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Versuch, Kontrolle zurückzugewinnen: Hamas richtet Bewohner von Gaza hin

Die Hamas im Gazastreifen richtet drei Männer öffentlich hin
Die Hamas im Gazastreifen richtet drei Männer öffentlich hin (Quelle: Mohammed Altlooli)

In Zeiten der Schwäche richten sich autoritäre Regime immer gegen die eigene Bevölkerung. Die Hamas reagiert im Kampf gegen ihren – hoffentlich bevorstehenden – Untergang nicht anders.

Mohammed Altlooli

Am Sonntagabend richtete die Hamas im Gazastreifen drei Personen hin, die sie der Kollaboration mit Israel bezichtigt hatte. Für viele Einwohner waren diese Exekutionen jedoch keine justiziellen Maßnahmen, sondern vielmehr ein weiterer Versuch der Terrorgruppe, ihre fragile Herrschaft inmitten der israelischen Offensive auf die letzte Hamas-Hochburg Gaza-Stadt wieder zu festigen.

Bereits am Samstag informierte Israel, Hamas-Terroristen hätten das Feuer auf ein Team der Vereinten Nationen eröffnet und die Öffnung eines neuen humanitären Korridors im südlichen Gazastreifen blockiert, und warf der Organisation vor, die Lage für die Zivilbevölkerung absichtlich zu verschlimmern, um Israel unter Druck zu setzen und ihr eigenes Überleben zu sichern.

Krise eskalieren lassen

Nach Angaben des israelischen Koordinators für Regierungsaktivitäten in den Gebieten (COGAT) bereiteten UN-Mitarbeiter eine neue Straße vor, um Hilfslieferungen vom Grenzübergang Kerem Shalom in eine ausgewiesene humanitäre Zone zu ermöglichen, als bewaffnete Hamas-Kämpfer angriffen. Die Bewaffneten schossen direkt auf das UNO-Team, zwangen es zum Aussteigen und errichteten mit einem gestohlenen UN-Fahrzeug eine Sandbarrikade, um künftige Hilfslieferungen zu verhindern, so COGAT.

Die neue Route sollte als Teil des israelischen Plans zur Ausweitung der humanitären Hilfe eröffnet werden und dem Transport von Lebensmitteln, medizinischer Versorgung, Zelten und Unterkünften für Familien dienen, die aus Gaza-Stadt geflohen waren und sich aus Sicherheitsgründen in den Süden begeben haben.

Israel wies darauf hin, dass dieser Vorfall Teil eines größeren Musters sei. Anfang dieser Woche berichtete UNICEF, bewaffnete Männer hätten vier Hilfslieferungen mit Babynahrung mit gekapert, wodurch 2.700 Säuglinge nicht versorgt werden konnten.

Israel erlaubt die Einfuhr von Babynahrung und anderen humanitären Gütern, beschuldigt jedoch die Hamas, diese zu stehlen, um sie gewinnbringend weiterzuverkaufen. »Die Hamas beweist immer wieder, dass sie kein Interesse am Wohlergehen der Bewohner Gazas hat«, so COGAT-Leiter Ghassan Alian. »Selbst, wenn Israel mit der UNO und internationalen Gruppen zusammenarbeitet, um die humanitäre Hilfe auszuweiten, versucht die Hamas verzweifelt, dies zu sabotieren. Sie lässt die Menschen, die sie doch angeblich vertritt, im Stich, um ihr eigenes Überleben zu sichern.«

Alian verurteilte den Angriff auf UN-Mitarbeiter und versicherte, Israel werde »der Hamas nicht gestatten, falsche Darstellungen einer Krise im Gazastreifen zu verbreiten«. Auch werde die Koordinierung der humanitären Lieferungen seitens der israelischen Behörden mit ihren internationalen Partnern fortgesetzt.

Zeichen der Schwäche

Seit ihrer gewaltsamen Machtübernahme im Gazastreifen im Jahr 2007 regiert die Hamas mit einer Mischung aus Waffengewalt, Einschüchterung und Unterdrückung. Angesichts der wachsenden öffentlichen Empörung über den Einsatz von Zivilisten als menschliche Schutzschilde geht es bei den Hinrichtungen angeblicher »Kollaborateure« darum, Angst zu schüren und Dissens zum Schweigen zu bringen.

Die zentrale Frage bleibt: Wird es der Hamas gelingen, ihre Macht zurückzugewinnen? Oder hat sich die Realität insoweit verändert, als die Bewohner, die unerträgliche Opfer gebracht haben, eine mit Waffengewalt durchgesetzte Herrschaft nicht länger tolerieren können?

Zu den wichtigsten Herausforderungen für die Hamas gehören, die anhaltenden israelischen Luftangriffe, welche die Handlungsfähigkeit der Bewegung schwächen, die eskalierende öffentliche Wut über die steigende Zahl ziviler Opfer sowie rivalisierende bewaffnete Gruppen wie beispielsweise diejenigen, die mit dem Abu-Shabab-Clan in Verbindung stehen und versuchen, Unterstützung zu gewinnen, obwohl ihnen echte Legitimität in der Bevölkerung fehlt, einzugrenzen.

Die Hinrichtungen am Sonntag waren dementsprechend weniger eine Demonstration der Stärke als vielmehr ein Zeichen der Schwäche. Die drängende Frage ist, ob sich aus der Bevölkerung selbst eine mutige Führung herausbilden wird, die sie von der Hamas und ihren Überresten befreit – oder ob die Rhetorik des »Widerstands« weiterhin als Vorwand für die Fortsetzung der Unterdrückung auf Kosten von Menschenleben dienen wird.

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