Vortrag von Benny Morris am 4. Dezember 2024 im Jüdischen Gemeindehaus in Berlin. Eine Veranstaltung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Berlin und Brandenburg e.V. und des Jungen Forums der DIG Berlin und Brandenburg.
Benny Morris’ Vortrag war im Vorfeld sehr umstritten. Die Universität Leipzig hatte ihn im Rahmen der Ringvorlesung »Traditionen und Gegenwart des Antisemitismus« ebenfalls zu einem Vortrag eingeladen, doch nach Protesten propalästinensischer Aktivsten wurde die Veranstaltung abgesagt. – Ein Paradebeispiel für Cancel Culture, denn mit diesem Einknicken vor erwartbarer Auseinandersetzung wurde die Leipziger Universität als eine von vielen deutschen Hochschulen dem Ideal von Wissenschaftsfreiheit und Weltoffenheit wieder einmal nicht gerecht.
Nur noch Kopfschütteln konnte die Begründung in der Presseerklärung hervorrufen: »Wir distanzieren uns entschieden von Prof. Morris’ kontroversen Aussagen.« Ist denn eine Kontroverse nicht eigentlich das Ziel jeder Debatte, in der es kein im Vorhinein schon feststehendes richtig oder falsch gibt, sondern ein Abwägen von Argumenten? Aber da es den propalästinensischen, oder besser: antiisraelischen Aktivisten von heute nicht ums Diskutieren, sondern allein ums Verhindern geht, haben sie in Leipzig gewonnen. In Berlin nicht.
Zum Referenten:
Der 1948 geborene Benny Morris ist einer der bedeutendsten israelischen Historiker, der 1988 durch seine Studie The Birth of the Palestinian Refugee Problem 1947–1949 bekannt wurde. Danach folgten zahlreiche weitere Publikationen, von denen zwei besonders hervorzuheben sind: das 2001 erschienene Buch Righteous Victims: A History of the Zionist-Arab Conflict, 1881–2001 sowie das 2008 publizierte Standardwerk 1948: A History of the First Arab-Israeli War.
Letzteres wurde 2023 von der Gesellschaft für kritische Bildung im Verlag Hentrich & Hentrich unter dem Titel 1948. Der erste arabisch-israelische Krieg auf Deutsch herausgegeben. Bei Mena-Watch erschien damals Morris‘ Aufsatz Explaining Transfer: Zionistisches Denken und der Ursprung des palästinensischen Flüchtlingsproblems, der aus Platzgründen keine Aufnahme mehr in das Buch gefunden hatte.