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Feuert die Hamas jetzt Raketen aus dem Libanon ab?

Libanesische Solidaritätdemonstration mit der Hamas während der Militärauseinandersetzungen mit Israel
Libanesische Solidaritätdemonstration mit der Hamas während der Militärauseinandersetzungen mit Israel (© Imago Images / ZUMA Wire)

Um zu vermeiden, dass israelische Gegenschläge in Gaza erfolgen, sucht die Hamas nach neuen Wegen, um mit Raketen auf israelische Aktivitäten in Jerusalem zu reagieren.

Yaakov Lappin

Die beiden Grad-Raketen, die am frühen Dienstag aus dem Südlibanon auf Nordisrael abgefeuert wurden, wurden wahrscheinlich von der Hamas abgefeuert, die damit versuchte, auf die Spannungen in Jerusalem und die Zusammenstöße zwischen israelischer Polizei und Palästinensern rund um den Tempelberg am Sonntag zu reagieren.

Das israelische Luftabwehrsystem Iron Dome fing ein Geschoss ab, ein zweites ging auf offenem Gebiet nieder und verursachte keine Verletzungen oder Schäden. In den Grenzgebieten im Norden Israels ertönten Warnsirenen, die israelischen Streitkräfte antworteten mit Artilleriefeuer und feuerten etwa 12 Granaten in libanesisches Gebiet.

Die libanesischen Streitkräfte fanden südlich von Tyrus eine dritte Rakete, die nicht abgefeuert worden war.

„Die Hamas suchte nach einer Antwort auf die Spannungen auf dem Tempelberg, aber sie ist nicht daran interessiert, vom Gazastreifen aus zu feuern. Daher war es einfacher, dies vom Libanon aus zu tun – in Koordination mit der Hisbollah“, sagte Major (a.D.) Tal Beeri, Direktor der Forschungsabteilung des Alma-Forschungszentrums, das Sicherheitsbedrohungen für Israel analysiert, die von Syrien und dem Libanon ausgehen.

Mehrere Gründe

Laut Beeri, einem ehemaligen Geheimdienstoffizier der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF), der sich auf den Libanon und Syrien spezialisiert hat, hat die Hamas aus mehreren Gründen beschlossen, die Raketen vom Libanon aus abzufeuern.

Ein Grund sei, dass sie sich vom Konflikt mit Israel im Mai noch nicht erholt hat und die israelische Reaktion nicht in Richtung Gaza lenken wollte. Die Hamas schätzte richtig ein, dass die israelische Vergeltung im Libanon deutlich geringer ausfallen würde als im Gazastreifen, sagte Beeri.

Eine umfassendere strategische Überlegung sei der Wunsch der Hamas, die von der Hisbollah angekündigte neue „Gleichung“ – wenn auch nur symbolisch – umzusetzen, nach der jede israelische Offensivaktivität in der Nähe des Tempelbergs mit Angriffen beantwortet werden soll.

Beeri wies darauf, dass in den letzten Wochen auch die vom Iran unterstützten irakischen Milizen und die Huthis im Jemen sich ebenfalls zu dieser Gleichung bekannt haben. Die irakische Miliz Qataib-Hizbollah  gab im Juni bekannt, dass sie sich der „regionalen Gleichung“ angeschlossen habe, was als jüngstes Zeichen einer koordinierten, vom Iran geführten Achse radikaler Gruppen zu werten ist, die gegen Israel operieren.

Die Hamas im Gazastreifen und die Hamas im Libanon koordinieren ihre Aktivitäten eng miteinenader, hauptsächlich über das Hauptquartier der Terrororganisation in der Türkei, so Beeri. Ein Zweig dieses Hauptquartiers, bekannt als „Konstruktionsbüro“, ist für die Bewaffnung der Hamas im Libanon verantwortlich und stellt sicher, dass sie ihre eigene Fähigkeit zum Einsatz von Waffen hat.

Gut kalkuliert

Betrachtet man die zurückhaltende Reaktion Israels, scheint es, als ob das Spiel der Hamas gut kalkuliert war. Israel scheint zu zögern, härter im Libanon zu reagieren, während das Land eine schwere wirtschaftliche und humanitäre Krise erlebt – im Grunde steht es am Rande des Zusammenbruchs.

Auf die Raketenangriffe aus dem Libanon angesprochen, erklärte der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz, dass Israel „ein Interesse an einem stabilen, wirtschaftlich prosperierenden Libanon hat. Leider verschlechtert sich die Situation im Libanon, und die Hisbollah und andere Terrororganisationen arbeiten gegen die Interessen des libanesischen Volkes. Wir haben gestern Abend reagiert und werden weiterhin zur richtigen Zeit und am richtigen Ort auf jede Verletzung der israelischen Souveränität reagieren.“

Gantz fügte hinzu, dass der Libanon für das verantwortlich sei, was auf seinem Territorium geschieht. „Wir haben dem Libanon die Hand ausgestreckt und ihm humanitäre Hilfe angeboten“, sagte Gantz. „Dieselbe ausgestreckte Hand ist zugleich aber auch eine stählerne Faust, die auf jede Aggression antworten wird.“

(Der ArtikelIs Hamas now firing rockets from Lebanon?“ ist zuerst beim Jewish News Syndicate erschienen. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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