„‚Wenn Menschen sagen, ‚ich glaube an das Recht auf freie Meinungsäußerung, aber…‘, dann glauben sie nicht an das Recht auf freie Meinungsäußerung’, sagte [Rushdie]. ‚Bei der freien Meinungsäußerung geht es gerade darum, dass sie Menschen vor den Kopf stößt. Dieses Recht bei Menschen zu verteidigen, mit denen man einverstanden ist, ist leicht — oder bei Menschen, die einem gleichgültig sind’, sagte Rushdie. ‚Die Verteidigung [des Rechts auf freie Meinungsäußerung] beginnt, wenn jemand etwas sagt, das dir nicht gefällt. Es gibt keine vor anstößigen Ideen geschützten Orte‘. (…)
Rushdie hat sein Vertrauen in die fortschrittliche Linke verloren — auch in jene, die sein umstrittenes Buch einst verteidigten. Nach dem Charlie-Hebdo-Massaker drückte Rushdie seine Bestürzung über die linken Proteste aus, die der Ehrung der gefallenen Künstler und Autoren durch den PEN folgten. Der französischen Zeitschrift L’Express gegenüber sagte er, es seien aus den Drohungen, denen er in den 1980er und 1990er Jahren ausgesetzt war, die falschen Lehren gezogen worden.
‚Anstatt einzusehen, dass wir gegen diese Angriffe auf das Recht auf freie Meinungsäußerung Widerstand leisten müssen, dachten wir, wir sollten sie durch Kompromisse und Entsagung beschwichtigen. Inzwischen denke ich, wenn die Angriffe gegen die Satanischen Verse heute stattfinden würden, würden mich diese Leute nicht verteidigen, sondern die gleichen Argumente gegen mich wenden und mich der Beleidigung einer ethnischen und kulturellen Minderheit beschuldigen’, sagte Rushdie. ‚Ich kann mich nicht daran erinnern, in finstereren Zeiten gelebt zu haben’.“ (Ian Miles Cheong: „Salman Rushdie’s New Novel is About Political Correctness and the Culture Wars“)