Die in Katar ansässige Internationale Union muslimischer Gelehrter, deren Gründung auf ein Scheich der ägyptische Muslimbruderschaft zurückgeht, hielt in der Türkei eine Konferenz ab, in deren Mittelpunkt der Kampf gegen Israel stand.
Bassam Tawil
Mehr als 150 prominente muslimische Gelehrte aus fünfzig Ländern nahmen kürzlich an einer Konferenz im türkischen Istanbul teil, um die Lage im Gazastreifen nach dem von der Hamas angeführten Massaker am 7. Oktober 2023 zu diskutieren. Unter den 1.200 Menschen, die an diesem Tag von Hamas-Terroristen und gewöhnlichen Palästinensern ermordet wurden, befanden sich mindestens zwanzig muslimische Bürger Israels. Tausende weitere wurden verletzt; 251 Israelis und auch Staatsbürger anderer Länder in den Gazastreifen entführt, wo noch immer fünfzig – tot oder lebendig – gefangen gehalten werden.
Für die muslimischen Gelehrten aus Katar begann der Krieg im Gazastreifen jedoch nicht an jenem Tag, an dem die Hamas ihre Invasion Israels startete, sondern in dem Moment, als Israel zurückschlug. Für sie sind die einzigen Opfer die Palästinenser und nicht diejenigen, die am 7. Oktober ermordet, vergewaltigt, enthauptet und lebendig verbrannt wurden.
Extremistische Organisation
Die Konferenz fand in der Eyüp-Sultan-Moschee statt und wurde von der in Katar ansässigen Internationalen Union muslimischer Gelehrter (IUMS) organisiert, einer Vereinigung islamischer Theologen, die 2004 vom 2022 verstorbenen Scheich Yusuf al-Qaradawi gegründet wurde, einem ägyptischen Gelehrten, der als geistiger Führer der Muslimbruderschaft bekannt war und vor seinem Tod viele Jahre lang in Katar lebte bzw. unterstützt wurde.
Qaradawi, der eng mit der vom Iran unterstützten Hamas verbunden war, hatte kein Problem damit, den palästinensischen Terrorismus und die Ermordung israelischer Frauen und Kinder zu rechtfertigen – oder auch damit, muslimische Frauen dafür zu instrumentalisieren: »Israelische Frauen sind nicht wie Frauen in unserer Gesellschaft, weil israelische Frauen militarisiert sind«, sagte er 2004 gegenüber der BBC.
»Ich betrachte diese Art von Märtyreroperationen [Selbstmordattentate] als Zeichen der Gerechtigkeit Allahs des Allmächtigen. Durch seine unendliche Weisheit hat er den Schwachen gegeben, was die Starken nicht haben, nämlich die Fähigkeit, ihre Körper in Bomben zu verwandeln, wie es die Palästinenser tun.«
Mehrere arabische Länder wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Bahrain haben die katarische IUMS auf ihre Terrorismuslisten gesetzt, weil sie »islamische Rhetorik als Deckmantel nutze, um terroristische Aktivitäten zu erleichtern«.
Die Konferenz mit dem Titel Islamische und humanitäre Verantwortung: Gaza wurde laut den Veranstaltern organisiert, um über Israels »Völkermordkrieg« und die humanitären Verpflichtungen der islamischen Welt zu diskutieren. Dementsprechend wurden weder die Verantwortung der Hamas für das Leiden der Palästinenser selbst noch das der Tausenden von Israelis und anderen Staatsbürgern, die am 7. Oktober 2023 zu Opfern wurden, erwähnt. Und natürlich riefen die Gelehrten die Hamas nicht dazu auf, die Geiseln freizulassen und einen Waffenstillstand zu akzeptieren.Stattdessen wurde scharfe Kritik an Israel geübt, weil das Land es gewagt hatte, sich gegen den Terrorismus der Hamas zu verteidigen.
Täter-Opfer-Umkehr
IUMS-Präsident Ali al-Qaradaghi, der in der islamischen Welt als bedeutender Propagandist des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bekannt ist, forderte die muslimischen und arabischen Nationen auf, die Notlage im Gazastreifen als ihre eigene anzusehen. »Schützt euch selbst«, warnte er, denn Israels »Expansionsprojekt« bedrohe die gesamte Region: »Diese Konferenz bekräftigt, dass der Gazastreifen nicht nur ein palästinensisches Problem ist, sondern ein Problem der gesamten Ummah [islamischen Nation] und eine gerechte Sache der Menschheit, die niemand aufgeben darf.«
Anstatt die von der Hamas angeführten Gräueltaten als das schlimmste Verbrechen gegen Juden seit dem Holocaust zu verurteilen, bezeichnete der Leiter der türkischen Niederlassung der International Jerusalem Institution, Eymen Zeydan, Israels Krieg gegen die Terrororganisation als »eine der größten Katastrophen der modernen Geschichte«.
