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Film dokumentiert das Schicksal der Kinder des 7. Oktobers

Montana Tucker (mi.) mit einigen Protagonisten ihres Films bei der Weltpremiere in Jerusalem
Montana Tucker (mi.) mit einigen Protagonisten ihres Films bei der Weltpremiere in Jerusalem (Quelle: JNS)

Der Film »Die Kinder des 7. Oktober« erzählt die Geschichten von acht Israelis im Alter von zehn bis sechzehn Jahren, die das Massaker der Hamas überlebt haben.

Etgar Lefkovits

Als die amerikanische Social-Media-Influencerin Montana Tucker gefragt wurde, ob sie an einem Dokumentarfilm über die Kinder, die das Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 überlebt haben, mitwirken wolle, musste sie nicht lange überlegen. Der tödlichste Tag für Juden seit dem Holocaust hatte einen unauslöschlichen Eindruck auf die 31-jährige Tänzerin und Sängerin aus Los Angeles hinterlassen, die ihre Social-Media-Plattform ursprünglich genutzt hatte, umstrittene soziale Themen wie Schönheitsbilder, Anti-Mobbing und in jüngerer Zeit das Gedenken an den Holocaust anzusprechen.

Das Massaker »hat mein Leben völlig verändert«, sagte Tucker bei der Weltpremiere von »Die Kinder des 7. Oktober« im Jerusalemer Museum of Tolerance, an der auch der israelische Präsident Isaac Herzog und seine Frau sowie die Familien der Überlebenden teilnahmen. »Irgendetwas in mir sagte mir, dass ich das tun musste.«

Dieses »irgendetwas«, so Tucker, sei wahrscheinlich auf den Einfluss ihrer Großeltern zurückzuführen, die beide den Holocaust überlebt hatten und nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA ausgewandert waren, sich aber immer wieder fragten, ob es überhaupt zur nationalsozialistischen Ausrottungspolitik gekommen wäre, hätte der Staat Israel zu dieser Zeit bereits existiert.

»Als ich aufwuchs, hörte ich immer wieder, dass der Holocaust geleugnet wurde, und ich fragte mich, wie das sein konnte. Und jetzt hören wir die Leugnungen des 7. Oktobers in den Vereinigten Staaten, auf dem Campus und auf der ganzen Welt, obwohl die Hamas den Angriff selbst live übertragen hat, und ich frage mich wieder, wie das sein kann.«

Für die Geschichtsbücher

Der erschreckende 35-minütige Dokumentarfilm konzentriert sich auf die Aussagen von acht israelischen Kindern im Alter von zehn bis sechzehn Jahren, darunter ein Zwölfjähriger, der in den Gazastreifen entführt und später freigelassen wurde und dessen Vater gemeinsam mit einem anderen Kind im Film zu jenen 101 Geiseln gehört, die vierzehn Monate nach dem Angriff noch immer von der Hamas festgehalten werden.

»Es war klar, dass wir ihre Aussagen für die Geschichtsbücher dokumentieren mussten«, so der israelische Filmproduzent Eytan Schwartz. »Mein ganzes Leben lang sind wir am Holocaust-Gedenktag mit den Geschichten von Holocaust-Überlebenden aufgewachsen, und hier waren wir in diesem Moment, in dem wir den Moment der Kinder einfangen mussten, als sie noch Kinder waren.«

Alle Kinder, die an der Dokumentation teilnahmen, taten dies mit Erlaubnis ihrer Eltern oder, falls diese bei den Anschlägen ermordet worden waren, der Erziehungsberechtigten. Zusätzlich waren bei den Dreharbeiten immer Psychologen anwesend.

Die Aufnahmen zeigen unter anderem Terroristen, die Häuser von Zivilisten im Süden Israels angriffen, wobei sie einen israelischen Teenager dazu benutzten, Nachbarn aus ihren sicheren Räumen zu locken. Die Terroristen ermordeten Männer, Frauen und Kinder, töteten 1.200 Menschen und entführten etwa 250 weitere. Eine Szene zeigt schwer bewaffnete Männer, die ein Haus in einer der am stärksten betroffenen landwirtschaftlichen Gemeinden an der Grenze zum Gazastreifen stürmten und die live in den sozialen Medien übertragen wurde, während die verängstigte Familie hilflos auf dem Boden sitzt. »Werden sie uns töten?«, fragte eines der Kinder.

Stimmen der Überlebenden

Vor allem aber konzentriert sich der Film auf die Stimmen der überlebenden Kinder, die von Tucker interviewt werden und von den Schrecken berichten, die sie erlebt haben und wie sie ein Jahr später mit ihrem Trauma und Verlust fertig werden.

»Ich hatte das Gefühl, dass ich angesichts all der Lügen, die verbreitet wurden, nicht schweigen konnte. Alles, was wir haben, ist unsere Stimme«, erklärt die sechzehnjährige Ella Shani, eine Bewohnerin des Kibbuz Be’eri, deren Vater bei dem Angriff ermordet wurde. »Die meisten Menschen verstehen nicht, was wir durchgemacht haben«, zeigt sich die zwölfjährige Alona Russo, deren zehnjährige Schwester Ya’ala ermordet wurde, enttäuscht. »Die Menschen haben nicht das Gefühl, dass echte Menschenleben davon betroffen waren.«

Rotem Matthias, der bei dem Massaker seine Eltern verlor und nun bei seinem Onkel lebt, beschreibt ein Gefühl der Leere, von dem er glaubt, dass es ihn für immer begleiten wird: »Ich kann nur lernen, besser und effizienter damit zu leben.«

»Indem man sich auf die Jugendlichen konzentriert, bringt man die kindliche Unschuld zum Vorschein, was es sehr schwierig macht, ihnen zu widersprechen«, sagte Yoni Riss, CEO des Museums und Gastgeber der Veranstaltung.

Persönliche Kosten

Laut Produzent Eytan Schwartz soll die Dokumentation, deren Einnahmen für den Wiederaufbau Südisraels verwendet werden sollen, einem großen amerikanischen Fernsehsender angeboten werden, obwohl er einräumt, dass US-Sender derzeit vorsichtig sind, wenn es um israelische Produktionen geht.

Tuckers Entscheidung, sich nach dem 7. Oktober auf die Interessenvertretung Israels im Allgemeinen zu konzentrieren und nun an dem Film im Besonderen mitzuwirken, war in der Tat nicht ohne berufliche Nachteile. Hunderttausende Fans verließen ihre Social-Media-Seiten, und sie sah sich mit bissigen und antisemitischen Hassbotschaften konfrontiert. Viele prominente amerikanisch-jüdische Schauspieler und Persönlichkeiten hielten sich im letzten Jahr zurück und versuchten Neutralität zu wahren, um ähnliche Konsequenzen zu vermeiden.

»Der Hass hat mich nur noch stärker angespornt«, sagte Montana Tucker, die anlässlich der Filmpremiere zum fünften Mal seit dem 7. Oktober Israel besuchte. »Ich weiß, dass ich zu hundert Prozent auf der richtigen Seite der Geschichte und der Menschheit stehe«, ist sie überzeugt und schwor, Israel niemals im Stich zu lassen, egal, ob es ihre Karriere kosten würde, denn: »Nie wieder ist jetzt.«

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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