Ein Besuch des iranischen Außenministers Javad Zarif in Deutschland wurde kurzfristig abgesagt, nachdem die Hinrichtung eines Ringkämpfers, der sich an regierungsfeindlichen Protesten beteiligt hatte, von deutscher Seite verurteilt worden war.
Callum Paton, The National
Zarif sollte sich am Montag mit seinen Amtskollegen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien treffen. Wie die deutsche Presse berichtet, wurde das Treffen jedoch wegen der am Samstag erfolgten Hinrichtung des 27-jährigen Navid Afkari verschoben. Das iranische Außenministerium hat „logistische Probleme“ als Grund für die Absage der Reise angeführt.
In einer Erklärung vom Montag hatte die Bundesregierung Teheran noch einmal für die Hinrichtung Afkaris kritisiert, dem vorgeworfen wurde, bei den Unruhen im Iran 2018 einen Mann ermordet zu haben. „Die Bundesregierung verurteilt diese Hinrichtung, die trotz internationaler Proteste und Suspendierungsgesuche vollzogen wurde, auf das Schärfste“, so das Auswärtige Amt in einer Erklärung. (…)
Ebenfalls am Montag lud das iranische Außenministerium den deutschen Botschafter wegen Tweets vor, in denen die Hinrichtung des Ringkämpfers verurteilt worden war. Das Ministerium „verurteilte“ die Tweets „aufs Schärfste“ und teilte dem designierten deutschen Botschafter Hans-Udo Muzel mit, dass die Reaktion als „Einmischung in die inneren Angelegenheiten“ des Iran gewertet werde, hieß es in einer offiziellen Erklärung.
Darin forderte der Iran die deutsche Botschaft auf, „die Grenzen ihrer diplomatischen Pflichten anzuerkennen und diese nicht zu überschreiten“. „Eine Einmischung in die Gesetze, Vorschriften und Gerichtsverfahren der Islamischen Republik Iran ist in keiner Weise tolerierbar“, hieß es in der Erklärung weiter.
(Aus dem Artikel „Visit by Iran’s Zarif to Germany cancelled over execution of wrestler“, der bei The National erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)
In einem Telefongespräch mit dem iranischen Außenministerium hat der deutsche Botschafter in Teheran heute noch einmal die Haltung der Bundesregierung zum Fall des iranischen Sportlers Navid #Afkari und das Entsetzen über die Vollstreckung des Todesurteils zum Ausdruck gebracht.
— Auswärtiges Amt (@AuswaertigesAmt) September 14, 2020