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Weiterhin gute Gesprächsbasis zwischen Israel und den VAE

Beziehungen zu Israel stabil: AJC-Direktor Marc Sievers bei einem Treffen mit Funktionären in den Vereinigten Arabischen Emiraten
Beziehungen zu Israel stabil: AJC-Direktor Marc Sievers bei einem Treffen mit Funktionären in den Vereinigten Arabischen Emiraten (Quelle: JNS)

Die Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten blieben auch nach dem Hamas-Massaker und während des Gazakriegs stabil.

Mike Wagenheim

Der Besuch des israelischen Außenministers Gideon Sa’ar am 7. Januar in Abu Dhabi bei seinem Amtskollegen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Scheich Abdullah bin Zayed Al Nahyan, war der erste Austausch auf dieser hohen politischen Ebene seit dem 7. Oktober 2023. Während des israelischen Kriegs gegen die Hamas wurden diplomatische Kontakte nur auf niedrigerer Ebene fortgesetzt. Die VAE hatten zwar den Angriff der Hamas frühzeitig verurteilt, kritisierten zugleich aber auch die Kriegsführung des jüdischen Staates in internationalen Foren in scharfer Weise.

Laut Marc Sievers, Gründungsdirektor des Arabisch-Jüdischen Verständigungszentrums des American Jewish Committee (AJC) in Abu Dhabi, spielten das diplomatische Korps der Emirate und Reporter das Treffen zwischen Sa’ar und Abdullah hoch: »Der Empfang durch Scheich Abdullah war sehr herzlich und freundlich, und so wurde er auch über die Kanäle des Außenministeriums und der Botschaft der Emirate in Washington verbreitet«, sagte der ehemalige Diplomat, der in der Region tätig war, unter anderem als US-Gesandter im Oman.

Sievers, dessen Aufgabe darin besteht, die Beziehungen zwischen amerikanischen Juden und den Führungspersönlichkeiten wie Bürgern der Golfstaaten zu vertiefen, hält es nicht für Zufall, dass ein emiratischer Medienbericht etwa zeitgleich mit dem Ministerbesuch offizielle Quellen über eine Rolle der Emirate im Nachkriegs-Gaza zitierte. Das sei keine neue Idee, so Sievers, aber sie habe angesichts des hochrangigen diplomatischen Treffens an Gewicht gewonnen.

Politik im Stillen

Das Treffen rückte die israelisch-emiratischen Beziehungen wieder ins Rampenlicht. Wie Sievers erklärte, habe das AJC seine Arbeit im Land nie eingestellt, auch wenn der Krieg einige der im Rahmen der Abraham-Abkommen geknüpften Bande zu zerreißen schien. »Bestimmte Dinge haben sich verlangsamt. Nach dem 7. Oktober war es nicht mehr wirklich möglich, Besucher aus den Emiraten nach Israel zu bringen und es kamen viel weniger jüdische und israelische Besucher hierher, zumindest zu uns.« Aber es habe immer Dialog und Raum für seine Organisation gegeben, »um mit Menschen in Kontakt zu treten. Wir haben es einfach ohne große Werbung gemacht und ohne Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen.«

So veranstaltete das AJC etwa ein Iftar-Frühstück zum Ramadan, selbst, als der Gaza-Krieg im vergangenen März eskalierte. Laut Sievers habe die Veranstaltung, die in den sozialen Medien nicht beworben wurde, keine negativen Rückmeldungen erhalten; auch gab es mehrere unauffällige Veranstaltungen und Besuche von AJC-Funktionären und anderen jüdischen Führungspersönlichkeiten aus den USA. Im Laufe der Zeit seien auch die israelischen Touristen und jüdischen Gruppen allmählich wieder in das Land zurückgekehrt.

»Die israelische Botschaft in Abu Dhabi war nie geschlossen. Sie wurde von den Emiratis nicht zur Schließung aufgefordert und das israelische Außenministerium hatte genügend Vertrauen in die Sicherheitslage hier, sodass es nie abgezogen wurde«, sagte Sievers. Einzige Ausnahme war eine zweiwöchige Unterbrechung Ende 2023, in der die Familien des Botschaftspersonals abreisten.

