Durch die Kontrolle über die Einfuhrwege für Hilfslieferungen profitieren die vom Iran unterstützten Huthi finanziell und festigen ihre Macht über die Bevölkerung im Norden des Jemens.
Die Debatte darüber, wie humanitäre Hilfe in den Norden des Jemens gelangt, verdeutlicht einen zentralen Teil der Strategie der vom Iran unterstützten Huthi. Die israelischen Angriffe auf jemenitische Flughäfen und Häfen, die von der Miliz kontrolliert werden, haben nicht nur die Versorgungswege für den Waffenschmuggel unterbrochen, sondern auch wichtige Einnahmequellen unterbunden. Humanitäre Organisationen waren gezwungen, ihre Hilfslieferungen zu überdenken. Laut Dokumenten des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) lassen die Huthi Hilfslieferungen nur über den Hafen von Hodeida am Roten Meer, den Flughafen von Sanaa und einen Landübergang zwischen dem Jemen und dem Oman zu.
Das bedeutet, Hilfsgüter können den Norden des Landes nur über die von den Huthi kontrollierten Kanälen erreichen, wie es in einer Ynet-Analyse heißt. Die Nutzung des von der offiziellen jemenitischen Regierung kontrollierten Hafens von Aden ist verboten. Stattdessen müssen Hilfslieferungen auf dem Landweg die weitaus längere und kostspieligere Route vom Oman nehmen. »Die Logik dahinter ist politischer, nicht logistischer Natur: Das Verbot soll der südlichen Regierung Einnahmen entziehen«, so die Autoren Edmund Fitton-Brown und Ari Heistein.
Hilfe als Druckmittel
Seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Jahr 2014 verfolgen die Huthi eine Politik, die darauf abzielt, die international anerkannte Regierung in Aden zu schwächen, damit sie nicht mehr als funktionsfähiger Staat existieren kann. So erzwangen die Huthi im Jahr 2022 durch Drohungen mit Drohnenangriffen einen Stopp der Öl- und Gasexporte und lenkten zugleich den Schiffsverkehr von Aden nach Hodeida um.
Aufgrund der so erzeugten finanziellen Engpässe ist die Regierung nicht mehr in der Lage, im Süden zuverlässig Gehälter auszuzahlen oder grundlegende Dienstleistungen zu erbringen, was zu Protesten und Unruhen führt. »Die Schwächung Adens untergräbt nicht nur das Vertrauen in die Regierung, sondern ermöglicht es den Huthi auch, sich als widerstandsfähigere Alternative zu präsentieren, obwohl sich die Bedingungen in den von ihnen kontrollierten Gebieten verschlechtern«, analysieren Fitton-Brown und Heistein die Logik hinter dieser Strategie.
Dass die Huthi darauf bestehen, Hilfe nur über ihre Häfen und Flughäfen zuzulassen, generiert ihnen einerseits zusätzliche Einnahmen, zugleich zeigt sich in ihrer vollständigen Ablehnung von Routen über Aden »die tieferliegende Strategie: Die Regierung von Ressourcen abzuschneiden, hat Vorrang vor einer effizienten Hilfslieferung an die eigene Bevölkerung.«
Währenddessen haben sich humanitäre Organisationen, die jährlich Budgets in Milliardenhöhe verwalten, weitgehend an die Beschränkungen der Huthi gehalten. Das WFP beispielsweise hat über zweihundert Millionen Liter Dieselkraftstoff von einer von den Huthi dominierten Industrie gekauft, darunter sogar von Personen, die unter internationalen Sanktionen stehen. Solche Transaktionen bereichern die Gruppe und ermöglichen es ihr, ihren Wirtschaftskrieg gegen die jemenitische Regierung fortzusetzen.






