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Hintergrund: Das iranische Atomwaffenprogramm

Schematische Darstellung des iranischen Bombendesigns aus dem iranischen Nukleararchiv. (Quelle: Institute for Science and International Security)
Schematische Darstellung des iranischen Bombendesigns aus dem iranischen Nukleararchiv. (Quelle: Institute for Science and International Security)

Allerorten wird jetzt darüber diskutiert, ob das iranische Regime Atomwaffen herstellen wollte. Dabei ist diese Frage längst geklärt.

Jetzt, da Israel Angriffswellen u.a. gegen iranische Atomeinrichtungen fliegt, wird überall gefragt: Was wissen wir über das iranische Atomprogramm? Hat das iranische Regime die Herstellung von Atomwaffen angestrebt?

Verwiesen wird zur Beantwortung dieser Fragen auf die umfangreiche Urananreicherung der letzten Jahre, mit der sich das Regime einen Bestand an knapp unter Waffenfähigkeit angereichertem Uran verschafft hat, das für die Produktion mehrerer Atombomben ausreicht. Wie zurecht betont wird, gibt es für eine derartige Urananreicherung keinen zivilen Nutzen, was auf militärische Absichten hindeutet. Und in den letzten Tagen wurde auch mehrfach über die jüngsten, ungewöhnlich scharfen Ansagen der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) in Wien über vom iranischen Regime nicht erklärte Uranfunde und für Atomwaffen relevante frühere Arbeiten des Regimes berichtet.

Doch damit ist noch lange nicht alles gesagt, was über das iranische Atomwaffenprogramm bekannt ist – und daran, dass das Regime ein solches betrieben hat, bestehen, trotz ständiger gegenteiliger Behauptungen, nicht die geringsten Zweifel.

Das wissen wir, weil es durch iranische Dokumente aus dem geheimen Atomarchiv eindeutig belegt ist, das Israel in einer spektakulären Geheimdienstaktion Ende Januar 2018 aus einem Lagerhaus in der Nähe von Teheran entwenden konnte. Aus den iranischen Dokumenten geht hervor, wie das iranische Regime mit dem »Projekt Amad« rund um den Jahrtausendwechsel mit aller Anstrengung die Absicht verfolgte, binnen weniger Jahre »fünf funktionierende Sprengköpfe mit einer Sprengkraft von zehn Kilotonnen TNT, die in eine Rakete integriert werden können« (O-Ton aus einem Dokument) herzustellen.

Aus dem iranischen Atomarchiv wissen wir:

  • dass das iranische Atomwaffenprogramm der frühen 2000er Jahre weitaus umfangreicher und fortgeschrittener war, als im Westen bis dato bekannt gewesen war;
  • dass der Iran zum Zeitpunkt der Einstellung von Projekt Amad im Jahr 2003 das Wissen und die Erfahrung hatte, um funktionsfähige Atomwaffen zu bauen;
  • dass der Iran bereits die Orte im Land, die für einen Atomtest infrage kommen, identifiziert, erkundet und erste Testexplosionen durchgeführt hatte;
  • dass rund die Hälfte der mit dem Atomwaffenprogramm in Verbindung stehenden Einrichtungen westlichen Geheimdiensten und Beobachtern gänzlich unbekannt geblieben waren;
  • dass und wie das iranische Regime das Programm auch nach 2003 weiterführte, indem es in einen offenen und einen verdeckten Teil aufgespalten wurde.

All das, und noch viel mehr, haben wir im Dezember 2022 in unserem Dossier »… haben die Fähigkeit, die Bombe zu bauen …«. Das iranische Atomwaffenprogramm im Lichte des geheimen Atomarchivs detailliert aufgearbeitet. In diesem Dossier werden auch einige der Anlagen diskutiert, die mit gerade Ziel israelischer Angriffe sind.

Wie effektiv diese Angriffe darin sind, das iranische Atomwaffenprogramm zu zerstören oder zumindest etliche Jahre zurückzusetzen, lässt sich zum momentanen Zeitpunkt nicht beantworten.

Aber eines ist klar: Um die Frage zu beantworten, ob das iranische Regime ein Atomwaffenprogramm unterhalten hat, ist man nicht auf Spekulationen angewiesen, wie sie gerade in allen Nachrichtensendungen angestellt werden. Diese Frage ist längst geklärt – und wer etwas anderes behauptet, hat entweder keine Ahnung, wovon er spricht, betreibt Realitätsverweigerung oder will das Publikum – aus welch Gründen auch immer – für dumm verkaufen.

Unser Dossier über das iranische Atomwaffenprogramm finden Sie hier zum Download.

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