Die Konferenzrunde betonte, Sanktionen und Boykotte gegen Israel seien »eine Priorität, die in den Gesetzen der Scharia und den internationalen humanitären Grundsätzen begründet ist«. Für die muslimischen Gelehrten stehen der Boykott und die Isolierung Israels im Vordergrund, nicht aber die Beendigung der Zerstörung im Gazastreifen. Ihre Auslegung der Scharia und der internationalen humanitären Grundsätze legt nahe, dass es in Ordnung ist, so viele Palästinenser wie nötig zu opfern, um Juden zu ermorden und Israel zu zerstören.
Nicht überraschend
Diese Position der IUMS kommt nicht überraschend. Anstatt die Muslime dazu aufzurufen, Terrorismus zu verurteilen und Gewalt abzulehnen, hat die Organisation Anfang dieses Jahres eine Fatwa erlassen, die alle Muslime zum Dschihad gegen Israel aufruft.
Die Fatwa besagt, dass »jeder fähige Muslim in der islamischen Welt verpflichtet ist, einen bewaffneten Dschihad gegen die Besatzung in Palästina zu führen«, arabische und islamische Staaten sofort militärisch intervenieren müssten und »der zionistische Feind« durch Sperrung der Wasserstraßen und des Luftraums in arabischen und islamischen Staaten »zu Land, zu Wasser und in der Luft belagert« werden müsse.
Außerdem fordert das Rechtsgutachten, »den [palästinensischen] Widerstand militärisch, finanziell und rechtlich zu unterstützen« und erklärt die dringende Bildung einer »islamischen Militärallianz zum Schutz der Ummah und zur Abwehr der Aggressoren« für obligatorisch und eine Normalisierung der Beziehungen zum »zionistischen Feind« gemäß der Scharia für verboten. Die Fatwa fordert die Mitglieder der muslimischen Diaspora in den USA auf, Druck auf Präsident Donald Trump auszuüben, damit er »seine Wahlversprechen zur Beendigung der Aggression und zur Herbeiführung des Friedens erfüllt«.
Es überrascht nicht, dass die Fatwa sofort vom iranischen Regime gelobt wurde, dessen Führer wiederholt erklärt haben, Israel vernichten zu wollen:
»Hojatoleslam Javad Haj Ali Akbari, der Vorsitzende des Rats der Gebetsführer, schrieb in einem Brief, die Zeitgeschichte der islamischen Welt habe die Fatwas des Dschihads in Erinnerung behalten, die eine feste Barriere gegen den Kreislauf von Besetzung und Kolonisierung muslimischer Länder gebildet hätten.
Die Geschichte der Kämpfe der muslimischen Nationen in der Region und der islamischen Welt hat eine große Fatwa gegen Kolonialisten und Besatzer verzeichnet. Die Verhängung von Dschihad- und antikolonialen Fatwas durch große sunnitische und schiitische Gelehrte hat eine lange Geschichte, insbesondere angesichts der Besatzung und des Kolonialismus in den letzten zwei Jahrhunderten, in denen diese schicksalhaften Bewegungen deutlich zu erkennen sind.«
Im Rahmen dieser Konferenz bewiesen Katar und die Türkei einmal mehr ihre oberste Priorität, die Muslimbruderschaft und ihre Verbündeten als Teil des islamistischen Dschihads zur Zerstörung Israels zu fördern. Sie sind die Hauptsponsoren der Hamas, deren Führer in beiden Ländern äußerst komfortabel leben. Es ist an der Zeit, dass die Trump-Regierung Katar und die Türkei für ihre anhaltende Unterstützung der Hamas zur Rechenschaft zieht und die Muslimbruderschaft als ausländische terroristische Organisation einstuft.
(Bassam Tawil ist muslimischer Araber mit Wohnsitz im Nahen Osten. Der Text ist auf Englisch vom Gatestone Institute veröffentlicht worden. Übersetzung von Alexander Gruber.)
In Istanbul findet seit Freitag eine #Gaza-Konferenz statt, an der über 100 Religionsgelehrte aus der muslimischen Welt teilnehmen. Mit dabei der Chef der türkischen Religionsbehörde #Diyanet, @DIBAliErbas, und Marwan Abou Ras, von der #Hamas.
Der Diyanet-Chef kontrolliert die… pic.twitter.com/YLr6fOwtjE
— Eren Güvercin (@erenguevercin) August 24, 2025






