Nur Palästinenser vor Ort sind in der Lage, den Gazastreifen in Zukunft zu regieren, nicht aber Israel oder die Hamas, ist der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant überzeugt.
Andrew Bernard
Bei einer Pressekonferenz in Washington bestätigte der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant, der jüdische Staat stehe fest hinter dem Abkommen, das einen Waffenstillstand gegen Geiselfreilassungen vorsieht und vom amerikanischen Präsidenten Joe Biden letzten Mai im Rahmen einer Fernsehansprache präsentiert wurde. »Der Staat Israel und mein Verteidigungsministerium sind alle dem Abkommen des Präsidenten verpflichtet und unterstützen es nachdrücklich. … Wir stehen in dieser Frage mit dem Rest der Welt zusammen«, so Gallant.
Der Minister informierte schon letzte Woche die Mitglieder des Pressekorps in Washington, wobei seine Äußerungen bis Mitte der Woche unter Verschluss gehalten wurden.
Gallant spielte auch auf den anhaltenden und öffentlich ausgetragenen Konflikt zwischen Jerusalem und Washington bezüglich einer möglichen Verzögerungen bei den US-Waffenlieferungen an, wobei nach Ansicht des israelischen Ministers befreundete Länder interne Auseinandersetzungen unter vier Augen regeln sollten: »Ich glaube, dass Verbündete alles tun müssen, um Probleme in geschlossenen Räumen zu lösen. Das ist es, was ich versuche und während meines Besuchs auch getan habe. Während der Treffen haben wir bedeutende Fortschritte gemacht, Hindernisse wurden beseitigt und Engpässe angesprochen, um eine Reihe von Themen voranzubringen, insbesondere das der Truppenaufstockung und der Lieferung von Munition.«
Am 18. Juni hatte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu ein Video veröffentlicht, in dem er der amerikanischen Regierung vorwarf, »in den letzten Monaten Waffen und Munition für Israel zurückgehalten« zu haben, was von Beamten des Weißen Hauses sofort dementiert wurde. Abgesehen von der Unterbrechung einer zuvor bestätigten einmaligen Lieferung von 2.000-Pfund-Bomben würden die US-Waffenlieferungen an Israel normal verlaufen, so die Beamten.
Der Tag danach
Gallant berichtete den Journalisten in Washington auch über die Lage an der Nordgrenze Israels, wo der Raketenbeschuss durch die libanesische Terrorgruppe Hisbollah Israel gezwungen hat, Zehntausende von Bürgern zu evakuieren und dadurch ganze Städte zu entvölkern. Der Minister habe sich in dieser Woche zweimal mit Amos Hochstein getroffen, dem Sonderkoordinator des amerikanischen Präsidenten für globale Infrastruktur- und Energiesicherheit, der für die Regierung Biden der Ansprechpartner für die Verhandlungen mit dem Libanon und – über Mittelsmänner – der Hisbollah ist.
»Wir haben in den letzten Monaten über vierhundert Hisbollah-Terroristen ausgeschaltet«, sagte Gallant. »Die Hisbollah weiß sehr wohl, dass wir im Libanon massiven Schaden anrichten können, wenn es zu einem Krieg kommt. Wir wollen keinen Krieg, aber die Hisbollah spielt ein gefährliches Spiel und wir werden Angriffe auf unsere Bürger und Zehntausende von Israelis, die aus ihren Häusern vertrieben wurden, nicht dulden. Unser Ziel ist es, unsere Bürger sicher nach Hause zu bringen. Wir ziehen es vor, dies auf dem Weg der Verständigung zu tun, aber wir bereiten uns auf jedes mögliche Szenario vor. Wir haben die Möglichkeit, den Libanon in die Steinzeit zurückzuversetzen, aber wir wollen das nicht tun.«
Auch auf die israelischen Pläne für den Gazastreifen ging der Verteidigungsminister ein: »Die einzige Lösung für die Zukunft des Gazastreifens ist die Verwaltung durch einheimische Palästinenser vor Ort, aber nicht durch Israel oder die Hamas. Ich habe an einem Vorschlag für den Tag danach gearbeitet, der drei Ebenen umfasst und regionale Partner, die Vereinigten Staaten und natürlich lokale palästinensische Akteure einbezieht. Es ist ein langer und komplexer Prozess, der von vielen Dingen abhängt, einschließlich der internationalen Gemeinschaft, die sich beteiligen und nicht nur kritisieren muss.«
(Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)