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Befreite Geisel: »So etwas sollte niemand erleben müssen«

Der jüngst aus der Hamas-Geiselhaft befreite Qaid Farhan al-Qadi. (© imago images/NurPhoto)
Der jüngst aus der Hamas-Geiselhaft befreite Qaid Farhan al-Qadi. (© imago images/NurPhoto)

Monatelang sah der jüngst befreite Qaid Farhan al-Qadi in den Tunnel der Hamas keine Sonne, während neben ihm eine andere Geisel starb.

Ilya Egorov

Als Qaid Farhan al-Qadi am Mittwoch nach seiner Befreiung aus der Gefangenschaft der Hamas im Gazastreifen das Krankenhaus verließ, äußerte er den Wunsch, seine Mutter und seine Töchter zu sehen und fügte hinzu: »Ob man nun Araber oder Jude ist, jeder hat eine Familie, die auf ihn wartet. Sie alle wollen feiern. Ich hoffe und bete, dass dies ein Ende hat.«

»Ich wünsche meine Erfahrung niemandem«, sagte al-Qadi, der fast elf Monate in Gefangenschaft verbrachte. »Ich habe sogar dem Premierminister [Benjamin Netanjahu] gesagt, er soll dem Ganzen ein Ende setzen. Es ist für alle schwierig, für Juden und Araber gleichermaßen.«

Die Familie al-Qadi reiste am Mittwoch in einem jubelnden Konvoi vom Soroka Medical Center in ihr Dorf bei Rahat. In einem eigens errichteten Zelt wurde er mit viel Freude und Rührung empfangen. Die Dorfbewohner brachten Essen für das Heimkehrerfest, das mit einem gemeinsamen Dankgebet begann. Als er ankam, erklärte der Befreite: »Mir geht es sehr gut. Tun Sie alles, um die Geiseln zurückzubringen.«

Als al-Qadi das Krankenhaus verließ, erklärte Soroka-Direktor Shlomi Kodesh: »Seit dem 7. Oktober haben Soroka und das gesamte Gesundheitssystem Einigkeit bewiesen, indem alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiteten, nämlich Leben zu retten. Farhan hat die längste Gefangenschaft unter den freigelassenen Geiseln hinter sich und ist dennoch in stabilem Zustand auf eigenen Füßen angekommen. Es ist eine große Ehre für mich und das gesamte Soroka-Team, diese freudigen Momente mitzuerleben und sich um die Rückkehrer zu kümmern. Wir beten und hoffen weiterhin für die sichere Rückkehr aller.«

Von der Arbeit verschleppt

Al-Qadi, ein 52-jähriger Vater von elf Kindern, wohnt mit seiner Familie in einem Dorf südlich von Rahat. Jahrelang arbeitete er als Wachmann in einem Betrieb in der Nähe des Moschavs Yesha. Am 7. Oktober hatte seine Familie vergeblich versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Es dauerte mehrere Wochen, bis sie die offizielle Bestätigung seiner Entführung erhielten.

Kurz nach al-Qadis Ankunft im Soroka-Krankenhaus berichtete sein Bruder Hatem: »Er hat hauptsächlich von Brot gelebt, und das nicht jeden Tag. Trotzdem ist er bei guter Gesundheit und es geht ihm insgesamt gut. Er war besorgt um den Rest der Familie. Er hat einige seiner Brüder gesehen und sich nach unserer Mutter erkundigt. Ich versicherte ihm, dass es ihr gut geht und alles in Ordnung ist.«

Ata Abu Medigm, ehemaliger Bürgermeister von Rahat, berichtete der israelischen Nachrichten-Website Ynet, dass al-Qadi monatelang in fast völliger Dunkelheit festgehalten wurde: »Er erzählte von einer sehr brutalen Gefangenschaft, er hat acht Monate lang kaum die Sonne gesehen. Er musste erst testen, ob seine Augen noch funktionierten. Er sagte, dass einer der Entführten zwei Monate lang bei ihm war und dann neben ihm starb.«

Mazen Abu Siam, ein langjähriger Freund und Tierarzt, bezeichnete die Hamas in einem Gespräch mit der Times als »Teufel« und sagte, al-Qadis Familie befinde sich seit zehn Monaten in schrecklicher Angst. Am Mittwoch traf al-Qadi zum ersten Mal seit seiner Gefangennahme mit seiner kranken, 90-jährigen Mutter zusammen.

Wie bei einem Tier

Al-Qadis Bruder Jumaa sagte gegenüber dem US-Sender CNN, dass Farhan »tot war und nun wieder zum Leben erweckt wurde« und »es nur Tränen gab. Tränen der Freude. Was zählt, ist, dass wir ihn gesehen haben.« Sein Bruder sei während des von der Hamas geführten Angriffs ins Bein geschossen und die Wunde während der Gefangenschaft schlecht behandelt worden. Er sei ohne Betäubung operiert worden, »wie man es bei Tieren macht«.

Qaid Farhan al-Qadi ist der erste israelische Araber und der achte Israeli, der von israelischen Streitkräften lebend aus dem Gazastreifen gerettet wurde. Er ist auch der erste Gefangene, der aus dem riesigen Tunnelnetz der Terrorgruppe gerettet werden konnte.

(Der Bericht ist auf Englisch vom Jewish News Syndicate veröffentlicht worden. Übersetzung von Florian Markl.)

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