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Griechenland warnt vor Krieg mit der Türkei

Aufmarsch zum 100. Jahrestag des Siegs über Griechenland im türkischen Unabhängigkeitskrieg 1922
Aufmarsch zum 100. Jahrestag des Siegs über Griechenland im türkischen Unabhängigkeitskrieg 1922 (© Imago Images / Xinhua)

Die historisch schlechten Beziehungen der beiden Nachbarstaaten sind an einem Tiefpunkt angelangt, nachdem die Auseinandersetzungen um die Grenzen in der Ägäis und die Einwanderung eskalierten.

Die griechische Regierung hat ihre NATO- und EU-Partner sowie den Chef der Vereinten Nationen schriftlich aufgefordert, die zunehmend aggressiven Äußerungen von Vertretern des Nachbarlands Türkei offiziell zu verurteilen und darauf hinzuweisen, dass die derzeitigen bilateralen Spannungen zu einem zweiten offenen Konflikt auf europäischem Boden eskalieren könnten.

Laut Associated Press forderte der griechische Außenminister Nikos Dendias von den drei Institutionen, das Verhalten der Türkei zu verurteilen, die gleichermaßen regionaler Rivale Griechenlands wie NATO-Verbündeter ist. »Wenn wir dies nicht rechtzeitig tun oder den Ernst der Lage unterschätzen, riskieren wir, erneut Zeuge einer ähnlichen Situation zu werden, wie sie sich derzeit in einem anderen Teil unseres Kontinents abspielt«, schrieb Dendias in Anspielung auf den Krieg in der Ukraine. »Das ist etwas, was niemand von uns wirklich wünscht.«

Die ohnehin historisch schlechten Beziehungen der beiden Nachbarstaaten sind an einem Tiefpunkt angelangt, nachdem in jüngster Vergangenheit die Streitigkeiten um die Grenzen in der Ägäis und die Einwanderung eskalierten. In den letzten fünfzig Jahren standen Griechenland und die Türkei dreimal kurz vor einem Krieg. Am Dienstag wiederholte der türkische Präsident eine kaum verhüllte Invasionsdrohung, die er schon am Wochenende geäußert hatte. Athen antwortete darauf, es sei bereit, seine Souveränität zu verteidigen.

In den Briefen an NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, EU-Außenpolitikchef Josep Borrell und UN-Chef Antonio Guterres zitiert Athen Erdogans Verweise auf das, was er griechische »Besetzung« von Inseln in der Ägäis nennt, die seit Jahrzehnten zu Griechenland gehören. Außerdem habe Erdogan das griechische Volk als »abscheulich« bezeichnet. Dendias wörtlich:

»Die türkische Führung hat sich offenbar dafür entschieden, eine künftige Aggression als bereits vorbereitet und, was noch wichtiger ist, als gerechtfertigte Aktion darzustellen. Wenn diese türkische Haltung nicht in ihren wahren Dimensionen gesehen und von der internationalen Gemeinschaft angemessen behandelt wird, besteht die Gefahr, dass sie unsere gesamte Region destabilisiert und Folgen auslöst, deren Schwere schwer abzuschätzen ist.«

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Dienstag, die Türkei könne in einer Antwort auf das griechische Fehlverhalten »eines Nachts plötzlich kommen«, was eine relative unverholene Drohung mit einem türkischen Angriff darstellt. Ankara wirft Griechenland vor, mit seiner Militärpräsenz auf den Inseln nahe der türkischen Ägäisküste gegen internationale Vereinbarungen zu verstoßen. Außerdem hat die Türkei die griechische Luftabwehr beschuldigt, türkische Kampfjets bei NATO-Übungen über dem östlichen Mittelmeer in ihrem Radar zu erfassen.

Griechenland wiederum erklärt, es müsse seine östlichen Inseln – darunter die Touristenhochburgen Rhodos und Kos, die näher an der Türkei als am griechischen Festland liegen – gegen seinen größeren und militärisch stärkeren Nachbarn verteidigen. Dendias warf der Türkei am Dienstag vor, in diesem Jahr 6.100 Verletzungen des griechischen Luftraums begangen zu haben, darunter 157 Überflüge über griechisches Gebiet.

Griechenland setzt fast täglich Kampfflugzeuge ein, um türkische Militärflugzeuge zu identifizieren und abzufangen, wobei es oft zu simulierten Luftkämpfen kommt, die in den letzten Jahrzehnten mehrere Todesopfer gefordert haben. »Die türkische Haltung ist ein destabilisierender Faktor für die Einheit und den Zusammenhalt der NATO und schwächt die südliche Flanke des Bündnisses in einem Moment der Krise«, schrieb Dendias in diesem Zusammenhang an Stoltenberg.

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