Auch im Abrahamic Family House in Abu Dhabi, zu dem eine Synagoge gehört, haben die Besuche wieder zugenommen, und der bilaterale Handel zwischen Israel und den Emiraten ist im vergangenen Jahr ebenfalls gestiegen. Die Beziehung zwischen Jerusalem und Abu Dhabi hat den Schock des Angriffs vom 7. Oktober 2023 und seine Folgen gut »überstanden«, und »auch wenn es in gewisser Weise schwierig war, gab es im Land sicherlich weniger Kritik« als international, sagte Sievers. »Sie haben verschiedene Wege gefunden, um das abzumildern.«

Die umfangreichen humanitären Bemühungen der Emirate im Gazastreifen wurden in aller Stille mit dem israelischen Verteidigungsministerium und den Verteidigungsstreitkräften koordiniert, wobei die weitgehende Geheimhaltung dieser Zusammenarbeit laut Sievers dazu beitrug, die innenpolitische Kritik in den Emiraten an den fortgesetzten diplomatischen Beziehungen zu Israel zu dämpfen.

»Hört man sich die öffentlichen Äußerungen hochrangiger Beamter an, so haben diese immer wieder betont, dass die Entscheidung, die Beziehungen zu Israel zu normalisieren, eine strategische war, von der es kein Zurück gibt. Ich denke, es ist eine beachtliche Leistung, dass die beiden Staaten in der Lage waren, diesen Schock des andauernden Kriegs im Gazastreifen und andere Spannungen in der Region zu bewältigen und trotzdem weiterzubestehen.«

Politik der Region neu gestalten

Abu Dhabi war eine diesbezügliche Ausnahme unter den Staaten der Abraham-Abkommen. So kehrten die israelischen Gesandten in Bahrain und Marokko nach Israel zurück – entweder wegen Sicherheitsbedenken oder weil sie von den Ländern ausgewiesen wurden.

Für Sievers sei es jedoch trotz allem »Unsinn«, wenn Kritiker, auch solchen in Medien und Thinktanks, erklärten, die Abkommen seien insofern ein Fehlschlag, als sie den Angriff der Hamas nicht verhindert hätten. »Die nächsten Monate sind von entscheidender Bedeutung, wie auf den Errungenschaften, die auf dem Schlachtfeld erzielt wurden, aufgebaut werden kann, um die Politik der Region so umzugestalten, dass sie auf Zusammenarbeit statt auf Konflikt ausgerichtet ist.«

Das AJC hat beschlossen, auch nach der vom Iran eingefädelten und mit Geld unterstützten Entführung und Ermordung des 28-jährigen Chabad-Rabbiners Zvi Kogan Ende November vergangenen Jahres in Abu Dhabi zu bleiben, obwohl es Berichte gab, Teheran würde Israelis und Juden aus der Diaspora, welche die Emirate besuchten, überwachen: »Wir haben über unsere Anwesenheit hier diskutiert. Es war eine persönliche Entscheidung, die mehr als eine organisatorische Entscheidung war«, so der AJC-Direktor.«

Seine Frau und er hätten zwar entschieden, »nirgendwo hin[zu]gehen, aber wir haben mehrere Nachrichten von den Emiratis, von der Führung hier, erhalten, die uns eine direkte Verbindung zur Polizei verschafft haben, über die ich vorher nicht verfügte – für den Fall, dass [eine Ausreise] nötig sein sollte«.

Andere Juden reagierten unterschiedlich bezüglich ihrer Sicherheit in den Emiraten. »Die Umstände in Abu Dhabi sind andere als in Dubai«, gab Sievers zu bedenken und merkte an, Dubai sei nicht nur vielfältiger und geschäftiger, sondern es leben dort auch mehr Juden (ca. zwei- bis dreitausend) als in Abu Dhabi. »Ich weiß, dass viele Leute nervös waren. Zumindest, was unseren Freundeskreis und unsere Kontakte in der Gemeinschaft betrifft, kenne ich aber niemanden, der das Land verlassen hat.«

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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