Von David Horovitz
Israel hat deutlich versucht, eine Eskalation zu einem tiefgreifenderen Konflikt zu vermeiden. Die islamistischen Herrscher des Gazastreifens wollen jedoch nicht zulassen, dass Ruhe einkehrt.
Auch bei hereinbrechender Dunkelheit setzten sich die Raketenangriffe fort – und weiteten sich tiefer ins Landesinnere Israels aus. In Ashkelon heulten die Sirenen und ein Haus wurde unmittelbar getroffen; der Bürgermeister von Beersheba ordnete die Öffnung der Luftschutzbunker der Stadt an, als auch in der Nähe seiner Stadt die ersten Raketen niedergingen. In der Grenzstadt Sderot, die so oft zuvor schon sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde, klagte ein Bewohner am späten Montagnachmittag in einem Interview des Armee-Radiosenders Galei Zahal: „Hier ist ein echtes Kriegsgebiet!“.
Der konkrete Vorfall, der diese jüngste drastische Eskalation auslöste, ereignete sich am vergangenen Sonntagabend. Eine Spezialeinheit der IDF, die sich im Gazastreifen auf einem verdeckten Einsatz befand – die Details stehen noch unter militärischer Zensur –, wurde offensichtlich entdeckt, enttarnt und angegriffen. Ein hochrangiger israelischer Offizier wurde getötet, ebenso wie sieben Terroristen der Hamas und anderer Terrororganisationen. Unmittelbar nach diesem Kampf feuerte die Hamas mehrere Raketen auf Israel ab, von denen einige vom Iron Dome-Raketenabwehrsystem abgefangen wurden. Die Hoffnung, dass dies das Ende der Eskalation sein würde, wurde jedoch mit dem massiven Raketenbeschuss am Montagnachmittag schlagartig zunichte gemacht.
Premierminister Benjamin Netanyahu hat unbestreitbar versucht, eine Eskalation zu einem tiefgreifenderen Konflikt – von der Art wie der Krieg von 2014 – zu vermeiden. Auch das israelische Sicherheitsbüro hatte Bemühungen unterstützt, um eine weitere große Auseinandersetzung zu vermeiden. Israel hatte am Wochenende den Transfer von 15 Millionen US-Dollar in bar aus Katar in den Gazastreifen genehmigt, um den dort herrschenden wirtschaftlichen Druck zu verringern – wohl wissend, dass somit auch der interne Druck im Gazastreifen auf die Hamas erleichtert würde – und dass der Zustrom dieses Geldes auch andere Ressourcen freisetzten würde, die dem primären Ziel der Hamas dienen: Israel zu schaden und letztlich zu vernichten.
Israel, dies muss wiederholt werden, verfügt über keine militärische Präsenz im Gazastreifen, den es im Krieg von 1967 von Ägypten übernommen hatte. Es zog seine Armee aus diesem Gebiet zurück und siedelte 2005 die 7.000–8.000 Bewohner zählende, dort in Siedlungen lebende jüdische Zivilbevölkerung um. Ein von Juden freier Gazastreifen ist der Hamas jedoch noch immer nicht genug. Sie will das gesamte Land vom Mittelmeer bis zum Fluss Jordan.
Die Unruhen, der Tunnelbau und die Raketenangriffe kommen einer Erpressung gleich. Wenn Israel die Sicherheitsblockade gegen den Gazastreifen nicht beendet, so die Hamas, werden die Israelis weiterhin Raketen- und Mörserangriffe, die Bedrohung durch unter der Grenze gegrabene Terrortunnel sowie fliegende Brandsätze, die ihre Felder verwüsten, erleiden müssen. Wenn Israel die Sicherheitsblockade tatsächlich lockert, wird die Hamas dies selbstverständlich ausnutzen, um mehr Waffen in den Gazastreifen hinein zu holen und somit noch mehr Schaden verursachen zu können.
In seit dem Krieg von 2014 wiederholt aufgeflackerten Konflikten hat Israel stets versucht, den Verlust von Menschenleben und Zerstörung, die mit einem tiefgreifenderen Konflikt einhergehen, zu vermeiden. Israel ist sich darüber hinaus durchaus bewusst, dass sich ein „Besiegen der Hamas“ zwar einfach anhört, aber tatsächlich sehr komplex ist. Die militärische Herausforderung ist groß, jedoch alles andere als außerhalb der militärischen Möglichkeiten Israels. Israel will den Gazastreifen allerdings überhaupt nicht zurückerobern und die Verantwortung über zwei Millionen feindlich gesinnte Palästinenser übernehmen.
David Horovitz ist Gründungsredakteur der Times of Israel. Auf Englisch zuerst erschienen bei The Times of Israel.