Die Trauerfeier für Hassan Nasrallah war eine eindrucksvolle Inszenierung. Eine Rückkehr zum Ruhm vergangener Zeiten ist der Hisbollah damit jedoch nicht gelungen.
Am 23. Februar wurde Hassan Nasrallah mit einem riesigen Trauerzug beigesetzt, an dem Vertreter arabischer, islamischer und anderer Länder teilnahmen, die auf der Seite der vom Iran geführten, antiisraelischen »Achse des Widerstands« stehen.
Die Beerdigung fand drei Monate nach dem Waffenstillstandsabkommen zwischen der Hisbollah und Israel statt, das am 27. November 2024 in Kraft trat und den Krieg beendete. Nasrallah wurde am 27. September 2024 bei einem israelischen Luftangriff getötet.
Infolge des Kriegs haben sich die militärischen Fähigkeiten der Partei erheblich verschlechtert. Auch deren finanziellen Ressourcen sind dermaßen dezimiert, dass sie nun Mühe hat, ihren Verpflichtungen gegenüber ihren Anhängern nachzukommen, insbesondere beim Wiederaufbau der vom Krieg zerstörten Häuser.
Schwere Verluste
Eine mit der Hisbollah vertraute Person bestätigte gegenüber Medien, dass die Hisbollah im Krieg rund fünftausend Kämpfer verloren hat und über tausend schwer verletzt wurden, darunter viele, die Gliedmaßen verloren haben oder dauerhaft erblindet sind.
Die Quelle bestätigte, dass »die Partei schwere Verluste erlitten hat« und einige ihrer Militäreinheiten ausradiert wurden, fügte jedoch hinzu, dass die Hisbollah ihre Reihen seitdem teilweise wieder mit Kämpfern habe auffüllen können, die bis zum Sturz des Assad-Regimes in Syrien stationiert waren. Einige Einheiten seien umstrukturiert worden, um sie für eine mögliche Wiederaufnahme der Kämpfe bereitzumachen.
Laut Sky News Arabia resultierten die Finanzprobleme aus dem versiegten Geldfluss sowohl aus dem Iran, nachdem die libanesischen Behörden die Kontrollen auf den Flughäfen verschärft haben, als auch aus Syrien nach dem Fall Assads. Das Ergebnis sei eine veritable Finanzkrise.
Lina Khatib vom Forschungszentrum Chatham House kann das nur bestätigen: »Die Hisbollah hat nicht mehr genug Geld, um ihre Unterstützer zu entschädigen, und die Loyalität gegenüber der Gruppe wird wahrscheinlich langfristig abnehmen, wenn die Unterstützer der Hisbollah erkennen, dass sie ihnen keine finanziellen, politischen oder sicherheitsbezogenen Vorteile mehr bieten kann.«
Ende eines Kapitels
Vor dem Hintergrund dieser schwierigen Situation und der starken Schwächung, die auch dazu geführt hat, dass die Hisbollah bei der Wahl des libanesischen Präsidenten im vergangenen Monat an Einfluss verlor, versuchte die Partei, Nasrallahs Beerdigung zu nutzen, um erneut Stärke zu demonstrieren und wieder auf die große Bühne zurückzukehren.
Für den libanesischen Universitätsprofessor und politischen Aktivisten Ali Murad markiert die Beerdigung ihres ehemaligen Generalsekretärs das Ende einer Etappe und den Beginn einer neuen Phase in der Geschichte der Partei. Mit der Tötung Hassan Nasrallahs und der Niederlage im Krieg, der mit einem Abkommen zu Ende ging, das für die Hisbollah kaum vorteilhaft gewesen ist, sei ein Kapitel geschlossen worden. Murad zufolge gehe es der Hisbollah jetzt vor allem darum, ihr nach wie vor bestehendes Gewicht unter den Schiiten des Libanons zu demonstrieren und sich damit die politische Legitimität zurückzuholen, die sie sowohl innerhalb des Landes als auch gegenüber internationalen Akteuren verloren hat.
Zwar sei es der Hisbollah gelungen, die Beerdigung als eindrucksvolles Spektakel zu inszenieren und Anhänger zu mobilisieren. Aber es sollte nicht übersehen werden, dass kein hochrangiger Vertreter des libanesischen Staates anwesend war und auch internationale Verbündete nicht gerade durch Spitzenleute vertreten waren. Darüber hinaus war das Überfliegen des Trauerzugs durch israelische Kampfjets eine klare Botschaft, auf welche die Hisbollah gerne verzichtet hätte.
Eine deutliche Veränderung konstatiert auch der libanesische Politologe Elias al-Zeghbi. Die Hisbollah könne immer noch Massenveranstaltungen wie die Trauerfeier für Nasrallah auf die Beine stellen, aber nach der Niederlage im Krieg habe diese Inszenierung einen schalen Beigeschmack gehabt. Al-Zeghbi sieht Anzeichen dafür, dass der Libanon in eine neue Ära eingetreten sein könnte – und zwar in eine, in welcher der Staat die Oberhand hat und nicht mehr illegale Waffen und politischer Einfluss aus dem Iran.