Die Terrorgruppe Hamas hat den ägyptischen Behörden eine Liste von Geiseln übergeben, während die Unterhändler weiterhin auf ein Waffenstillstandsabkommen drängen.
Alle Parteien der Waffenstillstandsverhandlungen im Gazastreifen dämpfen jedoch die Erwartungen, wie der in Saudi-Arabien ansässige Sender Al-Arabiya am Dienstag berichtete. Die infrage stehende Liste enthielt Namen von israelischen Geiseln, die krank und alt sind und in ein Austauschabkommen einbezogen werden sollten, ergänzte die Zeitung Al-Araby Al-Jadeed. Die Hamas legte auch eine Liste mit Terroristen vor, deren Freilassung sie von Israel fordert.
Eine israelische Delegation, die in Kairo eintraf, nachdem die Hamas-Delegation die ägyptische Hauptstadt verlassen hatte, wurde ein Papier mit dreißig Geiseln übergeben, die während einer anfänglich sechzigtägigen Waffenruhe freigelassen werden sollten, berichtete die mit der Hisbollah verbundene libanesische Zeitung Al-Akhbar.
Hindernis Philadelphi-Korridor
Die dreißig Hamas-Geiseln erfüllen die festgelegten humanitären Kriterien. Unter ihnen befinden sich Erwachsene über fünfzig Jahre, die an schweren Erkrankungen leiden, informierte Channel 13 und fügte hinzu, dass die Identität der übrigen freizulassenden Israelis während der zweimonatigen Waffenruhe zwischen den beiden Parteien vereinbart werden soll, unter der Bedingung, dass weder Israel die Hamas in noch die Terrorgruppe israelische Streitkräfte im Gazastreifen angreift.
Die Vereinigten Staaten und Ägypten setzen Jerusalem unter Druck, sich aus dem Philadelphi-Korridor zurückzuziehen, einem etwa 110 Meter breiten und vierzehn Kilometer langen Landstreifen entlang der Grenze zwischen Gaza und dem Sinai. Die Hamas umgekehrt fordert Israels vollständigen Rückzug und die Übergabe der Kontrolle über den Grenzübergang Rafah an Ägypten und die Palästinensische Autonomiebehörde. Die Terrorgruppe schmuggelte seit Jahren Waffen und andere Materialien über ein ausgedehntes Tunnelnetz vom Sinai in den Gazastreifen, das die israelische Armee seit der Übernahme der Kontrolle über das Grenzgebiet im Mai sukzessive lokalisiert und zerstört.
Israels Premier Benjamin Netanjahu ist der Ansicht, die israelische militärische Kontrolle des Korridors sei von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass die Hamas keine Nachschubwege in den Gazastreifen schafft und sich dort neu etabliert. Netanjahu hatte immer erklärt, dass jedes Waffenstillstandsabkommen einen fortgesetzten Einsatz der IDF an der Grenze beinhalten muss. Die Auseinandersetzung um den Philadelphi-Korridor dürfte einer der Gründe gewesen sein, die zur Entlassung von Verteidigungsminister Yoav Gallant geführt haben, der meinte, Israel könne den Korridor räumen und im Bedarfsfall jederzeit wieder militärisch in Besitz nehmen.
Gedämpfte Erwartungen
Trotz Berichten über ein unmittelbar bevorstehendes Waffenstillstandsabkommen sei es laut sraelischen Beamten für Optimismus noch zu früh, da beide Seiten Flexibilität zeigen müssten. Eine an den Verhandlungen beteiligte ägyptische Quelle sagte, dass Israel aufgrund der Hardliner-Fraktion innerhalb der Regierung weiterhin Vorbehalte gegen ein Abkommen habe. Beamte aus Katar äußerten sich gegenüber Kan News ebenfalls vorsichtig.
Auch die Hamas dämpft die Erwartungen. Der Vertreter der Terrorgruppe im Libanon, Ahmad Abd al-Hadi, sagte, dass der kürzlich in Kairo gewesenen Delegation kein Vorschlag unterbreitet wurde. »Während des Besuchs der Hamas-Delegation in Kairo gab es weder ein Angebot der Zionisten noch neue Ideen, die wir in Betracht ziehen könnten. Neben den zionistischen Indiskretionen wurde eine Darstellung in die Welt gesetzt, die eine positive Entwicklung nahelegt«, bezeichnete er die vorsichtigen Erfolgsmeldungen als israelische Propaganda, wie die in Ramallah ansässige Wattan News Agency am Mittwoch meldete.
Wer »glaubt, dass sich die Bewegung [Hamas] den Bedingungen des Feindes unterwerfen wird«, liege falsch, wies al-Hadi die Idee eines teilweisen Waffenstillstands zurück und bekräftigte die Haltung der Terrorgruppe, die israelischen Truppen müssten sich vollständig aus dem Gazastreifen zurückziehen – eine Forderung, die Jerusalem weiterhin ablehnt.