In der Presse ist heute eine überarbeitete Version von Ben Segenreichs jüngstem Mena-Watch Podcast erschienen.
Ben Segenreich, Die Presse
Bei den unzähligen Friedensanläufen seit 1967 hatte immer gegolten: „Land für Frieden“ – also Israel verzichtet auf Territorium und bekommt dafür Anerkennung. Plötzlich wird mit einer anderen Formel gerechnet: „Frieden für Frieden“. Die sogenannte Annexion von Teilen des Westjordanlands, auf die Israels Premier, Benjamin Netanjahu, verzichtet hat, hätte nach allgemeiner Auffassung ohnehin nie stattgefunden. Sie hätte zu viele Nachteile und Gefahren ohne konkreten Gewinn gebracht, und die Amerikaner waren dagegen. Die Emirate haben Netanjahu jetzt die Leiter gegeben, mit der er von der hohen „Annexions“-Palme wieder herunterkommen konnte. Netanjahu kann sagen: Ja, ich muss die „Annexion“ jetzt leider verschieben, aber seht her, ich bringe euch den Frieden. (…)
Man kann sich darauf verlassen, dass da etwas nachkommt. Israel und die Golfstaaten teilen viele Interessen, insbesondere den gemeinsamen Feind Iran. Ohne Zweifel ist der Umbruch auch auf Netanjahus Warnungen vor dem Iran zurückzuführen – Warnungen, die man im fernen Europa schlecht versteht, umso besser dafür dort, wo man nur durch einen 60 Kilometer breiten Golf vom Iran getrennt ist. Die heißesten arabischen Kandidaten für die nächste Normalisierung wären jetzt Bahrein und der Oman.
(Auszug aus dem Gastkommentar „Ein Riesenschritt hinein in den „Neuen Nahen Osten“?“, der in der Presse erschienen ist.)