Flüchtlingsrouten verlagern sich von Libyen nach Marokko

Flüchtlingsrouten verlagern sich von Libyen nach Marokko„‚Es ist wirklich unglaublich, so viele Flüchtlingsboote hat es schon lange nicht mehr gegeben‘, sagt Patou Sedrick aufgebracht. ‚Sie fahren von allen Teilen der marokkanischen Küste ab.‘ Der 32-jährige Mann aus Kamerun war selbst vor Jahren als Flüchtling durch die Sahara nach Marokko gekommen. (…) Die offiziellen Zahlen bestätigen sein Gefühl. Seit Jahresbeginn sind laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) fast 18.000 Flüchtlinge per Boot nach Spanien gekommen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl damit fast verdreifacht. Allein seit Mitte September überquerten 7000 Menschen die Meerenge von Gibraltar. Schon im August hatten die spanischen Behörden einen signifikanten Anstieg der Flüchtlinge festgestellt, die über die Meerenge von Gibraltar kommen. ‚88 Prozent Zunahme in den ersten acht Monaten im Vergleich zu 2016‘, sagte damals Spaniens Innenminister Juan Ignacio Zoido. Nun bestätigt sich die Tendenz selbst in den Herbstmonaten, obwohl um diese Jahreszeit die Wetterverhältnisse auf See gewöhnlich schlechter und gefährlicher sind. (…)

Madrid hatte vor rund einem Jahrzehnt eine Art Flüchtlingsdeal mit Marokko geschlossen. Seither waren die marokkanischen Sicherheitskräfte deutlich stärker gegen Schlepper vorgegangen. So verlagerten sich die Fluchtrouten. Vor allem nach Libyen, wo die Schlepper das Machtvakuum nach dem Sturz des Diktators Gaddafi nutzten. Dort entstand die zentrale Fluchtroute. Im vergangenen Jahr kamen über diesen Weg fast 200.000 Menschen nach Italien. In diesem Jahr wurden bis Juli noch höhere Zahlen als im Vorjahr gemeldet. Dann ergriff Italien die Initiative und schloss die Libyen-Route im Alleingang. Rom gab Geld und Hilfsgüter in Millionenhöhe an die libysche Regierung. Inzwischen kommen kaum noch Migranten auf dieser Route. In den Deal sind jene Milizen eingebunden, die früher am Menschenschmuggel verdienten. Das sorgt für Kritik. Die Migranten werden wohl auch von der Lage in Libyen selbst abgeschreckt. Das Land ist im Bürgerkrieg. Afrikaner werden dort als Sklaven gehalten, gefoltert und ermordet. Migrationsexperten hatten nach dem Libyen-Deal den Anstieg in Marokko erwartet. Nun setzt dort ein bekannter Mechanismus ein. Die höhere Nachfrage treibt die Preise – und die neuen, großen Gewinnspannen locken die kriminellen Netze der Menschenhändler an.“ (Alfred Hackensberger: „Afrikanische Migranten kommen jetzt per ‚All-inclusive-Angebot‘“)

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