Fragwürdige Empfehlung

Sehr geehrter Herr Pándi,

Sie freuen Sich in Ihrem heutigen Kommentar in der Kronen Zeitung über Norbert Darabos‘ „Mut zur eigenen Meinung“ und meinen, er habe sich „mit seiner Courage als möglicher Außenminister empfohlen“, sollte die SPÖ dieses Amt wieder einmal zu besetzen haben. Über diese Meinung kann man sich nur wundern.

Lassen Sie uns noch einmal einen Blick auf das werfen, was Darabos‘ – abgesehen von der Beleidigung eines Regierungsmitglieds – über Israel zu sagen hatte. Er behauptete u. a., dass „Israel offenbar Außenfeinde wie den Iran oder die Palästinenser in den Vordergrund (stellt), um von inneren Problemen abzulenken.“

Israel ist auf der einen Seite mit dem Iran konfrontiert, einem islamistischen Regime, das die Vernichtung des jüdischen Staates als Teil seiner Staatsräson betrachtet (wie eben erst wieder vom Generalstabschef der iranischen Armee unmissverständlich hervorgehoben wurde), den Holocaust leugnet und gleichzeitig an der Entwicklung von Atombomben arbeitet. Auf der anderen Seite gibt es die Palästinenser, deren Terrorkrieg nur seit dem Jahr 2000 bereits über Tausend Israelis das Leben gekostet hat, und die aus dem Gazastreifen heraus in den letzten Jahren Tausende Raketen auf die israelische Zivilbevölkerung abgefeuert haben.

Wenn Darabos diese überaus reale Bedrohung nur als Ablenkung von inneren Problemen zu verstehen vermag, dann demonstriert er damit nicht nur seine völlige Unfähigkeit, sich auch nur einen Moment lang in die Lage Israels zu versetzen. Sondern er tut das darüber hinaus ausgerechnet als Verteidigungsminister – und somit als jemand, der in der Lage sein sollte, die prekäre Sicherheitslage des jüdischen Staates einschätzen zu können.

Dass sich Darabos mit Aussagen, die seine Inkompetenz als Verteidigungsminister unter Beweis stellen und die in eklatanter Missachtung seiner Zuständigkeit auch noch außenpolitische Verstimmungen mit der einzigen Demokratie im Nahen Osten hervorrufen, ausgerechnet als zukünftiger Außenminister ins Gespräch gebracht haben soll, ist eine mehr als fragwürdige Schlussfolgerung.

Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Medienbeobachtungsstelle Naher Osten (MENA)

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