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Frage an Iran-Reisende der Grünen Jugend

gruene_jugend_iranDanke für die Ermutigung, in den Iran zu reisen. Es gibt da nur leider ein Problem. Kuwait, Libanon, Libyen, Saudi Arabien, Sudan, Syrien, Jemen und der Iran haben ein Einreiseverbot gegen mich ausgesprochen, weil ich in Israel war. Dieses Verbot gilt für alle Menschen, die in Israel waren. Ich kann weder das bunte Nachtleben Libyens erleben, noch die Schwulen- und Lesbenszene im Iran genießen. Ich kann nicht mal mit Feministinnen im Auto um die Blocks von Saudi Arabien ziehen. Alles nur, weil ich in Israel war! Syrer können mich zu Hause besuchen, ich jedoch keine Syrerin in ihrem syrischen Haus! (…)

Es gibt noch andere Gründe, die es einem Menschen unmöglich machen, in den Iran zu reisen. Als Dank des von Dir gelobten Atom-Deals wieder wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen zwischen Deutschland und dem Iran aufgenommen wurden, wollte Sigmar Gabriel mit der Staatskapelle Berlin nach Teheran reisen, um dort die neue Zusammenarbeit zu feiern. Es gab jedoch ein Problem! Der Sprecher des iranischen Kulturministeriums, Hossein Noushabadi, erklärte, dass der Dirigenten nicht erwünscht sei, da er Jude und somit laut Noushabadi aufgrund seiner ‚Nationalität und Identität‘ mit ‚Israel assoziiert‘ sei. Das Kulturministerium bat jedoch einen Kompromiss an:

‚Das Symphonieorchester kann seinen Dirigenten austauschen und dann erneut um einen Auftritt in Teheran bitten. Nur unter diesen Umständen kann eine erneute Anfrage wieder untersucht werden.‘

Ist das ein Zeichen des guten Willens? Sollte um des lieben Friedens willen Dirigenten ausgetauscht werden können, wenn sie Juden sind? Stehen Juden dem Frieden im Wege, wenn sie eine solche Politik nicht dulden möchten? Wenn ein Dirigent sich weigert, dreht er dann an der Gewaltspirale und löst am Ende sogar einen Flächenbrand aus?

Der Name des Dirigenten, den der Iran nicht reinlassen wollte, ist übrigens Daniel Barenboim! Interessanterweise gehört er zu den schärfsten Kritikern Israels, aber das war den Herrschenden im Iran egal. Er ist Jude und daher ‚mit Israel assoziert‘! Die Mullahs im Iran wollen Israel vernichten und zwar unabhängig von der Politik Israels. Für sie ist nicht störend, was Juden machen, sondern dass Juden überhaupt was machen.

Liebe Thees,

bitte erkläre mir, wie ich in ein Land reisen soll, das mich nicht haben will, weil ich in Israel war und dass viele meiner Freunde nicht reinlässt, weil sie Israelis sind? Und noch was, auf Facebook schreibst Du:

‚Nach den Gesprächen, die wir geführt haben, wird Rohani vor Ort als moderat eingeschätzt. Die dennoch hohen Hinrichtungszahlen wurden uns so erklärt, dass er aufgrund seiner moderaten Politik innenpolitische Härte zeigen muss, um auch die Konservativen hinter sich zu bekommen.‘

Könnte es geschehen, dass ich in den Genuss dieses Beweises der innenpolitische Härte kommen könnte, wenn ich in den Iran reise? Ich war schließlich in Israel, verteidige das Land, hatte schwulen Sex und bin bekannt für meine Witze über Religionen, die nicht vor dem Islam und Mohamed halt machen.

Soll ich wirklich in den Iran reisen? Kannst Du mir das empfehlen?

(Gerd Buurmann auf seinem Blog Tapfer im Nirgendwo: „Eine Frage an Thees Kalmer (Bündnis 90/Die Grünen)


Mehr zum Thema:

Jung-Grüne: Eine Iran-Reise als Karriere-Sprungbrett“, von Alex Feuerherdt

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