Naim Qassem erwartet, dass die Führung der Islamisten, die Assad gestürzt hat, Israel als Feind betrachten und die iranischen Waffenkonvois an die Hisbollah wieder zulassen werden.
Der Hisbollah-Chef Naim Qassem gab am Samstag zu, dass die libanesische Terrorgruppe ihre Waffenversorgungsroute durch Syrien verloren hat, nachdem das Regime von Baschar al-Assad vor eine Woche zuvor durch eine umfassende Rebellenoffensive gestürzt worden war.
Qassem erwähnte Assad in seiner Fernsehansprache nicht namentlich und sagte, seine Gruppe könne »diese neuen Kräfte nicht beurteilen, bis sie sich stabilisiert haben und klare Positionen beziehen«, jedoch hoffe, dass die libanesische und die syrische Bevölkerung und Regierungen weiterhin zusammenarbeiten könnten.
»Ja, die Hisbollah hat derzeit die militärische Versorgungsroute durch Syrien verloren, aber dieser Verlust ist ein Detail in der Operation des Widerstands. Es ist möglich, dass die Route mit dem neuen Regime auf einem natürlichen Weg wiederhergestellt wird. Es ist ebenso möglich, dass wir nach anderen Routen suchen. Der Widerstand ist flexibel und beschränkt sich nicht selbst. Wichtig ist, dass der Widerstand weitergeht, während die Mittel und Wege verändert und erneuert werden können.«
Weitere Feindschaft zu Israel
Syrien stellte eine Landroute für den iranischen Schutzherrn der Hisbollah zur Verfügung, um Waffenkonvois in den Libanon zu schicken. Solche Konvois waren oft Ziel israelischer Luftangriffe, aber die Terrorgruppe konnte sich trotzdem schwer bewaffnen. Die Hisbollah begann 2013, in Syrien zu intervenieren, um Assad bei der Niederschlagung der Rebellen zu helfen, die ihn zu dieser Zeit stürzen wollten. Als sich letzte Woche Rebellen Damaskus näherten, entsandte die Gruppe leitende Offiziere, um den Abzug ihrer dortigen Kämpfer zu überwachen.
Der Hisbollah-Chef sagte auch, dass die neuen Machthaber Syriens das Nachbarland Israel nicht anerkennen und keine Beziehungen zu ihm aufbauen sollten. »Wir hoffen, dass diese neue Partei Israel als Feind betrachtet und ihre Beziehungen zu ihm nicht normalisiert«, sagte Qassem.
Der syrische Rebellenführer Ahmad al-Sharaa, besser bekannt unter seinem Kampfnamen Abu Mohammed al-Julani, sagte am Samstag, dass Israel »keine Vorwand mehr« habe, um Luftangriffe in Syrien durchzuführen, die jüngsten Angriffe der israelischen Streitkräfte auf syrischem Boden rote Linien überschritten hätten und eine Eskalation in der Region drohe. Zugleich erklärte er jedoch, dass seine Organisation keinen weiteren Konflikt in der Region anstrebe.