Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass in Großbritannien islamistische Organisationen das liberale Vereinsrecht dazu verwenden, um für ihre Zwecke Gelder zu sammeln.
Natürlich gehört, neben der Hilfe für Glaubensbrüder und -schwestern, die Unterstützung Palästinas zu einem der Hauptanliegen. Genauer gesagt: Meist handelt es sich darum, der Hamas nahestehenden oder gleich ganz zu ihr gehörenden Organisationen finanziell zu helfen.
Hin und wieder schaut dann jemand doch genauer hin, und dann kommt es für kurze Zeit, bevor das Business as usual weitergeht, zu einer Untersuchung und ein paar Meldungen in der Presse. So auch jüngst wieder geschehen, als eine dieser NGOs namens Save one Life (»Rette ein Leben«), bei der eigentlich schon ein Blick auf die Homepage reicht, um zu wissen, wessen Geistes Kind sie ist, nicht etwa bei der Vereinsaufsicht, sondern gleich bei der britischen Antiterrorpolizei gemeldet wurde. Der Verdacht: Ein Teil der über zwei Millionen Pfund, welche die Organisation seit Dezember 2023 für den Gazastreifen gesammelt hatte, sei direkt an die Hamas geflossen.
Das dürfte wenig erstaunen, ist doch seit Jahren bekannt, dass eine der Geldquellen, mit der die Hamas ihren Krieg gegen Israel finanziert, aus in Europa und den USA gesammelten Hilfsgeldern besteht – worüber damals auch schon ausführlich berichtet wurde.
Extremist unter Extremen
Save one Life allerdings, auf die nun das Schlaglicht fällt, scheint selbst aus dem Biotop dieser islamischen Hilfsorganisationen als besonders extrem herauszuragen. Einer der prominenten Fundraiser der Organisation ist seit Oktober 2023 Skeikh Haitham al-Haddad, seines Zeichens auch Mitglied des als Wohltätigkeitsorganisation registrierten Islamic Sharia Councils Großbritanniens, der schon oft für seine radikale Auslegung islamischen Rechts in der Kritik stand.
Al-Haddad verbreitete öffentlich unter anderem die Ansicht, Juden seien Abkömmlinge von »Affen und Schweinen«, bezeichnete Homosexualität als »kriminellen Akt«, verteidigte weibliche Genitalverstümmelung als islamisches Gebot und vertritt die Ansicht, dass die Versklavung von Nichtmuslimen legal sei.
Haitham al-Haddad personifiziert also, wie kaum ein anderer auf den britischen Inseln, den radikalen salafistischen Islamismus und kämpft seit Jahrzehnten kompromisslos für diese Ziele. Wieso Organisationen, denen er angehört oder für die er offen wirbt, überhaupt noch als solche gelten, die wohltätige und steuerbefreite Ziele verfolgen, ist eine Frage, die sich im Vereinigten Königreich viele zu Recht seit Jahren stellen.
Aber die Geschichte, die so schon skandalös genug ist, wäre nicht vollständig, gäbe es da nicht auch noch die Querverbindungen ins linke Lager. Denn, wie The Telegraph berichtet, ist einer der Treuhänder von Save one Life Addeel Khan, der wiederum seit dem 9. September 2024 als neuer Direktor für Gleichbehandlung, Inklusion and Kultur beim renommierten University College London (UCL) arbeitet und vorher für das Rote Kreuz tätig war.
Bei der UCL wird Khan als Inbegriff des gegen Rassismus und für Inklusion engagierten Menschen präsentiert. Er sei »ein leidenschaftlicher und aktiver Verfechter von Fairness und Gerechtigkeit, der seine Arbeit mit Mitgefühl und Menschenorientierung angeht. Während seiner gesamten Karriere hat er EDI-Netzwerke und -Initiativen an der Basis unterstützt und geleitet.« Ganz offenbar hat so jemand weder Berührungsängste, wenn es um radikale Prediger wie al-Haddad geht, noch Probleme, seinen Namen für eine Organisation herzugeben, die den »Widerstand gegen Israel« propagiert und zum Jahrestag des 7. Oktobers 2023 schrieb: »Jahre des Widerstands. Palästina bleibt stark: Zwölf Monate brutale Gewalt. Jahrzehnte unerschütterlicher Widerstand.«
Im aktuellen Fall von Save one Life ist also sogar personell nachweisbar, in welchem Ausmaß radikale Islamisten in Großbritannien – und keineswegs nur dort – über angebliche gemeinsame Solidarität mit den Palästinensern oder dem Kampf gegen Islamophobie zu einem Bestandteil des Establishments geworden sind.