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Wieso wird Gewalt gegen humanitäre Helfer in Gaza nicht verurteilt?

Ein Mitarbeiter der Gaza Humanitarian Foundation in einem der Verteilungszentren in der Küstenexklave
Ein Mitarbeiter der Gaza Humanitarian Foundation in einem der Verteilungszentren in der Küstenexklave (Quelle: X-Account GHF)

Die Gaza Humanitarian Foundation versorgt die Bewohner Gazas mit Lebensmitteln und verhindert, dass die Hamas sie erpresst – und zahlt dafür einen hohen Preis.

Abraham Cooper

Die Wahrscheinlichkeit eines Waffenstillstands im Gazastreifen könnte davon abhängen, ob Israel einer der Kernforderungen der Hamas nachgibt, die darin besteht, die erfolgreichen Bemühungen zur Versorgung der palästinensischen Bevölkerung einzustellen. Die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) hat in den letzten fünf Wochen mehr als sechzig Millionen Mahlzeiten verteilt. Dies hat die Einnahmequellen der Hamas erheblich geschmälert, da die Terrororganisation trotz der täglichen Not der palästinensischen Bevölkerung seit Jahren humanitäre Hilfe stiehlt und zu hohen Preisen verkauft.

Für Israel bleibt die Priorität nach den Terroranschlägen vom 7. Oktober 2023 unverändert: die Hamas zu eliminieren und die Geiseln zu befreien, die noch immer in ihrem unterirdischen Labyrinth festgehalten werden. Gleichzeitig kann die Welt jedoch das immense Leid der unschuldigen Zivilisten im Gazastreifen nicht ignorieren, von denen die meisten unter der Kontrolle der Hamas gefangen sind. Israel kann auch nicht zum Status quo ante zurückkehren, als die Hamas die Bewohner aushungerte, um ihren Terror zu finanzieren.

Die GHF hat eine einzigartige Mission, nämlich die Menschen im Gazastreifen sicher und direkt mit Lebensmitteln zu versorgen. Sie arbeitet transparent, mit logistischem Know-how, Engagement für die Menschenwürde und ja, auch in Abstimmung mit der israelischen Regierung. Ohne diese Abstimmung würden ihre Lebensmittel denselben Plünderungen und Umleitungen zum Opfer fallen, unter denen andere Hilfsorganisationen leiden, die Israel als Hindernis betrachten.

Für diesen Erfolg wurde die Gaza Humanitarian Foundation mit Beifall von der palästinensischen Bevölkerung belohnt, aber auch mit heftiger internationaler Kritik von fast allen außerhalb der US-Regierung, die mindestens dreißig Millionen Dollar zur Unterstützung beigesteuert hat. Die Kritiker behaupten, die Stiftung verstoße gegen humanitäre Grundsätze, weil sie mit Israel zusammenarbeite. Ihre Aussagen ignorieren die Fakten und konzentrieren sich stattdessen auf Ideologie. Was sie als »Neutralität« bezeichnen, dient oft als Vorwand, um sich nicht mit den Aktionen der Hamas auseinanderzusetzen, die regelmäßig Hilfslieferungen blockiert und Helfer bedroht.

Moralische Eindeutigkeit

Anscheinend gilt es in den meisten traditionellen Medien als »legitim«, wenn man sich an die Regeln der Hamas hält – also ihre gefälschten Statistiken, ihre Propaganda und ihren Diebstahl von Hilfsgütern akzeptiert. Wenn man dieses System jedoch durch eine effiziente, sichere und von der Hamas ungehinderte Lieferung von Hilfsgütern infrage stellt, wird man zum Bösewicht.

Schlimmer noch, die Hamas wendet ihre Gewalt nun auch gegen palästinensische Zivilisten, die mit der Gaza Humanitarian Foundation zusammenarbeiten. Kürzlich hat die Hamas einen Bus mit palästinensischen Freiwilligen der Stiftung angegriffen. Regionalen Berichten zufolge hat eine Einheit der Hamas Dutzende von Helfern getötet oder festgenommen. Ihre Mitglieder haben auch amerikanische Helfer mit Sprengfallen, die mit Kugellagern gefüllt waren, angegriffen und sich dann in die Menge der Hilfsbedürftigen zurückgezogen, in der Hoffnung, Schüsse zu provozieren und einen internationalen Zwischenfall herbeizuführen.

Trotz dieser Gewalt hat sich die UNO kaum zu Wort gemeldet und auch die Europäische Union keine nennenswerte Verurteilung ausgesprochen. Einige ihr nahestehende Organisationen stellen weiterhin die Mission der Stiftung infrage und ignorieren die Gewalt. Nur die USA haben sich klar verurteilend geäußert. Die UNO, das Internationale Rote Kreuz und andere führende Vertreter der Zivilgesellschaft bestehen auf einer sakrosankten »Neutralität«, die faktisch moralischer Blindheit gleichkommt. Es gibt Gut und Böse in dieser Welt: hungernde Zivilisten zu ernähren ist gut; die Hilfsgüter zu stehlen und die Menschen zu ermorden, die sie versorgen, ist böse.

Menschen, die guten Willens sind, sollten anerkennen, dass die Gaza Humanitarian Foundation dort Hilfe leistet, wo andere versagt haben, und dies trotz Gewalt und Morddrohungen. Sie verdient unsere Unterstützung, nicht unser Misstrauen. Die Werte, die hinter dieser Arbeit stehen, sind nicht abstrakt. Sie spiegeln die tiefsten Verpflichtungen der jüdisch-christlichen Tradition wider: Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Menschenwürde.

Während die Verhandlungen über einen Waffenstillstand laufen, sollten die UNO, die EU und internationale Hilfsorganisationen öffentlich zusagen, mit der GHF zusammenzuarbeiten. Wollen sie keine Hilfe leisten, sollten sie zumindest diejenigen nicht behindern, die dies tun. Die Zeit für moralische Zweideutigkeiten ist vorbei.

Der US-Kongress wird in Kürze auch Anhörungen zur Lieferung humanitärer Hilfe im Gazastreifen abhalten. Die Abgeordneten sollten nicht nur die Arbeit der Stiftung untersuchen, sondern auch das Versagen anderer Organisationen, die Hamas zu verurteilen oder ihr entgegenzutreten. Untergraben diese Gruppen weiterhin die Stiftung oder ignorieren die Gewalt gegen ihre Mitarbeiter, sollten die amerikanischen Politiker überdenken, wie humanitäre Gelder verteilt werden. Wer Terror nicht verurteilen kann, dem sollte man nicht zutrauen, Leid zu lindern.

Die Mittel der Barmherzigkeit stellen die Kräfte der Grausamkeit infrage. Die Hungrigen zu ernähren ist eine heilige Pflicht, und dank der Stiftung hat die Bevölkerung nun zuverlässigen Zugang zu Nahrungsmitteln. Die Ablehnung der Hamas, Palästinenser zu ernähren, muss verstanden werden. Hilfsorganisationen, die ihre Aufgabe, Menschen Hilfe zu leisten, nicht erfüllen, müssen beim Namen genannt werden. Und diejenigen, die Kopfgeld auf sie aussetzen, müssen verurteilt und isoliert werden. In einem Konflikt voller Grauzonen ist dies eine Grenze, welche die Welt bereit sein muss zu ziehen.

Rabbi Abraham Cooper ist leitender Vertreter des Simon-Wiesenthal-Zentrums und emeritierter Vorsitzender der US-Kommission für internationale Religionsfreiheit. (Der Artikel erschien zuerst bei The Hill. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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