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Gazastreifen: Die Hamas ist unten durch

An der Hamas haben die Menschen im Gazastreifen viel auszusetzen. Trotz angeblicher Hungersnot ist die Nahrunsmittelversorgung nur ein untergeordnetes Problem. (© imago images/APAimages)
An der Hamas haben die Menschen im Gazastreifen viel auszusetzen. Trotz angeblicher Hungersnot ist die Nahrunsmittelversorgung nur ein untergeordnetes Problem. (© imago images/APAimages)

Eine neue Umfrage zeigt, dass die Hamas im Gazastreifen nur noch sehr wenig Unterstützung hat. Kein Thema hingegen: die angebliche Hungersnot.

Am 22. Januar 2025 führe das Institute for Social and Economic Progress (ISEP) eine Umfrage unter den Bewohnern des Gazastreifens durch. Gefragt wurde nach den Hoffnungen nach dem Abschluss eines Waffenstillstandsabkommens zwischen Israel und der Hamas, der Beurteilung dieses Abkommens, den Präferenzen für die Nachkriegsordnung, den Erwartungen über Hilfs-, Wiederherstellungs- und Wiederaufbaubemühungen sowie den Ansichten zum Problem des Missbrauchs von Hilfsgütern.

Der Umfrage zufolge sind mehr als zwei Drittel der Befragten der Ansicht, dass US-Präsident Donald Trump, dessen zweite Amtszeit erst zwei Tage vor der Durchführung der Befragung begonnen hat, am meisten zum Zustandekommen des Waffenstillstandsabkommens zwischen Israel und der Hamas beigetragen hat. Nur sechs Prozent sprechen im Gegensatz dazu Trumps Vorgänger Joe Biden Anerkennung für seinen Beitrag zum einstweiligen Ende des Kriegs aus.

Erstaunlich optimistisch zeigten sich die Palästinenser im Gazastreifen über die Haltbarkeit des Waffenstillstands. Fast 90 Prozent glauben nicht nur, er werde die vereinbarte erste Phase von 42 Tagen überdauern, sondern gar in ein dauerhaftes Ende des Kriegs mit anschließendem Wiederaufbau des Gazastreifens übergehen.

Kaum Unterstützung für Hamas

Die Ergebnisse der Untersuchung dürften der Hamas einiges Kopfzerbrechen bescheren, denn laut der Umfrage ist sie bei den Bewohnern des Gazastreifens, kurz gesagt, unten durch. Nur zwölf Prozent gehen davon aus, dass die Hamas die ausschließliche Macht behalten werde, und nur sechs Prozent befürworten eine fortgesetzte alleinige Kontrolle des Küstenstreifens durch die Hamas. Knappe 38 Prozent befürworten eine Einheitsregierung, was zumindest noch eine weitere Beteiligung der Hamas an der Macht bedeuten würde.

Im Fall einer Neuwahl würden nur knapp über fünf Prozent ihre Stimme der Hamas geben; die im Westjordanland regierende Fatah von Mahmud Abbas könnte im Gegensatz dazu auf rund 29 Prozent der Stimmen hoffen.

Keine Spur von Hungersnot

Aufschlussreich sind die Antworten auf die Frage nach den Prioritäten beim erhofften Wiederaufbau des Gazastreifens. Wenig überraschend ist, dass das Hauptaugenmerk dabei auf Wohnraum und Unterkünfte gelegt werden sollte, gefolgt von der Wiederherstellung grundlegender Dienste und Sicherheit. Nur sechs Prozent sehen dagegen Ernährungssicherheit als vordringliches Problem, und für nur zwei Prozent stellt der Zugang zu medizinischer Versorgung das größte Problem dar.

Das sind insofern erstaunliche Zahlen, als in der internationalen Öffentlichkeit seit Anfang 2024 stets alarmistisch vor einer unmittelbar bevorstehenden oder bereits eingetretenen Hungersnot im Gazastreifen gewarnt wurde. Der Vorwurf einer angeblich vorsätzlich herbeigeführten Hungersnot bildet auch den Kern der Anklage gegen Israels Premier Benjamin Netanjahu und den ehemaligen Verteidigungsminister Yoav Gallant vor dem Internationalen Strafgerichtshof, die zur Ausstellung von Haftbefehlen gegen die beiden Politiker im November 2024 geführt hat.

Kritiker dieses Schritts haben darauf hingewiesen, dass es eines solche Hungersnot schlicht nicht gegeben habe; selbst diejenigen, die Anfang 2024 dramatische Warnungen ausgesprochen hatten, mussten später eingestehen, sich bei ihren Prognosen auf falsche bzw. unvollständige Daten gestützt zu haben. Dass die Nahrungsmittelversorgung in der Prioritätenliste der befragten Bewohner des Gazastreifens nur eine so untergeordnete Rolle spielt, wäre jedenfalls ein äußerst erstaunliches Ergebnis, hätten diese Menschen tatsächlich gerade eine verheerende Hungersnot durchgemacht.

Missbrauch von Hilfsgütern

Als ernstes Problem betrachtet eine Mehrheit der Befragten (64 Prozent), dass in den Gazastreifen eingeführte Hilfsgüter missbraucht oder gestohlen, auf jeden Fall aber nicht so verteilt würden, wie sie eigentlich sollten. Zwei Drittel machen dafür die Hamas vollständig oder zumindest teilweise verantwortlich, 93 Prozent geben »Banden« die Schuld, was in den Antworten zumindest einiger Befragter auch die Hamas beinhaltet haben dürfte. 86 Prozent machen freilich auch »die Besatzung« für Missstände bei der Verteilung der Hilfslieferungen verantwortlich.

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