Den Berichten zufolge wäre der Iran für den Schutz der Hamas in Bagdad verantwortlich, wenn der Umzug der Terrorgruppe aus Katar in den Irak abgeschlossen ist.
Die Hamas plant, Katar in Richtung Irak zu verlassen, da der Druck aus Doha und den USA auf die politische Führung der Gruppe zunimmt, bei den Gesprächen über einen Waffenstillstand für den Gazastreifen mehr Flexibilität zu zeigen. Die irakische Regierung habe den Umzug vergangenen Monat genehmigt, wie Quellen gegenüber dem emiratischen Nachrichtenportal The National am Montag mitteilten. Der Iran werde für den Schutz der Hamas-Führer, der Büros und des Personals in Bagdad verantwortlich sein, fügten die Quellen hinzu.
Der Schritt wurde letzten Monat von Hamas-Führer Ismail Haniyeh und Vertretern der irakischen und iranischen Regierung besprochen. Diese Gespräche wurden von einem hochrangigen irakischen Abgeordneten und dem Vorsitzenden einer politischen Partei mit engen Verbindungen zu den vom Iran unterstützten schiitischen Milizen bestätigt. Auch mit dem irakischen Ministerpräsidenten Mohammed Shia Al Sudani habe Haniyeh im Mai separat über den möglichen Schritt gesprochen, so der ranghohe irakische Abgeordnete in einem Telefongespräch.
Es gebe »keinen Konsens unter den irakischen politischen Gruppen über den Umzug der Hamas nach Bagdad«, sagte der hochrangige irakische Abgeordnete gegenüber The National. »Einige, insbesondere die Kurden und einige Sunniten, befürchten, dass dies die Differenzen mit den Vereinigten Staaten vertiefen wird. Aber trotz des fehlenden Konsenses wird die Entscheidung der Regierung, die Hamas aufzunehmen, nicht rückgängig gemacht werden.«
Laut den Quellen begrüße Bagdad die Idee der Hamas-Präsenz im Irak, die Führer der Gruppe hätten aber noch kein Datum für den Umzug festgelegt. Allerdings habe die Hamas in diesem Monat ein politisches Büro in Bagdad eröffnet, das von dem hochrangigen Funktionär Mohammed Al Hafy geleitet werde, hieß es. Es ist geplant, dass die Gruppe in den kommenden Wochen auch ein Medienbüro in der Stadt eröffnen wird. Sicherheits- und Logistikteams der Hamas sind nach Bagdad gereist, um die Vorbereitungen für den Umzug zu überwachen, so die Quellen.
Katar wichtigster Financier
Die Hamas plant, eine Art Vertretung in Doha beizubehalten, um die Beziehungen zu Katar zu überwachen, so eine weitere Quelle. Es wird erwartet, dass das Land zu den wichtigsten Geldgebern für den Wiederaufbau des Gazastreifens nach dem Krieg gehören wird. Doha, ein enger Verbündeter Washingtons und Sitz der größten US-Militärbasis im Nahen Osten, ist seit Jahren der wichtigste Geldgeber der von der Hamas geführten Regierung in Gaza. Der Iran, der enge Beziehungen zu Katar unterhält, ist ebenfalls ein wichtiger Unterstützer der Hamas.
Die Übersiedlung der politischen Führung der Hamas in den Irak würde die Waffenstillstandsverhandlungen weiter erschweren, da Katar dann möglicherweise weniger Einfluss auf die militante Gruppe hätte, die den Gazastreifen seit 2007 kontrolliert und deren politische Führer seit dem Jahr 2012 in Katar leben.
Die Nachricht über den möglichen Umzug kam Wochen, nachdem die Quellen aufgedeckt hatten, dass die Führung der Gruppe unter wachsendem Druck von Katar stand, die US-Vorschläge für einen Waffenstillstand und einen Austausch von Geiseln und palästinensischen Gefangenen mit Israel zu akzeptieren. Die Hamas lehnte die Vorschläge ab und wiederholte ihre Forderung, dass jedes Abkommen einen dauerhaften Waffenstillstand in der Enklave, den vollständigen Rückzug der israelischen Streitkräfte zur Vorbedingung haben und den Wiederaufbau des Gazastreifens sowie die bedingungslose Rückkehr der durch den Konflikt vertriebenen Palästinenser vorsehen müsse.
Den Hamas-Vertretern wurde mitgeteilt, dass ihnen die Ausweisung aus Katar und Strafmaßnahmen, einschließlich des Einfrierens von Vermögenswerten außerhalb des Gazastreifens, drohen, sollte sich die Gruppe in den Verhandlungen nicht flexibel zeigen, so die Quellen weiter. Die Warnung wurde der politischen Führung der Hamas inklusive Haniyeh bei einem Treffen mit katarischen und ägyptischen Vermittlern in Doha in diesem Monat übermittelt. Die Gespräche fanden nach einem Besuch des CIA-Direktors William Burns in Doha statt, der als Washingtons oberster Waffenstillstandsvermittler fungiert.
Warnungen der USA
Die USA haben die Regierungen in der Region davor gewarnt, mit der Hamas zu verhandeln, die ihre politische Führung von Katar in andere Länder, darunter den Irak, verlagern will. »Wir haben jeder Regierung in der Region klar gemacht, dass es nach den schrecklichen Anschlägen vom 7. Oktober keine Geschäfte mehr mit der Hamas geben sollte. Und das gilt für alle«, sagte der Sprecher des amerikanischen Außenministeriums, Matthew Miller, auf eine Frage während eines Briefings am Montag zu den Plänen der Hamas, sich im Irak niederzulassen.
Am späten Montagabend dementierte der ranghohe Hamas-Beamte Izzat El Reshiq die Berichte, bei denen es sich um »Behauptungen« handle, ging jedoch nicht näher darauf ein. Ein Hamas-Vertreter im Libanon wies ebenfalls Meldungen zurück, wonach die Gruppe Katar verlassen wolle. »Wir betrachten dies als Teil der in den Medien geführten Kampagne zur Druckausübung auf die Bewegung, um Zugeständnisse in den Verhandlungen zu machen», sagte er gegenüber The National in Beirut.