Ein hochrangiges Mitglied der Hamas bezeichnete vor Journalisten den Überfall auf Israel als Fehler, der zur Orientierungslosigkeit und zum Ruin der Terrorgruppe geführt habe.
Der 37. Jahrestag der Gründung der Terrororganisation Hamas am 10. Dezember fiel in eine Zeit des Niedergangs aufgrund von Niederlagen im Gazastreifen und in der gesamten Region, wie ein hochrangiger Hamas-Funktionär mit Sitz in der Türkei gegenüber saudischen Medien erklärte: »Die Hamas leidet unter einer echten Führungskrise. Die Al-Aqsa-Flut [Hamas-Bezeichnung für das Massaker vom 7. Oktober 2023, Anm.] war ein Angriff, der nach hinten losging und uns in ein Meer aus Blut und Krisen stürzte.«
Der Hamas-Funktionär bekräftigte, dass die Führung der Organisation derzeit orientierungslos sei, und erklärte, dass »der Gazastreifen vollständig zerstört« wurde. Er äußerte die Hoffnung, ein Geiseldeal könnte die Notlage der Führung etwas lindern.
»Der jüngste Schlag war der Sturz des Regimes von Baschar al-Assad, mit dem die Hamas versucht hatte, die Beziehungen wieder aufzubauen«, so der Hamas-Funktionär. Einem Bericht der saudischen Nachrichtenseite Elaph zufolge hat die neue syrische Führung den palästinensischen Terrorgruppen befohlen, ihre Büros zu schließen, ihre Waffen abzugeben, Trainingslager aufzulösen und Syrien so schnell wie möglich zu verlassen. Die wichtigste im Land aktive palästinensische Gruppe ist der direkte schiitische Stellvertreter des Irans, der Islamische Dschihad (PIJ).
Nach Teheran übersiedelt
Im Gegensatz dazu musste das politische Büro der Hamas im Jahr 2012 Syrien verlassen, weil es zu Beginn des dortigen Bürgerkriegs sunnitisch-islamistische Rebellen unterstützt hatte, was zu einem Zerwürfnis mit Assad führte, und näherte sich erst in den letzten Jahren dem alawitischen Regime in Damaskus wieder an. Laut Elaph war der wichtige Hamas-Funktionär Mohammed Nasser unter denjenigen, die sich zur Flucht aus Syrien gezwungen sahen, bevor die Rebellen Damaskus einnahmen, wie auch der PIJ-Generalsekretär Ziyad al-Nakhalah und die Anführer der Terrororganisation Volksfront für die Befreiung Palästinas – Generalkommando (PFLP-GC).
Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Mohammed al-Hindi besuchte al-Nakhalah kürzlich im Rahmen einer PIJ-Delegation Kairo und führte dort Gespräche mit hochrangigen ägyptischen Geheimdienstmitarbeitern über die laufenden Verhandlungen zu einem Geisel- und Waffenstillstandsdeal mit Israel.
Elaph meldete weiters, dass führende Mitglieder palästinensischer Terrororganisationen nach Teheran umgesiedelt seien. Es wird jedoch erwartet, dass sie sich aus Furcht vor gezielten Tötungen im Iran, wie dem Politbürochef der Hamas, Ismail Haniyeh widerfahren, nach anderen Gastländern umsehen werden.
Währenddessen deuten Berichte darauf hin, dass von Doha aus operierende Hamas-Führungskräfte angewiesen wurden, sich bedeckt zu halten. So seien sie gebeten worden, Versammlungen einzustellen und außerhalb von Katar nicht mit Journalisten zu sprechen. Darüber hinaus wurden Berichten zufolge Besuche ausländischer Delegationen ausgesetzt.