Madrid hatte vor rund einem Jahrzehnt eine Art Flüchtlingsdeal mit Marokko geschlossen. Seither waren die marokkanischen Sicherheitskräfte deutlich stärker gegen Schlepper vorgegangen. So verlagerten sich die Fluchtrouten. Vor allem nach Libyen, wo die Schlepper das Machtvakuum nach dem Sturz des Diktators Gaddafi nutzten. Dort entstand die zentrale Fluchtroute. Im vergangenen Jahr kamen über diesen Weg fast 200.000 Menschen nach Italien. In diesem Jahr wurden bis Juli noch höhere Zahlen als im Vorjahr gemeldet. Dann ergriff Italien die Initiative und schloss die Libyen-Route im Alleingang. Rom gab Geld und Hilfsgüter in Millionenhöhe an die libysche Regierung. Inzwischen kommen kaum noch Migranten auf dieser Route. In den Deal sind jene Milizen eingebunden, die früher am Menschenschmuggel verdienten. Das sorgt für Kritik. Die Migranten werden wohl auch von der Lage in Libyen selbst abgeschreckt. Das Land ist im Bürgerkrieg. Afrikaner werden dort als Sklaven gehalten, gefoltert und ermordet. Migrationsexperten hatten nach dem Libyen-Deal den Anstieg in Marokko erwartet. Nun setzt dort ein bekannter Mechanismus ein. Die höhere Nachfrage treibt die Preise – und die neuen, großen Gewinnspannen locken die kriminellen Netze der Menschenhändler an.“ (Alfred Hackensberger: „Afrikanische Migranten kommen jetzt per ‚All-inclusive-Angebot‘“)
