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Geretteten israelischen Geiseln geht es schlechter als ursprünglich gedacht

Gerettete israelische Geisel Noa Argamani mit ihrem Vater Yaakov, einem Soldaten und einem Arzt im Sheba Medical Center in Ramat Gan
Gerettete israelische Geisel Noa Argamani mit ihrem Vater Yaakov, einem Soldaten und einem Arzt im Sheba Medical Center in Ramat Gan (Quelle: JNS)

Ärzte im Sheba-Krankenhaus sagen, dass die vier vergangenen Samstag befreiten Geiseln die gegenseitige Nähe suchen, um einander zu stützen.

Den vier am vergangenen Samstag aus dem Gazastreifen geretteten Geiseln geht es physisch und psychisch schlechter als zunächst angenommen. Bei ersten medizinischen Tests im Sheba Medical Center am Samstag wurden Noa Argamani, Shlomi Ziv, Almog Meir Jan und Andrey Kozlov als unterernährt eingestuft, aber der psychische Einfluss ihrer Gefangenschaft muss erst noch in weiteren Untersuchungen festgestellt werden.

Zynische Geste

Der öffentlich-rechtliche israelische TV-Sender Kan berichtete am Sonntagabend, die Ärzte hätten nach ersten Gesprächen mit den befreiten Geiseln festgestellt, dass diese über schreckliche Erlebnisse in ihrer Gefangenschaft sprachen, während sie zugleich auch sagten, dass sich ihre Entführer um ihr Wohlergehen gesorgt hätten. Almog Meir Jan etwa berichtete, seine Entführer hätten ihm in einer »zynische Geste« einen Kuchen zu seinem Geburtstag geschenkt, den er in Gefangenschaft feiern musste.

Mitarbeiter des Krankenhauses berichteten den Medien, die vier geretteten Geiseln hätten in der Nacht zum Sonntag, ihrer ersten Nacht in Freiheit in Israel, nicht geschlafen und seien stattdessen aufgestanden, um mit ihren Familien und untereinander zu reden. Die Ärzte erzählten gegenüber Kan, die vier suchten sich ständig gegenseitig auf, was darauf hindeutet, dass sie einander weiterhin gegenseitig stützen müssen.

Berichten zufolge begannen die Geretteten bereits, über ihre Erlebnisse in der Geiselhaft zu sprechen. Auf Channel 13 berichtete Shlomi Ziv am Sonntag, er habe Arabisch durch Al-Jazeera-Sendungen gelernt. Darüber hinaus hätten ihre Entführer sie gezwungen, den Koran zu lesen und jeden Tag zu beten.

Auch Andrey Kozlov traf am Sonntag wieder mit seiner Familie zusammen, nachdem seine Eltern aus St. Petersburg gelandet waren. In einem Video des Wiedersehens ist zu sehen, wie Kozlov auf die Knie fällt und beim Anblick seiner Mutter in Tränen ausbracht.

Als Haussklavin gehalten

Auch Noa Argamani hat laut einem Bericht von Channel 12 News begonnen, von ihrem Martyrium ihrer Familie zu erzählen, bei dem sie viermal nur knapp dem Tod entgangen ist. Einem Ynet-Artikel vom Montag zufolge lernte Argamani ebenfalls Arabisch und nutzte es, um als Sprecherin für andere weibliche Geiseln zu fungieren, mit denen sie zusammen festgehalten wurde, bevor diese im November während eines einwöchigen Waffenstillstands freigelassen wurden. Bevor die israelischen Frauen getrennt wurden, benutzte Argamani das gelernte Arabisch, um dringend Benötigtes für die Geiseln zu besorgen.

Sie schilderte, sie sei während ihrer achtmonatigen Gefangenschaft in vier verschiedenen Wohnungen festgehalten worden und in der letzten habe die Familie sie gezwungen, das Geschirr zu waschen. Ynet berichtete, dass sie zeitweise auch mit einfachen Zutaten kochen konnte, die ihr zur Verfügung gestellt wurden. 

Bei der Beschreibung ihrer Befreiung am Samstag erzählte Argamani, dass sie gerade das Geschirr abwusch, als sie einen Schrei aus dem Wohnzimmer hörte und Leute mit vermummten Gesichtern sah, die ihr sagten, sie seien von den IDF. »Zuerst dachte ich, die machen sich über mich lustig und ich rührte mich nicht, aber dann fragte mich einer davon: ›Kann ich dich über meine Schulter werfen?‹, und ich begriff, was geschah«, wurde sie von Channel 12 zitiert.

Danach habe ihr Lastwagen auf dem Weg zum Abholort eine Panne gehabt, schilderte Argamani den Verlauf ihrer Rettung weiter. »Es war beängstigend. Die Soldaten waren so mutig. Wäre nur den Bruchteil einer Sekunde etwas anders gelaufen, wäre ich vielleicht heute nicht hier.«

Kurz nach ihrer Ankunft in Israel konnte Argamani ihre Mutter Liora besuchen, die an Krebs im Endstadium leidet, aber Noas Vater Yaakov sagte, Lioras fortgeschrittene Krankheit habe die Kommunikation zwischen den beiden erschwert. »Ich glaube, sie hat verstanden, was passiert ist. Es gab eine nebulöse Reaktion, aber Liora geht es schlecht, und sie hat Noa kaum angesehen«, erzählte Yaakov.

Die Ärzte des Ichilov-Krankenhauses, in dem Liora behandelt wird, erklärten gegenüber Ynet, Noa nehme seit ihrer Rückkehr aktiv an der Behandlung teil, informiere sich ausführlich über das medizinische Team und stelle Fragen zum Zustand ihrer im Sterben liegenden Mutter. Kurz nachdem Noa gefangen genommen und als Geisel nach Gaza verschleppt worden war, appellierte Liora an die Hamas, ihre Tochter freizulassen, damit sie sie vor ihrem Tod noch einmal sehen könne.

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