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Wie man in Deutschland moralischen Mehrwert aus der Israelkritik bezieht

Für ntv muss Israel nicht rechtlich, sondern moralisch handeln
Für ntv muss Israel nicht rechtlich, sondern moralisch handeln (© Imago Images / Hartenfelser)

Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt spricht Israel wegen seines Impftempos ab, ein Rechtsstaat zu sein. Gleichzeitig fordert der Nachrichtensender ntv israelische Geldgeschenke an die Palästinensische Autonomiebehörde.

Israel kann es seinen Kritikern wirklich niemals recht machen – auch nicht in der Corona-Krise: Sind die Infektionszahlen zu hoch, echauffieren sie sich über die schon mal mit deutschen Verschwörungstheoretikern und Corona-Leugnern verglichenen Haredim („Ultra-Orthodoxen“), die sich an keine Regeln hielten. Unternimmt der jüdische Staat etwas gegen die Pandemie, ist es natürlich auch nicht recht.

So will sich der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Erich Haseloff, die deutsche Impfstrategie nicht durch dauernde Hinweise auf die israelische Impfgeschwindigkeit schlechtmachen lassen und verweist dazu auf die deutsche Rechtsstaatlichkeit, wegen der man nun einmal „nicht im Drive-In sozusagen sich da schnell ‘ne Spritze holen“ könne.

Der Fernsehsender ntv, hingegen gesteht zwar – anders als der in seinem Beitrag zitierte Amnesty- International-Sprecher – ein, dass Israel keine völkerrechtliche Verpflichtung habe, Impfstoffe in die palästinensischen Autonomiegebiete zu liefern, weil dort die Autonomiebehörde (PA) für die Gesundheitsversorgung zuständig ist, die auch immer betont habe, selbst für einen Impfstoff sorgen zu wollen.

Moralischer Mehrwert

„Allerdings“, so fährt ntv fort, „moralisch ist das Verhalten Israels … nur schwer zu verstehen.“ Schließlich fehle der PA – „auch wegen des Lockdowns und der am Boden liegenden Wirtschaft“ – das Geld, die Impfstoffe auch bezahlen zu können.

Abgesehen davon, dass der Lockdown natürlich nicht nur die palästinensische, sondern auch die israelische Wirtschaft hart trifft, stellte sich für den deutschen Fernsehsender ganz offensichtlich nicht die Frage, ob es nun sonderlich moralisch von ihm selbst ist, im Tonfall der Entrüstung von Israel zu verlangen, der Palästinensischen Autonomiebehörde teuren Impfstoff zu schenken.

Jener Autonomiebehörde nämlich, die rund sieben Prozent (das entspricht ca. 145 Mio. Euro jährlich) ihres Budgets dafür aufwendet, Renten an Terroristen und – sollten diese bei ihren Anschlägen ums Leben gekommen sein – deren Familien zu zahlen: als eine Art Sozialhilfe dafür, dass sie Israelis ermordet haben, einzig und allein aus dem Grund, dass sie Israelis waren.

Während ein deutscher Ministerpräsident aus der geringen Impfzahl in Deutschland eine Tugend macht, indem er dem „Impfweltmeister“ Israel kurzerhand abspricht, ein Rechtsstaat zu sein, gewinnt ein deutscher Nachrichtensender moralische Überheblichkeit aus dem Vorwurf, der jüdische Staat würde es doch glatt verabsäumen, Geldgeschenke an jene seit 1994 autonome palästinensische Institution zu leisten, die wiederum Geldgeschenke an Judenmörder verteilt.

Wenn es doch nur ein Wort für diese Geisteshaltung gäbe …

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