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Der Hisbollah geht das Geld aus

Die Hisbollah hat im Krieg gegen Israel weitaus mehr verloren als nur ihren Langzeitanführer Hassan Nasrallah. (© imago images/Middle East Images)
Die Hisbollah hat im Krieg gegen Israel weitaus mehr verloren als nur ihren Langzeitanführer Hassan Nasrallah. (© imago images/Middle East Images)

Die pro-iranische Terrorgruppe Hisbollah hat nicht mehr das Geld, um sich wie bisher die Loyalität ihrer Klientel erkaufen zu können.

Angesichts der Schwierigkeiten der libanesischen Terrorgruppe Hisbollah, ihre finanziellen Verpflichtungen gegenüber ihren Anhängern einzuhalten, wird einem Bericht des Wall Street Journal zufolge immer deutlicher, wie schwer der Schlag ist, den die israelischen Streitkräfte der Organisation versetzt haben.

Der iranische Stellvertreter verfügte vor der israelischen Offensive, die als Vergeltung für monatelange Raketenangriffe auf den Norden Israels erfolgte, über unübertroffene militärische und politische Macht im Libanon. Die Hisbollah agierte im Libanon wie ein Schattenstaat und bot ihren Anhängern Arbeitsplätze, Finanz- und Sozialdienstleistungen. Sie zahlte auch Renten an die Angehörigen von Hisbollah-Kämpfern, die ihr Leben verloren haben, und an diejenigen, die ihr Zuhause oder ihr Geschäft verloren haben.

»Aber die steigende Rechnung für den jüngsten Krieg macht viele dieser Zahlungen unmöglich«, so das Wall Street Journal. Mehreren Quellen zufolge hat Al-Qard Al-Hassan, die wichtigste Finanzinstitution der Hisbollah, in den letzten Wochen Zahlungen für bereits ausgestellte Entschädigungsschecks eingefroren.

Fadwa Hallal aus der südlibanesischen Stadt Habboush etwa erzählte, sie habe am 28. Januar einen Entschädigungsscheck über 7.000 Dollar für Schäden an ihrem Haus erhalten. Al-Qard Al-Hassan teilte ihr dann mit, dass die Zahlung nicht möglich sei. Sie löste ihren Scheck nach etwa einem Monat ein, sagte aber, dass es bei anderen zu längeren Verzögerungen gekommen sei, berichtete das Journal.

Kein einziger Cent

Andere sagten, sie hätten nie Unterstützung erhalten. »Ich habe so viele Fragen, warum wir in diesen Konflikt hineingezogen wurden, welches Leid wir ertragen mussten und wer unsere Verluste kompensieren wird«, klagte Jalal Nassar, ein Restaurantbesitzer in der libanesischen Küstenstadt Tyros. Er musste laut Journal 100.000 Dollar für die Reparatur seines Restaurants zahlen, das durch Luftangriffe zerstört wurde. Eine mit der Hisbollah verbundene Bau- und Ingenieurabteilung besuchte ihn zwar, verweigerte jedoch jegliche Hilfestellung.

Die finanzielle Notlage hat sich durch die Bemühungen der libanesischen Regierung verschärft, Bargeld aus dem Iran daran zu hindern, die Hisbollah zu erreichen. Der Sturz des Assad-Regimes hat auch den Weg für Waffen und Bargeld aus der Islamischen Republik abgeschnitten.

»Die Hisbollah hat nicht mehr genug Geld, um ihre Wähler zu entschädigen«, konstatierte Lina Khatib, Associate Fellow beim Thinktank Chatham House, gegenüber dem Journal. Das werde dazu führen, dass die Loyalität gegenüber der Gruppe »wahrscheinlich langfristig nachlassen wird, wenn die Wähler der Hisbollah erkennen, dass sie ihnen keine finanziellen, politischen oder sicherheitsbezogenen Vorteile mehr bieten kann«.

Die Hisbollah hat nach Angaben eines Mitarbeiters von Al-Qard Al-Hassan Zahlungen in Höhe von 630 Millionen Dollar für den Verlust oder die Beschädigung von Häusern geleistet. Moussa Chmaysani, ein Autohändler und Vorsitzender des Händlerverbands in der Provinz Nabatieh, sagte, die Hisbollah räume Zahlungen an diejenigen Vorrang ein, die eine Unterkunft benötigen: »Ich habe 12.800 Dollar an Nothilfe für Unterkünfte erhalten, aber ich habe Waren im Wert von fast 100.000 Dollar verloren und noch keinen einzigen Cent Entschädigung erhalten.«

Die Hisbollah hat auch mit steigenden Kosten für die medizinische Versorgung ihrer Verwundeten zu kämpfen. Eine mit der Hisbollah vertraute Person teilte dem Journal mit, dass die Gruppe 5.000 Tote und über tausend Schwerverletzte zu beklagen habe. »Die Partei hat schwere Verluste erlitten«, so die Quelle, »die Gruppe ist geschwächt, aber nicht besiegt«.

Am 20. Februar berichtete L’Orient Today, dass die Angriffe Israels den Libanon nach Schätzungen der Weltbank 14 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau kosten werden. Die Hisbollah hat die Regierung aufgefordert, die Kosten für einen Großteil des Wiederaufbaus zu übernehmen, berichtete das Journal.

(Der Bericht ist auf Englisch vom Jewish News Syndicate veröffentlicht worden. Übersetzung von Florian Markl.)

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