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Gesetzlosigkeit und Plünderer verhindern Hilfsgüterverteilung in Gaza

US-Soldat beim Entladen eines Schiffs mit Hilfslieferungen am Pier vor Gaza
US-Soldat beim Entladen eines Schiffs mit Hilfslieferungen am Pier vor Gaza (© Imago Images / ZUMA Press Wire)

Entgegen vieler Behauptungen kommen genügend Versorgungsgüter im Gazastreifen an, doch die Verteilungsprobleme vor Ort, die Plünderungen und das allgemeine Chaos torpedieren die Versorgung der Bevölkerung.

Tausende von Tonnen an Lebensmitteln, Medikamenten und anderen Hilfsgütern, die sich an einem Strand im Gazastreifen stapeln, erreichen die Bedürftigen nicht, weil die Sicherheitslage vor Ort so schlecht ist und eine hohe Gesetzlosigkeit vorherrscht, sagte ein US-Hilfsbeamter am Mittwoch. Lkw-Fahrer geraten ins Kreuzfeuer oder ihre Ladung wird von marodierenden Gruppen beschlagnahmt, stellte Doug Strope von der U.S. Agency for International Development (USAID) fest.

Das Gefühl der allgemeinen Verzweiflung der Palästinenser werde, kombiniert von Gaza als aktive Kampfzone und der vorherrschenden »Gesetzlosigkeit«, noch verstärkt, so Strope gegenüber The Associated Press. Die Sicherheit, »die für die Arbeit der humanitären Helfer notwendig ist, ist das, woran es im Moment wirklich mangelt«, fügte der USAID-Beamte hinzu.

Die Äußerungen bestätigen den jüngsten Bericht der wichtigsten globalen Initiative zur Überwachung von Hungersnöten, der Integrated Food Security Phase Classification (IFP), dass die Engpässe nicht auf mangelnde Hilfslieferungen, sondern auf Verteilungsprobleme vor Ort zurückzuführen sind. Im Juni kam das Komitee zu dem Schluss, aufgrund der erheblichen Zunahme der Transporte stünden »selbst bei konservativen Berechnungen fast hundert Prozent des täglichen Kalorienbedarfs für die geschätzte Bevölkerung von 300.000 Menschen zur Verfügung«.

Zeitweilige Aussetzung

In der Zwischenzeit hat die UN-Nahrungsmittelagentur den Nachschub von Hilfsgütern von einem von den USA gebauten Pier an der Küste des Gazastreifens wegen Sicherheitsbedenken gestoppt. Das Welternährungsprogramm (WFP) prüft derzeit die Vorkehrungen rund um den Strand, sodass die Lieferungen »sehr bald« wieder aufgenommen werden können, sagte Stropes. Seit dem 25. Juni wurden von Zypern aus fast 7.000 Tonnen an humanitärer Hilfe mit Schiffen nach Gaza geliefert, doch nur tausend Tonnen haben bisher die Küstenenklave erreicht. Der Rest wird an einem Strandabschnitt neben dem Pier gelagert, sagte der USAID-Funktionär.

Die Szenen verzweifelter Menschen, die sich wahllos an den gelieferten Gütern direkt aus den Lastwagen bedienen und die »bandenmäßigen Aktivitäten«, im Zuge derer Plünderungen »organisierter und systematischer« geworden sind, untergraben die Hilfsbemühungen, fügte er hinzu. Dennoch werden weiterhin Waren, die von Großbritannien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und europäischen Ländern gespendet wurden, vom zypriotischen Hafen Larnaca zur Anlegestelle in Gaza gebracht.

In Zypern räumte Außenminister Constantinos Kombos die Schwierigkeiten des Seekorridors ein, der »ein komplexes Megaprojekt« von Larnaca bis zur Anlegestelle in Gaza darstellt, das in dieser Größenordnung nirgendwo sonst je erprobt worden sei. »Es gibt keine Alternative. Untätigkeit oder Trägheit ist in einer solchen Situation keine Option«, sagte Kombos vor Reportern.

Laut der amerikanischen Botschafterin in Zypern Julie Fisher sei der Pier gebaut worden, da es dringend notwendig sei, Lebensmittel und Medikamente nach Gaza zu bringen. »Wir wissen, dass allein im vergangenen Monat eine Million Palästinenser im Gazastreifen durch diesen Seekorridor versorgt wurden«, erklärte Fisher. »Zweifelsohne gibt es Herausforderungen. Wir wissen aber auch, dass wir damit etwas bewirken können. Wir wissen, dass wir mehr tun können.«

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