Nach all dem Elend, das die Hamas über die Palästinenser im Gazastreifen gebracht hat, will sie nun Unruhen in den Nachbarländern anzetteln.
Khaled Abu Toameh
Nachdem sie alle Vorschläge für einen Waffenstillstand und einen Geisel-Deal abgelehnt hat, versucht die vom Iran unterstützte palästinensische Terrororganisation Hamas nun, Araber unter dem Vorwand, die arabischen Führer hätten den Palästinensern im Gazastreifen nicht geholfen, zum Aufstand gegen ihre eigenen Regierungen aufzuhetzen.
Kürzlich rief der hochrangige Hamas-Funktionär Khalil al-Hayya, der gemeinsam mit seiner Familie vor der Hamas-Invasion Israels am 7. Oktober 2023 aus dem Gazastreifen nach Katar gezogen war, die Araber dazu auf, »zu Lande und zu Wasser nach Palästina zu marschieren und die [israelischen Botschaften in arabischen Ländern, insbesondere in Ägypten und Jordanien] zu belagern«.
Rede an die Ägypter
In einer Ansprache an das ägyptische Volk sagte al-Hayya: »O Volk Ägyptens, wie könnt ihr zulassen, dass eure [palästinensischen] Brüder an eurer Grenze sterben?« Der Hamas-Funktionär bezog sich dabei auf die Weigerung Ägyptens, den Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen für humanitäre Hilfe zu öffnen.
Al-Hayyas Äußerungen spiegeln die tiefe Enttäuschung der Hamas-Führung über das Versagen der arabischen Länder wider, den Palästinensern im Gazastreifen während des Kriegs zur Seite zu stehen. Eines der erklärten Ziele des Massakers der Hamas vom 7. Oktober war es, die Bemühungen um eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den arabischen Ländern, insbesondere Saudi-Arabien, zu vereiteln. Ein weiteres unausgesprochenes Ziel der Hamas war es, Unruhen und Instabilität in Ägypten und Jordanien zu schüren, den beiden Nachbarländern, die Friedensverträge mit Israel haben.
Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen haben Hamas-Vertreter die Ägypter und Jordanier indirekt dazu aufgerufen, gegen ihre Regierungen zu revoltieren, weil diese ihre diplomatischen Beziehungen zu Israel nicht abgebrochen und es angeblich verabsäumt haben, den Palästinensern im Gazastreifen zu helfen.
Al-Hayyas Aufruf an die Araber, »zu Lande und zu Wasser nach Palästina zu marschieren«, bezieht sich im Speziellen auf Ägypten und Jordanien, da diese eine gemeinsame Grenze mit Israel haben. Die Hamas hat mit ihrem Massaker vom 7. Oktober Tod und Zerstörung über die zwei Millionen Palästinenser im Gazastreifen gebracht. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums in Gaza-Stadt wurden seit Beginn des Kriegs Zehntausende Menschen getötet und verletzt und Hunderttausende vertrieben.
Zur Terrororganisation erklärt
Jetzt wollen frustrierte Hamas-Führer, die ein komfortables Leben in Katar, der Türkei und anderen Ländern führen, Ägypter und Jordanier in ihrem Dschihad opfern, um mehr Juden zu ermorden und Israel zu zerstören.
Glücklicherweise haben sich die meisten arabischen Staaten geweigert, sich dem Völkermordplan der Hamas anzuschließen. Offenbar sind sich die arabischen Führer der Gefahren, die damit verbunden sind, nur allzu bewusst, sollten sie zulassen, dass die Hamas, ein Ableger der terroristischen Organisation Muslimbruderschaft, ihre Länder in einen Krieg mit Israel hineinzieht.
Aus diesem Grund haben viele arabische Länder die Muslimbruderschaft verboten oder für illegal erklärt, darunter Ägypten, Saudi-Arabien, Syrien, die Vereinigten Arabischen Emirate und kürzlich auch Jordanien. Diese Länder betrachten die Muslimbruderschaft als Bedrohung für ihre nationale Sicherheit und politische Stabilität. Will die US-Regierung Frieden und Stabilität im Nahen Osten fördern und ihre arabischen Verbündeten schützen, muss sie diesem Beispiel folgen und die Muslimbruderschaft als ausländische terroristische Organisation einstufen.
