Laut Informationen der CIA sieht sich Yahya Sinwar mit heftiger Kritik aus den eigenen Reihen konfrontiert, die auf eine Waffenniederlegung der Hamas drängen.
Nach Angaben des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes wird Yahya Sinwar, Hamas-Führer im Gazastreifen, von seinen eigenen militärischen Befehlshabern unter Druck gesetzt, ein Waffenstillstandsabkommen zu akzeptieren und den Krieg mit Israel zu beenden. Dies habe CIA-Direktor Bill Burns letzten Samstag im Rahmen einer geschlossenen Konferenz in Sun Valley im US-Bundesstaat Idaho berichtet, wie eine anwesende Quelle gegenüber CNN erklärte.
Dem Informanten zufolge ist der als Architekt der Anschläge vom 7. Oktober bekannte – und damit Israels wichtigstes Ziel – Yahya Sinwar nicht »besorgt um seinen eigenen Tod», sieht sich aber mit der Forderung nach einer Waffenniederlegung konfrontiert, weil die Hamas zunehmend für das wachsende Leid im Gazastreifen nach mehr als neun Monaten Kampf verantwortlich gemacht werde.
Angeblich soll der 61-Jährige in den Tunneln seiner Geburtsstadt Khan untergetaucht sein und befindet sich zusehends im Visier des israelischen Militärs und des Geheimdienstes. IDF-Generalstabschef Herzi Halevi, bekräftigte letzten Sonntag, die gezielten Angriffe auf die Hamas-Führung seien ein wesentlicher Bestandteil der militärischen Strategie, die zur Rückkehr der israelischen Geiseln führen soll.
Ein israelischer Luftangriff am 13. Juli zielte auf den zweiten Befehlshaber der Hamas in Gaza, Mohammed Deif, den Anführer des als Qassam-Brigaden bezeichneten militärischen Flügels der Terrorgruppe.
Schwerer Schlag
Der zunehmende Druck erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu dem die Unterhändler über die Rahmenbedingungen für einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln verhandeln, die sowohl für Israel als auch für die Hamas akzeptabel sind. Ursprünglich hieß es, die Hamas habe die Gespräche wegen des Anschlags auf Mohammed Deif abgebrochen; wenig später bestätigten aber die Hamas als auch deren Schirmherr Katar die Fortsetzung der Verhandlungen.
Ein israelischer Beamter bestätigte am Montag gegenüber dem Nachrichtenkanal Ynet, dass eine Delegation unter der wahrscheinlichen Leitung von Mossad-Chef David Barnea diese Woche nach Doha abreisen sollte, jedoch noch auf die Einladung Katars warte. Möglicherweise könnten die Gespräche auch an einem anderen Ort stattfinden.
Laut dem regierungsinternen Informanten besteht Premierminister Benjamin Netanjahu auf eine Fortsetzung des militärischen Drucks auf die Hamas und halte an seinen roten Linien fest, wobei er betonte, dass nun die beste Zeit sei, um möglichst viele lebende Geiseln zu den geringsten Kosten und mit dem geringsten Risiko für die Sicherheit des Landes nach Israel zurückzubringen.
Ob Deif nun getötet worden ist oder nicht, das Attentat auf ihn wird von der Hamas dennoch als schwerer Schlag empfunden, was sich auch in ihrer passiven Reaktion widerspiegelt: Weder brach sie die Gespräche ab noch startete sie einen Raketenangriff auf Israel, so die anonyme Quelle.