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Hamas-Chef Sinwar ordnete Wiederaufnahme von Selbstmordanschlägen an

Hamas-Führer Yahya Sinwar
Hamas-Führer Yahya Sinwar (© Imago Images / ZUMA Press Wire)

Laut einem Zeitungsbericht wird Hamas-Führer Yahya Sinwar von seinen eigenen Untergebenen zusehends als größenwahnsinnig eingeschätzt.

Wie das Wall Street Journal (WSJ) am Mittwoch berichtete, befahl der von hochrangigen Funktionären seiner eigenen Terrorgruppe angeblich zunehmend als »größenwahnsinnig« angesehene Hamas-Führer Yahya Sinwar den Kommandeuren im Westjordanland, die Selbstmordanschläge in Israel wieder aufzunehmen, kurz nachdem er den in Teheran getöteten Ismail Haniyeh als Leiter des Politbüros der Organisation abgelöst hatte.

Der Befehl wurde kurz vor einem gescheiterten Selbstmordanschlag in Tel Aviv im August erteilt, heißt es in dem Zeitungsartikel unter Berufung auf ungenannte arabische Geheimdienstmitarbeiter. Kurz danach hatte auch Mena-Watch Vermutungen israelischer Sicherheitsbehörden gemeldet, die Hamas könnte zur Taktik der Selbstmordanschläge zurückkehren wollen. Einige hochrangige Hamas-Mitglieder hatten Berichten zufolge Vorbehalte gegen Sinwars Entscheidung, haben sich seit seiner Machtübernahme aber nicht mehr zu diesem Thema geäußert.

Palästinensische Selbstmordanschläge auf israelische Zivilisten waren in den 1990ern und während der blutigen Zweiten Intifada in den frühen 2000er Jahren, bei der Hunderte Israelis getötet wurden, an der Tagesordnung. Seit Israel eine Sicherheitsbarriere an der Demarkationslinie zum Westjordanland errichtet und seine Methoden zur Informationsbeschaffung verstärkt hat, um die Bombenleger aufzuspüren und ihre Attentate zu vereiteln, sind sie seltener geworden.

Der Journal-Artikel bestätigte auch frühere Berichte, wonach Sinwar kürzlich den Kontakt zu den katarischen Vermittlern des Waffenstillstands- und Geiseldeals wieder aufgenommen hat, nachdem Spekulationen laut geworden waren, er könnte bei einem israelischen Angriff getötet worden sein. Die Zeitung gab an, einen unlängst handschriftlich von Sinwar verfassten Brief gesehen zu haben, in dem der Terrorchef erklärte, die Hamas sei bereit für einen langwierigen Zermürbungskrieg, um »den Willen Israels zu brechen« und den Weg für den Untergang des jüdischen Staates zu ebnen. Unter Bezugnahme auf ein Koranzitat hieß es dort: »Und wenn sie fragen: ›Wann wird das sein?‹, dann sage ich: ›Vielleicht wird es bald sein.‹«

Extremist innerhalb Extremisten

Laut dem WSJ-Bericht werde Sinwar selbst in den Reihen einer palästinensischen Terrorgruppe, die sich erklärtermaßen der Zerstörung Israels verschrieben hat, als extremistische Figur betrachtet. Dementsprechend habe er sich im vergangenen Jahr geweigert, für Versöhnungsgespräche mit rivalisierenden palästinensischen Fraktionen aus Gaza auszureisen, und zwar aus Furcht, Ismail Haniyeh könnte ihn während dieser Zeit absetzen.

Der Bericht zitierte ungenannte arabische und israelische Beamte, die erklärten, Sinwar habe mit dem Zeitpunkt des Angriffs am 7. Oktober 2023 sogar andere Hamas-Mitglieder im Ausland überrascht. Dies veranlasste Funktionäre der Terrorgruppe in Katar, Sinwar hinter vorgehaltener Hand als »Größenwahnsinnigen« zu bezeichnen. Sinwar habe in letzter Zeit in »zunehmend großspurigen Worten« über den aktuellen Krieg und seine eigene Rolle darin gesprochen.

Nach der Tötung Ismail Haniyehs im Juli hatten politische Beamte der Hamas Meldungen zufolge den ehemaligen Anführer Khaled Mashaal als dessen Nachfolger vorgeschlagen, bevor der von Sinwar geführte militärische Flügel, die Izz ad-Din al-Qassam-Brigaden, die Nachricht sandten, dass Yahya Sinwar gewählt werden müsse.

Der Hamas-Führer war aufgrund seiner enthemmten Hinrichtungen von angeblich mit Israel kollaborierenden Palästinensern als »Schlächter von Khan Yunis« bekannt geworden und verbrachte Jahrzehnte in einem israelischen Gefängnis, nachdem er im Jahr 1989 wegen der Entführung und Hinrichtung zweier israelischer Soldaten verurteilt worden war. 2011 wurde er im Rahmen des Austauschs der israelischen Hamas-Geisel Gilad Shalit gegen tausend palästinensische Terroristen aus dem Gefängnis entlassen.

Der nunmehrige Hamas-Führer galt schon immer als Hardliner innerhalb der Terrorgruppe und ist berüchtigt für seine Schlüsselrolle bei der Gründung des militärischen Arms und der Sicherheitsdienste der Hamas, der Izz ad-Din al-Qassam-Brigaden und Majd, die vor dem 7. Oktober zahlreiche Terroranschläge gegen Israelis verübten.

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