In seiner ersten Rede als neu gewählter Anführer der Hisbollah zitierte Naim Qassem antijüdische Koranverse und bestätigte, den Weg seines Vorgängers Nasrallah weitergehen zu wollen.
Naim Qassem, der seit 1991 als stellvertretender Generalsekretär der Hisbollah tätig war, wurde am Dienstag zu deren neuen Anführer gewählt. Allerdings befindet er sich Berichten zufolge seit dem 5. Oktober nicht mehr im Libanon, sondern ist aus Furcht vor israelischen Luftschlägen in den Iran geflüchtet.
In der ersten Rede seit seiner Ernennung Anfang dieser Woche schwor Qassem, den Weg seines ermordeten Vorgängers Hassan Nasrallah fortzusetzen, wie er am Mittwoch erklärte. Laut einer Übersetzung der libanesischen Tageszeitung L’Orient Le Jour sagte Qassem:
»Ich beginne mit einem Vers aus dem heiligen Koran, der uns leitet und aufzeigt, was den Juden im Laufe der Geschichte widerfahren ist. Der Allmächtige sagte, dass sie euch nur Schaden zufügen werden. Und wenn sie euch bekämpfen, werden sie nicht siegreich sein. Es wird Schaden angerichtet werden. Große Opfer werden gebracht werden. Aber am Ende werden sie fliehen, und der Sieg wird den Gläubigen gehören. Was ist mein Plan? Eine Fortsetzung des Plans meines Vorgängers. Wir werden das Kriegsprogramm so fortsetzen, wie es bisher geplant war.«
Nasrallah, der am 27. September bei einem israelischen Angriff getötet wurde, nachdem er mehr als dreißig Jahre lang die vom Iran unterstützte Terrorgruppe angeführt hatte, bleibe »das Symbol des Widerstands und der Geliebte der Widerstandskämpfer«, so Qassem, der auch den getöteten Vorsitzenden des Exekutivrats der Hisbollah Hashem Safieddine sowie den palästinensischen Hamas-Führer Yahya Sinwar würdigte, der sich »bis zu seinem letzten Atemzug gewehrt« habe.
Der neue libanesische Terrorführer dankte der Hisbollah dafür, dass sie »mir diese schwere Verantwortung anvertraut hat«.
Iranische Unterstützung
Während Qassems Rede begannen Jets der israelischen Luftwaffe mit dem Angriff auf Ziele in der Region Baalbek im Nordlibanon, mehrere Stunden nachdem sie laut lokalen Berichten eine Evakuierungswarnung an die Bewohner der Region herausgegeben hatten.
Qassem zufolge steht die Region vor einem »amerikanischen, europäischen und globalen Krieg, der darauf abzielt, den Widerstand zu beenden und Schluss mit unseren Völker zu machen«. Die Unterstützung des Gazastreifens sei »unerlässlich, um der israelischen Bedrohung für die gesamte Region entgegenzutreten und weil die Menschen im Gazastreifen Unterstützung benötigen. Der Iran unterstützt uns bei unserem Projekt und verlangt keine Gegenleistung.«
Zum Anschlag mit einer Kamikazedrohne auf die Residenz des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu in Caesarea am 19. Oktober erklärte Qassem: »Der Widerstand hat Netanjahus Schlafzimmer erreicht und unsere diplomatischen Kontakte haben bestätigt, dass er Angst hat. Vielleicht ist seine Zeit noch nicht gekommen, aber er könnte sehr wohl von einem israelischen Jugendlichen getötet werden.«