Das israelische Militär rechnet damit, in zwei Wochen die vollständige Kontrolle über die südlichste Stadt des Gazastreifens erlangt zu haben, die als letzte Bastion der Hamas gilt.
Etwa die Hälfte der in der letzten Hamas-Bastion in Gaza stationierten Bataillone der Terrororganisation wurde während der laufenden Militäroperation zerschlagen, teilten die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) am Montag mit. Darüber hinaus haben die israelischen Truppen mindestens fünfhundertfünfzig Terroristen getötet, das letzte größere Raketenlager der Terrorgruppe beseitigt und sechzig bis siebzig Prozent von Rafah unter ihre Kontrolle gebracht, wobei die vollständige Kontrolle über die Stadt in zwei Wochen erwartet wird.
Auch etwa zweihundert Tunnelschächte konnten zerstört werden, seitdem die IDF-Panzer Anfang Mai in Rafah eingerollt waren und die Kontrolle über den Grenzübergang zum Sinai sowie den östlichen Teil der Stadt übernommen hatten, bevor sie ihre Aktivitäten auf andere Gebiete der Region ausweiteten und schließlich die gesamte Grenze des Gazastreifens zu Ägypten, den sogenannten Philadelphi-Korridor, sicherten. Entlang des rund vierzehn Kilometer langen Korridors haben die israelischen Streitkräfte Hunderte von Raketen geortet, darunter Dutzende von Langstreckenraketen, die auf das Zentrum Israels gerichtet waren.
Unter den zahlreichen entdeckten Tunnel waren mindestens fünfundzwanzig, die sich unter der Grenze hindurch bis nach Ägypten erstrecken sollen und von der Hamas zum Waffenschmuggel genutzt wurde. Laut IDF-Angaben ist das Tunnelnetz in Rafah, insbesondere in der Nähe des Philadelphi-Korridors, noch komplexer als jenes in Khan Yunis, Jabaliya und dem Militärviertel von Gaza-Stadt. Die IDF hoffen nun mit ägyptischer Zustimmung unterirdische Hindernisse und Sensoren im Philadelphi-Korridor errichten zu können, um zu verhindern, dass erneut grenzüberschreitende Schmugglertunnel gegraben werden.
Hauptquartier unter Kontrolle
Nach IDF-Angaben wurde im Zuge der israelischen Angriffe auf Gebäude und Tunnel eine große Zahl an Hamas-Kämpfer getötet, während eine unbekannte Zahl von Terroristen zu Beginn der Schlacht aus Rafah floh. Angesichts der Tatsache, dass die Hamas vor dem israelischen Angriff zwischen vier- bis achttausend Terroristen in Rafah stationiert hatte, scheint klar, dass die große Mehrheit von ihnen vor Beginn der Kampfhandlungen mit der Masse der Zivilisten geflohen ist. Nach Angaben der IDF verließ mehr als eine Million Nichtkombattanten das Gebiet in Richtung Al-Muwasi, ins Zentrum des Gazastreifens und nach Khan Yunis.
Von den vier Hamas-Bataillonen, die vor dem Einmarsch der IDF in Rafah stationiert waren, wurden zwei fast vollständig zerstört. Zugleich konnten die israelischen Streitkräfte nach heftigen Kämpfen in der vergangenen Woche die operative Kontrolle über das sogenannte »NPK«-Viertel erlangen, wo sich das Hauptquartier der Rafah-Brigade der Hamas befunden hatte. Die beiden anderen Bataillone konnten bislang nur teilweise zerschlagen werden, während Israel Armee in jenen beiden Vierteln weiterkämpft, in denen diese verbliebenen Hamas-Einheiten positioniert sind.
Die IDF erklärten, die Häuser und Tunnel in Rafah seien mit neuartigen Verteidigungsanlagen und Sprengfallen ausgestattet, wobei einige Häuser über Videoüberwachung in jedem Raum verfügen, um Angriffe aus dem Hinterhalt zu erleichtern.
Bislang wurden im Rahmen der Operation dreiundzwanzig israelische Soldaten der in Rafah eingesetzten 162. Division getötet, darunter acht am frühen Samstagmorgen, als ihr gepanzerter Mannschaftstransporter bei einem Einsatz im Viertel Tel Sultan zerstört wurde. Seit Beginn des Kriegs hat diese Division insgesamt 3.800 Verwundete und 180 Tote zu beklagen.



(Zur Vergrößerung auf Bild klicken