Sigmar Gabriels tollkühne Idee, vom iranischen Regime ausgerechnet in puncto Antisemitismus und Antizionismus eine Kehrtwende zu erwarten, veranlasste Sadeq Larijani zu fragen, ob Gabriel die raison d’être der ‚Islamischen Republik‘ verschlafen habe. Und so geriet diese Reise zu einem weiteren Sittenbild des deutsch-iranischen Dialogs: Ein deutscher Minister verkündet für den Hausgebrauch, normale Beziehungen zum iranischen Regime könne es nur nach dessen Anerkennung Israels geben. Im Iran angekommen, schwächt er diese Aussage bis zur Unkenntlichkeit ab angesichts des Widerstands und teilweisen Boykotts seiner iranischen Gastgeber, die keinerlei Anstalten machen, über ihre politischen Prinzipien zu verhandeln.
Damit ist die Affäre allerdings nicht beendet. Der iranische Kabinettssprecher Mohammed Bagher Nobakht, laut deutschen Medien ein Unterstützer Rohanis, der geschickt wurde, um die Wogen zu glätten, legte bei einem Essen mit Gabriel nach: Nicht nur sei die Israelfeindschaft der ‚Islamischen Republik‘ selbstverständlich nicht verhandelbar; Gabriel selbst habe vielmehr erklärt, dass seine Aussagen über Israels Anerkennung ‚verzerrt‘ worden seien. Er habe lediglich der eigenen Bevölkerung seine Position darlegen wollen und sei der Meinung, ‚dass Israel die Menschenrechte nicht beachte‘. Auf eine Erklärung aus dem deutschen Wirtschaftsministerium, Gabriels Worte seien von den Iranern ‚verzerrt‘ worden, wird man wohl vergeblich warten. Der fundamentalistischen Prinzipientreue des Iran steht das Prinzip Kollaboration aus Deutschland gegenüber.“
(Andreas Benl: „Prinzip Kollaboration“)
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