Sehr geehrte Kurier-Redaktion,

in der heutigen Kurier-Ausgabe ist über die US-iranischen Beziehungen zu lesen: „Als aber 1979 der Schah gestürzt wird und Ayatollah Khomeini einen islamischen Gottesstaat errichtet, beginnen die USA, den Irak und seinen Diktator Saddam Hussein aufzurüsten. Der beginnt im September 1980 einen Angriffskrieg gegen den Iran.“ Diese Darstellung der zeitlichen Abfolge ist schlicht falsch. Tatsächlich bestanden zwischen dem Irak und den USA seit dem Sechstagekrieg von 1967 nicht einmal diplomatische Beziehungen und das irakische Regime wurde den von USA als staatlicher Unterstützer des Terrorismus klassifiziert. Die irakischen Streitkräfte orientierten sich am sowjetischen Vorbild, ihr Kriegsgerät war hauptsächlich sowjetischer Herkunft und die Waffenlieferungen aus der Sowjetunion wurden nach dem Angriff auf den Iran noch einmal massiv erhöht.
Erst im Verlauf des Krieges, in dem der Irak rasch die Initiative verlor und der Iran in die Offensive ging, fand eine Verbesserung der irakisch-amerikanischen Beziehungen statt. Der drohende Sieg des radikalen islamistischen Regimes in Teheran, das nicht zuletzt von fanatischem Antiamerikanismus geprägt war, führte dazu, dass der Irak im Februar 1982 von der Liste der Terrorunterstützer gestrichen wurde, im Jahr danach lief die Unterstützung des Landes durch die USA an. Dabei handelte es sich in erster Linie um die Gewährung von Krediten und um geheimdienstliche Informationen über den Gegner Iran. Rüstungsgüter bezog der Irak freilich auch dann noch vor allem aus der Sowjetunion und aus Frankreich – und nicht aus den USA. Kurz gesagt: Es kann überhaupt keine Rede davon sein, dass der Irak vor seinem Angriff auf den Iran von den USA aufgerüstet worden sei.
Mit freundlichen Grüßen,
Florian Markl
Mena Watch – der unabhängige Nahost-Thinktank