Die an den Geiseln während ihrer Gefangenschaft durch die Hamas verübten Misshandlungen dauern nun schon seit sechzehn Monaten an.
Bassem Eid
Das Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Terrorgruppe Hamas trat am 19. Januar in Kraft und beinhaltet die Freilassung einiger der überlebenden Geiseln, die am 7. Oktober 2023 von der Terrorgruppe entführt worden waren. Drei dieser Opfer, Emily Damari, Romi Gonen und Doron Steinbrecher, wurden in der ersten Woche des Abkommens lebend nach Israel zurückgebracht. Eine Woche darauf waren es Liri Albag, Danielle Gilboa, Karina Ariev und Naama Levy, danach Arbel Yehud, Agam Berger und Gadi Moses sowie zuletzt Keith Siegel, Ofer Kalderon und Yarden Bibas. Es bleibt zu hoffen, dass in Kürze möglichst viele weitere Geiseln wohlbehalten zu ihren Familienangehörigen zurückkehren können, wobei »wohlbehalten« in diesem Fall ein relativer Begriff ist …
Viele, wenn nicht sogar alle Geiseln, waren seitens ihrer Entführer und Geiselnehmer fast jeder erdenklichen Art von Missbrauch ausgesetzt: emotional, körperlich, psychisch, sexuell. Sie alle werden wohl nie mehr zu den Menschen, die sie einmal waren, und der erlittene Schaden wird sie den Rest ihres Lebens begleiten. Ebenso ist der Schaden, den die Hamas sowohl der israelischen als auch der palästinensischen Gesellschaft sowie der gesamten Region vorsätzlich zugefügt hat, tiefgreifend und dauerhaft.
Unvergessen ist die Art der Entführungen: Am 7. Oktober 2023 drangen Tausende von Hamas-Aktivisten und andere Palästinenser aus dem Gazastreifen in den Süden Israels ein und massakrierten an einem einzigen Tag über 1.200 Menschen, was den tödlichste Tag für Juden seit dem Holocaust darstellt. Etwa 364 der Ermordeten waren junge Menschen, die auf dem Nova-Musikfestival tanzten, das von der Hamas umzingelt und überrannt wurde.
Andauernde Misshandlungen
Viele der Opfer, insbesondere Frauen und Mädchen, wurden gewissermaßen »zweimal ermordet«, da sie vor ihrer Ermordung brutalen Vergewaltigungen und Genitalverstümmelungen ausgesetzt waren. Letztendlich verschleppte die Hamas mehr als 250 Menschen in den Gazastreifen, darunter zwölf Amerikaner. In einigen Fällen verschafften sich Hamas-Terroristen Zugang zu den Social-Media-Konten ihrer Opfer und übertrugen ihre brutalen Handlungen live. Viele der überlebenden Geiseln verloren während des Angriffs Familienmitglieder und Freunde auf die brutalste Art und Weise, und viele wissen immer noch nicht, welche ihrer Angehörigen noch leben oder tot sind.
Die an den Geiseln verübten Misshandlungen endeten nicht mit einem einzigen Tag des Schreckens; sie dauern nun schon seit sechzehn Monaten an. Überlebende, die im Zuge einer früheren Waffenruhe im November 2023 freigelassen wurden, sagten aus, in Gefangenschaft vergewaltigt worden zu sein. Jugendliche wurden gezwungen, sexuelle Handlungen aneinander vorzunehmen. Terroristen peitschten auch auf die Genitalien von Minderjährigen. Die Vereinten Nationen haben die Beweise für Vergewaltigungen und Folterungen von Geiseln im Gazastreifen als »überzeugend« bezeichnet und »hinreichende Gründe« für die Annahme gefunden, dass diese Misshandlungen nach wie vor andauern.
Nicht alle Misshandlungen waren sexueller Natur: Geiseln wurden in winzigen Käfigen in völliger Dunkelheit unterhalb der Erde festgehalten, Kinder vorsätzlich mit erhitzten Gegenständen gebrandmarkt, einige bei vollen Bewusstsein ohne Narkose und Schmerzmitteln von Tierärzten operiert, aber auch psychisch gefoltert, indem zum Beispiel behauptet wurde, Israel sei bereits zerstört worden und niemand würde kommen, um sie zu retten.
