Die Menschenrechtsorganisation nahm eine beträchtliche Spende eines saudischen Milliardärs an, kurz nachdem sie Arbeitsrechtsverletzungen in einem seiner Unternehmen dokumentiert hatte. Das stellt eine Verletzung der eigenen Richtlinien der Menschenrechtsgruppe zur Mittelbeschaffung dar.
Alex Emmons, The Intercept
Human Rights Watch (HRW) gab kürzlich die Spende des saudischen Immobilienmagnaten Mohamed Bin Issa Al Jaber zurück, die mit dem Vorbehalt versehen war, dass sie nicht zur Förderung von LGBT-Rechten im Nahen Osten und in Nordafrika verwendet werden dürfe. Die umstrittene Spende steht im Mittelpunkt einer internen Debatte über die Urteilsfähigkeit und die Führung von Human Rights Watch-Geschäftsführer Kenneth Roth.
Nachdem The Intercept mit der Untersuchung der Spende begonnen hatte, veröffentlichte die Menschenrechtsgruppe auf ihrer Website eine Erklärung, in der sie erklärte, dass die Annahme der Finanzierung eine „zutiefst bedauerliche Entscheidung“ sei, die „in krassem Gegensatz zu unseren Grundwerten und unserem langjährigen Engagement für die LGBT-Rechte als integraler Bestandteil der Menschenrechte steht“.
Der 2012 erfolgte Zuschuss von Al Jabers britischer Wohltätigkeitsstiftung belief sich auf 470.000 Dollar, sagte Roth gegenüber The Intercept und fügte hinzu, dass „eine letzte Teilzahlung nie durchgeführt wurde“. Die Erklärung bezog sich nicht namentlich auf Al Jaber, aber zwei Mitarbeiter von Human Rights Watch bestätigten dessen Identität gegenüber The Intercept.
„Wir bedauern auch, dass die Zuwendung vom Eigentümer eines Unternehmens kam, das von Human Rights Watch zuvor als Mitbeteiligter an Arbeitsrechtsverletzungen ausgemacht worden war“, hieß es in der Erklärung der Gruppe. Im Jahr 2012 und in den Jahren zuvor berichtete Human Rights Watch ausführlich über Arbeitsrechtsverletzungen bei Jadawel International, einem saudischen Bauunternehmen, das von Al Jaber gegründet wurde und sich in seinem Besitz befindet.
Die Manager von Jadawel nahmen ungelernten Wanderarbeitern die Pässe ab und ließen ihre saudische Aufenthaltsgenehmigung nicht verlängern, wodurch die Arbeiter in eine Falle gelockt und gezwungen wurden, aus Angst vor Verhaftung schwarz zu arbeiten, so ein Bericht von Human Rights Watch aus dem Jahr 2010. Diese Vereinbarung erlaubte es den Managern, die Mitarbeiter unterzubezahlen; so erklärten die Arbeiter gegenüber Human Rights Watch, dass einige von ihnen monatelang ohne Bezahlung geblieben seien. (…)
Im Jahr 2012 unterzeichnete Roth eine Absichtserklärung mit Al Jaber, in der es hieß, dass die Spende nicht für die Arbeit zu LGBT-Rechten in der Region verwendet werden dürfe. 2013 trat er bei einer Gedenkfeier für die Finanzierung neben Al Jaber auf.
Human Rights Watch Took Money From Saudi Businessman After Documenting His Coercive Labor Practices