Die von den USA und Israel unterstützte Hilfsorganisation für den Gazastreifen weist alle Vorwürfe als unwahre Behauptungen eines verärgerten Ex-Mitarbeiters zurück.
Die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) hat am Mittwoch den ehemaligen US-Green-Beret-Offizier Anthony Aguilar scharf kritisiert, der am Samstag gegenüber der BBC behauptet hatte, gesehen zu haben, wie Soldaten auf unbewaffnete Zivilisten an Hilfsgüterverteilungsstellen geschossen hätten. Die von den USA unterstützte Hilfsorganisation GHF bezeichnete Aguilar als »verärgerten Auftragnehmer« und erklärte, seine Ausführungen hätten eine sofortige Untersuchung ausgelöst, die ergeben habe, dass sie falsch seien. Aguilar sei gegen seinen Willen aus der Organisation ausgeschlossen worden und habe zuvor die Arbeit der GHF gelobt.
Laut der Hilfsorganisation ist Aguilars Behauptung, dass Auftragnehmer des GHF-Sicherheitspartners UG Solutions Blendgranaten, Tränengas und andere nicht tödliche Munition in einer Weise eingesetzt hätten, die Hilfe suchende Zivilisten verletzt habe, unwahr. Die Stiftung erklärte, Auftragnehmer hätten Pfefferspray, Rauch und Blendgranaten eingesetzt, um ein Gedränge in der Menge der Hilfssuchenden zu verhindern. Die Organisation gab außerdem an, dass Warnschüsse abgegeben worden seien, um die Menschenmenge zu zerstreuen; diese seien jedoch in die Luft und in Richtung Küste abgefeuert worden und nicht in Richtung der Hilfssuchenden.
Drohung mit Vergeltung
Laut GHF war Aguilar nur insgesamt 27 Tage lang als Auftragnehmer für UG Solutions tätig, bevor er am 13. Juni wegen Fehlverhaltens entlassen wurde. » Anthony Aguilar hat grundlegende Aufgaben, die in seinen Verantwortungsbereich fielen, nicht erfüllt«, erklärte die Organisation. Am nächsten Tag habe er um eine erneute Prüfung gebeten und angeboten, in jeder Funktion zu arbeiten, die ihm zugeteilt werde. »Noch am 4. Juli teilte Aguilar der UG-Führung mit, dass er eine neue Bewerbung für eine Arbeit im Gazastreifen eingereicht habe.«
»Ich möchte nicht gehen. Ich verstehe, dass mein aktueller Vertrag als JTOC-Operator gekündigt ist. Gut, aber ich kann ja einen neuen Vertrag bekommen. Wenn die Angst besteht, dass andere Mitarbeiter das nicht gut finden, dann wird UG in Geiselhaft genommen. Ich kann für dieses Unternehmen und diesen Vertrag von großem Wert sein, nutzen Sie mich als Gewinn«, zitierte die GHF aus einen Schreiben Aguilars.
Die Hilfsorganisation führte weiter aus, Aguilar habe UG Solutions mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht, falls er nicht wieder eingestellt werde. Am 15. Juni habe er dem Unternehmen geschrieben, ‚er könne »Ihr bester Freund oder Ihr schlimmster Albtraum sein, hören Sie auf, herumzuspielen. Nehmt mich wieder auf, und lasst uns diese Mission zu Ende bringen.« Am 21. Juni habe er unter Berufung auf seine persönlichen familiären Bedürfnisse erneut seine Wiedereinstellung gefordert und gedroht: »Überlegt euch etwas, oder ich sitze am Dienstag im Flugzeug und dann geht es hart auf hart.«
Die GHF erklärte, dass das Unternehmen trotz Aguilars zahlreicher Versuche, wieder eingestellt zu werden, hart geblieben sei. Sein »Verhalten hat ihn von der weiteren Arbeit in einem komplexen Umfeld wie dem Gazastreifen ausgeschlossen.«
Keine Sicht auf IDF
Gegenüber der BBC behauptetet Aguilar auch, gesehen zu haben, »wie die IDF auf eine Menge Palästinenser geschossen hat. Ich habe gesehen, wie die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) mit einem Merkava-Panzer eine Hauptgeschützpatrone in eine Menschenmenge abgefeuert und ein Auto mit Zivilisten zerstört hat, die einfach nur von der Stelle wegfahren wollten. In meiner gesamten Laufbahn habe ich noch nie solche Brutalität und den Einsatz von wahlloser und unnötiger Gewalt gegen eine unbewaffnete, hungernde Zivilbevölkerung erlebt – bis ich im Gazastreifen in die Hände der IDF und amerikanischer Auftragnehmer geriet.«
GHF widersprach auch diesen Aussagen und erklärte, dass Aguilar kein Zeuge von IDF-Aktionen gewesen sein könne. »Er hat den statischen Verteilungsort während der Operationen nicht verlassen, und von dort aus hätte er keine Sicht auf IDF-Einheiten gehabt, die sich hinter hohen Schutzwällen befanden, um die Standorte zu schützen.«