Hell will never be enough pic.twitter.com/NQ1O2rMSS3
— נועה מגיד | Noa magid (@NoaMagid) January 28, 2025
Kein Kompromiss möglich
Warum sollte sich jemand, selbst Terroristen, seinen Mitmenschen gegenüber so abgrundtief grausam verhalten? Um dies zu verstehen, muss man die Ideologie des Hasses der Hamas verstehen. In ihrer Gründungscharta verpflichtet sich die Terrororganisation zur Vernichtung des Staates Israel und zu dessen Ersetzung durch eine islamische Theokratie nach dem Gesetz der Scharia. Dies sind nicht bloß Worte auf einem Blatt Papier. Im von der Hamas kontrollierten Gazastreifen gibt es ein zutiefst antisemitisches Medien- und Bildungsumfeld, in dem selbst das Kinderfernsehen und die Schulbücher voller Fehlinformationen über die angebliche Niedertracht der Juden und Aufrufe zu ihrer Vernichtung durchsetzt sind.
Nicht nur die traumatisierten Geiseln und die von der Hamas regierten Bewohner des Gazastreifens haben durch die Schreckensherrschaft der Terrorgruppe irreversiblen Schaden erlitten. Am Tag nach dem 7. Oktober 2023 wurde Israel von der libanesischen Terrorgruppe Hisbollah, einem Verbündeten der Hamas, angegriffen, was einen brutalen Krieg im Norden Israels auslöste, der Zehntausende in beiden Ländern vertrieb. Angriffe auf Israel werden auch von anderen Terrorgruppen durchgeführt, die ebenfalls vom Hamas-Sponsor Iran bewaffnet werden, insbesondere von den jemenitischen Huthi, die seitdem einen Krieg gegen die globale Schifffahrt durch das Rote Meer führen. Die Huthi-Flagge trägt den wenig subtilen Slogan »Tod den USA, Tod für Israel, Fluch über die Juden, Sieg dem Islam«.
Der Krieg gegen Israel hat auch zu einem weltweiten Anstieg des Antisemitismus geführt, wobei laut einer aktuellen Studie der Anti-Defamation League inzwischen fast die Hälfte der Erwachsenen weltweit antisemitische Ansichten vertritt. Diese Trends haben die Bemühungen um Frieden zunichte gemacht, darunter die beinahe erfolgte Unterzeichnung eines Friedensvertrags zwischen Israel und Saudi-Arabien, die auch durch den Hamas-Angriff auf Israel torpediert werden sollte.
All dies bedeutet, dass, würden selbst morgen alle Geiseln nach Hause zurückkehren, nichts mehr so wäre wie zuvor. Vergewaltigung ist oft ein Trauma mit lebenslangen Auswirkungen; man denke nur an die Auswirkungen von fast anderthalb Jahren Gefangenschaft und den unerbittlichem Missbrauch, dem die israelischen Geiseln in diese Zeit ausgesetzt waren.
Und auch die Bevölkerung des Gazastreifens, die seit 2007 unter der Herrschaft der Hamas steht, wird die jahrelange Kontrolle durch ein brutales, völkermörderisches Regime, das Krankenhäuser, Schulen, Moscheen und öffentliche Einrichtungen als Militärstützpunkte nutzt, nicht so schnell vergessen können. Um den Schaden wiedergutzumachen, muss eine klare und eindeutige Voraussetzung erfüllt sein: Wie bei den Nationalsozialisten im Jahr 1945 kann es keinen Kompromiss mit der Hamas geben, der sie an der Macht belässt. Sie muss überall, wo sie herrscht, entmachtet werden, damit die monströsen Narben, die sie hinterlassen hat, auch nur ansatzweise heilen können.
Bassem Eid ist ein palästinensischer Menschenrechtsaktivist. Er lebt im Westjordanland. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)
Was sagt eigentlich Amnesty dazu ? pic.twitter.com/JZe9pugCbS
— Erwin Javor (@erwinjavor) February 2, 2025