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Gaza-Hilfe: Einwohner setzen sich über Hamas-Drohungen hinweg

Tausende Bewohner von Gaza strömen für humanitäre Hilfe in das neu eingerichtete Versorgungszentrum
Tausende Bewohner von Gaza strömen für humanitäre Hilfe in das neu eingerichtete Versorgungszentrum (© Imago Images / APAimages)

Während die Hamas der Bevölkerung des Gazastreifens mit drastischen Maßnahmen droht, die amerikanisch-israelischen Hilfslieferungen nicht anzunehmen, strömen Tausende in das neu eingerichtete Verteilungszentrum.

Mohammed Altlooli

Angesichts der sich verschärfenden humanitären Krise, von der die Bewohner des Gazastreifens betroffen sind, kam es trotz der Warnungen und Drohungen der Hamas, die darauf abzielten, die Menschen daran zu hindern, Hilfe zu erhalten, zu einem großen Andrang von Bürgern an den amerikanischen Hilfsverteilungszentren.

In den vergangenen Monaten war die humanitäre Hilfe für den Gazastreifen aufgrund der Praxis der Hamas, große Mengen an Hilfsgütern zu beschlagnahmen, zum Teil weiterzuverkaufen und aus dem Erlös den Krieg gegen Israel zu finanzieren, eingestellt worden, was die Not der Bevölkerung weiter verschärfte. Zeitgleich zur Wiederaufnahme der Hilfsgüterverteilung durch amerikanische Teams versuchte die Hamas, die Einwohner einzuschüchtern und von der Teilnahme abzuhalten, indem sie Anschuldigungen erhob und Aktivisten und Mitglieder der Zivilgesellschaft, die an der Verteilung der Hilfsgüter beteiligt waren, mit den Worten bedrohte, sie würden »den Preis dafür zahlen«.

Hunger größer als Angst

Trotz alledem haben die Bewohner beschlossen, ihre Angst zu überwinden und jene Hilfe anzunehmen, die für sie unter den harten Bedingungen Hoffnung bedeutet. In Interviews mit einigen Begünstigten brachten diese ihre Freude und Dankbarkeit für diesen Schritt nach einer langen Zeit der Entbehrung zum Ausdruck: 

»Gott sei Dank kam diese Hilfe zum richtigen Zeitpunkt, nach vielen Monaten des Hungers und der Armut. Heute spüre ich, dass die Hoffnung in unsere Herzen zurückgekehrt ist«, so einer der Wartenden. Eine Frau aus Rafah bestätigte: »Wir haben lange Zeit keine Hilfe erhalten, weil die Hamas sie gestohlen hat, und die Preise sind in die Höhe geschossen. Diese Hilfe bedeutet für uns Leben.« Und ein junger Mann ergänzte: »Obwohl es viele Warnungen gab, war unsere Not größer als die Angst. Es ist Zeit, dass wir unsere humanitären Rechte ohne Einschränkungen wahrnehmen.«

Ein Teilnehmer der Hilfsorganisation lobte die Arbeit und sagte, er »danke allen, die bei der Organisation dieses Prozesses geholfen haben, den Jugendlichen, die hart gearbeitet haben, damit wir die Hilfe in Würde erhalten konnten«. Für eine Frau werde der neue Verteilungsmodus »uns helfen, unsere Grundbedürfnisse zu decken, insbesondere angesichts der täglich steigenden Preise, unter denen wir leiden«. Auch bei einem weiteren Mann kam angesichts der neuen Entwicklungen Hoffnung auf: »Ich hoffe, dass diese Hilfe weitergeht und wir nie wieder in Not geraten. Wir sind ein leidendes Volk, das kontinuierliche Unterstützung braucht.«

Die Organisation der Hilfsgüterverteilung wurde durch die vorübergehenden Zivilbehörden mit dem Counterterrorism apparatus koordiniert, einer neuen Sicherheitsbehörde in Gaza. Zur Gewährleistung eines reibungsfreien und sicheren Ablaufs wurden jugendliche Verstärkungskräfte vor Ort entsandt, die gemeinsam mit einer auf Dateneingabe und die Erleichterung der Empfangs- und Lieferprozesse spezialisierten Zivilabteilung die Rechte der Begünstigten schützen und für Transparenz sorgen sollen.

Einer der jungen Organisatoren sagte, er und seine Kollegen »arbeiten hart, fernab von jeglicher parteipolitischen oder politischen Einflussnahme. Unser Ziel ist es, den Menschen zu dienen und Hilfe nur jenen zukommen zu lassen, die sie wirklich brauchen.«

Keine parteipolitische Kontrolle

Die wichtigste Botschaft dieser Entwicklung ist, dass politische oder humanitäre Arbeit nur dann erfolgreich sein kann, wenn sie die Bedürfnisse der Bevölkerung und ihre tatsächlichen Interessen berücksichtigt. Diese Lehre lässt sich aus ähnlichen internationalen Erfahrungen ziehen, beispielsweise im Südsudan und auf dem Balkan, wo sich gezeigt hat, wie wichtig lokale, transparente und neutrale Stellen sind, die in der Lage sind, Hilfsgüter zu verwalten und direkt an die Bedürftigen weiterzuleiten, ohne parteipolitischer Kontrolle zu unterliegen.

Heute steht der Gazastreifen an einem Scheideweg und hat die Chance, die Beziehungen zwischen den Bürgern des Küstenstreifens und den Geberinstitutionen auf der Grundlage von Vertrauen, Transparenz und dem Recht auf ein würdiges Leben wieder aufzubauen. Diese neue Erfahrung könnte den Weg für eine kohärentere humanitäre und politische Phase ebnen, in der der Mensch im Mittelpunkt der Arbeit und der Entscheidungsfindung steht.

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