Scharfe Ablehnung
Der Aufruf des Hamas-Führers an die Araber, die Grenzen Ägyptens und Jordaniens zu nutzen, um Israel anzugreifen, wurde von beiden Ländern scharf verurteilt. Der ehemalige ägyptische Außenminister Hussein Haridi sagte: »Die Erklärung von al-Hayya ist Teil einer systematischen Kampagne, die von der Muslimbruderschaft weltweit orchestriert wird, um die Rolle Ägyptens zu diskreditieren und seine politischen und humanitären Bemühungen zur Beendigung des Kriegs und zur Linderung der Leiden der [palästinensischen] Zivilbevölkerung zu untergraben. Es ist klar, dass diese Äußerungen dazu dienen sollen, das Versagen der Hamas-Führung und ihre Unnachgiebigkeit in bestimmten Phasen der laufenden Verhandlungen [über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln] zu vertuschen.«
Die Ziele des Hamas-Führers stehen »voll und ganz im Einklang mit den Hauptzielen der Muslimbruderschaft: dem Sturz des ägyptischen Regimes und die Verwandlung Ägyptens in einen Sumpf des Chaos«, sagte Saeed Okasha, Ägyptenexperte am Al-Ahram-Zentrum für politische und strategische Studien. Laut Okasha gibt es eine Reihe von Gründen, die al-Hayya zu seiner feindseligen Haltung gegenüber Ägypten veranlasst haben:
»Die große Krise, in der sich die Hamas insbesondere seit dem Verlust ihrer militärischen Macht befindet, hat sich darauf reduziert, Minen in den Straßen von Gaza zu verlegen. Darüber hinaus steht die Hamas kurz vor dem politischen und militärischen Aus. Al-Hayyas Äußerungen sind Ausdruck seiner Verzweiflung und Frustration, mit denen er versucht, Rechtfertigungen für das Scheitern seiner Gruppe zu finden. Die Muslimbruderschaft glaubt, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage in Ägypten eine Gelegenheit sein könnte, Druck auf das ägyptische Volk auszuüben, indem religiöse Gefühle mit wirtschaftlichen Bedingungen vermischt werden, um so die innenpolitische Lage des Landes zu destabilisieren.«
Hohle Reden
Auch die Jordanier äußerten sich empört über den Aufruf des Hamas-Führers, die Proteste gegen Israel im Königreich zu verschärfen und die Grenze zu nutzen, um »nach Palästina zu marschieren«.
Mohammed al-Musalha, Professor für Politikwissenschaft an der Universität von Jordanien, sagte, die Jordanier lehnten die »beschämenden und schändlichen« Äußerungen von al-Hayya ab: »Solche hohlen Reden entfremden das jordanische Volk von solchen [Hamas]-Führern, die das Ausmaß der Katastrophe, die das palästinensische Volk, insbesondere die Bewohner des Gazastreifens, heimgesucht hat, nicht spüren. Daher sind sie [die Hamas-Führer] dringend auf jede Hilfe aller Araber angewiesen. Jordanien akzeptiert es nicht, von Menschen mit politischen Absichten, die allen bekannt sind, in den Rücken gefallen zu werden.«
Der jordanische Politologe Khalaf al-Tahat beschuldigte den Hamas-Führer, einen Aufruf veröffentlicht zu haben, »der die Grenzen der politischen Absurdität bis zum Massen-Selbstmord ausreizt«. Der Wissenschaftler verurteilte den Aufruf als »nicht weniger katastrophal als die Todesszenen im Gazastreifen, zumal er die Völker der Nachbarländer Palästinas dazu aufrief, nach Palästina zu marschieren, israelische Botschaften zu belagern und die diplomatischen und Handelsbeziehungen [zu Israel] abzubrechen, als ob diese Menschen den Luxus hätten, sich auf Abenteuer einzulassen, denen es an jeder Form von Vernunft und Planung mangelt«.
Jene Hamas-Führer, die behaupten, von ihren arabischen Brüdern verraten worden zu sein, versuchen nun, die Krise ihrer eigenen Organisation zu exportieren und die Verantwortung für das Leiden der Palästinenser anderen Parteien, insbesondere den arabischen Ländern, zuzuschieben. Sie tun dies aus ihren sicheren Villen und Luxushotelsuiten in Katar, einem der führenden Sponsoren islamistischer Gruppen, insbesondere der Muslimbruderschaft.
Ohne die Unterstützung Katars hätten die Hamas-Führer nicht den Mut gehabt, Unruhen und Instabilität in Ägypten und Jordanien zu schüren. Es ist an der Zeit, dass die amerikanische Regierung nicht nur die Muslimbruderschaft als ausländische terroristische Organisation einstuft, sondern endlich auch Katar und seinen Fernsehsender Al-Jazeera für deren Unterstützung islamistischer Terrorgruppen zu rügen, die Israel und die arabischen Verbündeten Amerikas ins Visier nehmen.
((Khaled Abu Toameh ist Journalist in Jerusalem. Der Text ist auf Englisch zuerst vom Gatestone Institute veröffentlicht worden. Übersetzung von Florian Markl.)






