre Niederlage wäre ein wichtiger Meilenstein in dem Krieg, der am 7. Oktober 2023 mit der Masseninvasion der Hamas in den Süden Israels begann. In der Zwischenzeit hat die Hamas die Möglichkeit verloren, Waffen und Schmuggelware aus dem ägyptischen Sinai über die grenzüberschreitenden Tunnel nach Gaza zu schmuggeln. Dies wird die Fähigkeit der Hamas, ihre Terrorarmee wieder aufzubauen, stark beeinträchtigen – vorausgesetzt, Israel gibt die Kontrolle über die Grenze zwischen Gaza und Ägypten nicht auf.

Langsam, aber stetig

Nach Angaben einer IDF-Quelle sind von den vier Rafah-Bataillonen der Hamas derzeit nur zwei einsatzfähig. Die IDF haben mehr als fünfhundert Terroristen in Rafah ausgeschaltet und außerdem umfangreiche Tunnelnetze unterhalb der Stadt und dem Philadelphi-Korridor entlang der Grenze zwischen Gaza und Ägypten entdeckt und bereits zum Teil zerstört.

Die Boden- und Lufteinheiten der IDF sind dabei, erhebliche Teile der Hamas-Terrorinfrastruktur in diesem Gebiet zu zerstören. Ein Großteil dieser Arbeit geht langsam vonstatten und gestaltet sich äußerst schwierig, da die Hamas asymmetrische Kriegstaktiken anwendet und sich versteckt und außer Sichtweite hält, bevor sie zuschlägt.

Die israelische Luftwaffe (IAF) hat bei diesen Operationen eine entscheidende Rolle gespielt. IAF-Kampfjets und -Flugzeuge haben zahlreiche Ziele im gesamten Gazastreifen angegriffen und die 162. Division in Rafah aus der Luft unterstützt. Auch die israelische Marine hat feindliche Ziele von See aus angegriffen.

Am 20. Juni meldeten die IDF, dass die Nahal-Infanteriebrigade, die im Rahmen der 162. Division operiert, große Mengen an versteckten Waffen und Tunnelschächten in und unter zivilen Wohnhäusern in Rafah entdeckt hat. Die IDF haben in den letzten Monaten enorm viel über komplexe, groß angelegte urbane Kriegsführung gelernt und wenden diese Erkenntnisse in Rafah effektiv an. All dies hat zu beträchtlichen, stetigen Fortschritten bei der systematischen Aushöhlung der Fähigkeiten der Rafah-Brigade geführt.

Das stufenweise Vorgehen ermöglichte die sichere Evakuierung von über einer Million Zivilisten, die auf lokaler Ebene fortgesetzt wurde. Dies war von entscheidender Bedeutung, um Opfer innerhalb der Zivilbevölkerung so weit wie möglich zu vermeiden und eine Krise mit der US-Regierung zu verhindern. Das Vorgehen gab der Hamas jedoch auch die Möglichkeit, unter dem Deckmantel der Evakuierungen aus Rafah zu fliehen und möglicherweise Geiseln mitzunehmen.

Verstärkte Aktivitäten

Internationale Medien berichteten, die IDF hätten in den letzten Tagen das Tempo der Rafah-Operation beschleunigt. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am 21. Juni, die IDF hätten die Kontrolle über den östlichen, südlichen und zentralen Teil der Stadt übernommen und würden sich nun auf den nördlichen und westlichen Teil konzentrieren. 

Die verstärkten Aktivitäten haben dem Bericht zufolge zu einer neuen Evakuierungswelle geführt, bei der die Bewohner des Gazastreifens in Richtung Norden ziehen. Reuters zitierte Schätzungen der Vereinten Nationen, wonach sich jetzt weniger als 100.000 Zivilisten in Rafah aufhalten, während es vor dem IDF-Bodenmanöver noch über eine Million waren.

Trotz des langsameren Tempos scheint sich die Strategie der IDF als wirksam erwiesen zu haben. Die Zerstörung des massiven Tunnelnetzes von Rafah durch die IDF ist von entscheidender Bedeutung für die Unterbrechung der Nachschublinien und der Operationsrouten, wodurch die Gesamtkapazitäten der Hamas erheblich geschwächt werden.

Parallel zu diesen Anstrengungen in Rafah laufen die Bemühungen der IDF, hochrangige Terroristen der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads auszuschalten und so die Kommando- und Kontrollmöglichkeiten der Terrorgruppen zu beeinträchtigen. Am 22. Juni versuchte die israelische Luftwaffe, den Operationschef der Hamas, Raed Sa’ad, bei einem Angriff in Gaza-Stadt auszuschalten. Bislang scheint noch unklar zu sein, ob der Versuch erfolgreich war.

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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