Letztes Wochenende sorgte eine Karikatur in der internationalen Ausgabe der New York Times für Aufruhr. In leuchtenden Farben, scharf abgehoben vom schwarz-weißen Rest der Seite, zeigte sie einen schwerfälligen Donald Trump, mit dunkler Brille und schwarzer Kippa als blinden Juden getarnt, der sich von einem schlank-wendigen Hund mit Benjamin Netanjahu-Schnauze und Davidstern-Leine, ins lodernde Feuer führen lässt.
Die Botschaft war klar: der US-Präsident steht voll und ganz unter jüdischem Einfluss, und tappt, obwohl er meint, die Zügel fest in der Hand zu halten, über das, was sich in Wirklichkeit abspielt, völlig im Dunkeln. Der israelische Premier mit den Mephisto-Augenbrauen, hingegen, weiß genau, was er tut. Gleichgültig wendet er den Blick von seiner brennenden Umgebung ab und führt Trump – oder die Welt mit Hilfe von Trump – geschickt ins Verderben.
Ebenso klar wie die Botschaft war der antisemitische Unterton der Karikatur, die weder unterzeichnet, noch klar-erkenntlich mit Urhebernachweis versehen war. Vermittelte sie doch das Image eines weitreichenden jüdische Einflusses, der selbst die Weltmacht Amerika bezwingt, eines hündisch-untertänigen Juden, der vortrefflich zu manövrieren und zu täuschen versteht und einer Umwelt, die zwar in Flammen aufgeht, die Juden, die an allem schuld sind, aber völlig kalt lässt.
Beobachter erinnerten denn auch an die Warnung des Baron Jonathan Sacks, der im britischen Parlament auf die tückische Mutation des Antisemitismus verwiesen hatte. War Antisemitismus früher religiöser und später rassistischer Natur, erklärte der ehemalige Großrabbiner, so würde er sich heute gegen die nationale Heimat des jüdischen Volkes, gegen Israel richten.
Empörte Leser versammelten sich zu einer Protestkundgebung vor dem Times-Gebäude. Sie forderten die sofortige Entlassung der Verantwortlichen und sprachen von einer Schande für das Blatt. Die verwerfliche Darstellung in einem führenden, meinungsbildenden Medium, wie eben der New York Times, sei, so argumentierten sie, gerade auch ob der sich mehrenden antisemitischen Ausschreitungen und Anschläge, wie jenen in Pittsburgh und in San Diego, nicht nur beleidigend, sondern auch verhetzend und gefährlich.
In der Jerusalem Post versicherte Seth Frantzman das Bild sei nicht „zufällig erschienen“. Es wäre wohl, so der Op-Ed-Redakteur, von mehreren Leuten überprüft und bewilligt worden. Er fordere echte Reue, eine detaillierte Erklärung, wie es zum dem Vorfall kommen konnte und einen öffentlichen Diskurs über den anschwellenden Antisemitismus.
Wie aber reagiert die New York Times? Na ja. Sie versucht einigermaßen einzulenken. Zunächst gab’s ein kurzes Posting auf Twitter. Das Bild sei beleidigend gewesen, hieß es da, seine Veröffentlichung eine „Fehlentscheidung“. Danach folgte tatsächlich eine etwas detailliertere Erklärung im Blatt selbst. Die Karikatur sei von einem portugiesischen Cartoonisten namens António Moreira Antunes gezeichnet und zunächst in Lissabon publiziert worden. Ein einziger Redakteur, dessen Identität man nicht preisgeben wolle, hätte die Veröffentlichung des Bildes entschieden.