In den vergangenen vier Wochen wurden über 90 Prozent aller Hilfsgütertransporte im Gazastreifen abgefangen und entwendet.
Die Vereinten Nationen bestreiten offiziell, dass nennenswerte Mengen an Hilfsgütern, die von den verschiedenen Organisationen (mit Ausnahme der amerikanischen Gaza Humanitarian Foundation [GHF]) in den Gazastreifen gebracht werden, von der Hamas und anderen Akteuren gestohlen werden. Anderslautende Behauptungen Israels, wonach die Aneignung von Hilfslieferungen die Herrschaft der Islamisten über die Bevölkerung zementieren würden, weisen die Vereinten Nationen stets zurück. Doch was sagen die Zahlen aus?
Seitdem die Transporte nach mehrwöchiger Unterbrechung am 19. Mai wieder aufgenommen wurden, gibt die Webseite UN2720 Monitoring & Tracking Auskunft darüber, wie viele Lieferungen an der Grenze im Gazastreifen abgeladen und wie viele zum Weitertransport von den Hilfsorganisationen übernommen wurden, weiters wie viele am Zielort angekommen sind und wie viele »entweder friedlich von hungernden Menschen oder gewaltsam von bewaffneten Akteuren während des Transits« abgefangen und entwendet wurden (wenn auch nicht alle von der Hamas).
Sehen wir uns die Daten der vergangenen vier Wochen an:
- In der Woche vom 19. bis zum 25. Juli wurden 430 Lkw an den Grenzübergängen übernommen, von denen siebzehn ihre designierten Empfänger erreichten und 412 abgefangen wurden.
- In der Woche vom 26. Juli bis zum 1. August wurden 624 Lkw übernommen; 53 kamen bei den Zielorten an, 571 wurden abgefangen.
- In der Woche vom 2. bis zum 8. August wurden 577 Trucks übernommen; 59 erreichten ihr Ziel, 518 wurden entwendet.
- In der Woche vom 9. bis zum 15. August wurden 267 Lkw übernommen, 27 erreichten ihr Ziel, 240 wurden abgefangen.
Demnach wurden in den letzten vier Wochen zwischen 90 bzw. 96 Prozent aller Lieferungen abgefangen und entwendet. So ist es kein Wunder, dass es angesichts solcher Zahlen einerseits zu Versorgungsengpässen in der Küstenenklave kommt, während andererseits die Hilfsgüter auf den Schwarzmärkten zu künstlich überhöhten Preisen erhältlich sind.
Die Ineffektivität dieses Systems bedarf keiner weiteren Worte. Israel hat also völlig Recht, ein anderes System zu fordern, durch das die Hilfe wirklich bei jenen ankommt, die sie tatsächlich brauchen. Das mag mit bisher vier Verteilzentren der GHF noch nicht der Fall sein (zumal die Hamas alles tut, um dort für Chaos und Tod zu sorgen), aber eines sollte deutlich werden: Jene Hilfsorganisationen, welche die oben angeführten Zahlen zu verantworten haben, können nicht allen Ernstes behaupten, ein besser funktionierendes System zu betreiben.






