„Ich kann Ihnen sagen, dass Antisemitismus, Hass auf die Juden, unter Feministinnen nichts Neues ist. Ich habe ihn zuerst in den frühen 1970er Jahren bei radikalen Feministinnen und Lesben erlebt und sofort mit Aviva Cantor und Cheryl Moch zusammen begonnen, ihn aufzudecken. In den vergangenen 30 Jahren ist jedoch ein neuer Feminismus, ich nenne ihn Ersatzfeminismus, entstanden, ein postmoderner und postkolonialer Feminismus, der Christentum und Judentum gleichermaßen als ungeheure Gefahr für die Rechte der Frauen leidenschaftlich verurteilt, sich aber aus gleichem Grunde nicht traut, den religiösen Herrschaftsanspruch des Islam zu kritisieren; ein intersektionaler Ersatzfeminismus, der nur den westlichen Imperialismus verurteilt, sich aber weigert, die lange Geschichte des muslimischen Imperialismus, Kolonialismus, Sklavenhaltertums, Rassismus Schwarzen gegenüber sowie die Geschichte der religiösen und Gender-Apartheid unter Muslimen zur Kenntnis zu nehmen; ein Ersatzfeminismus, der sich weit mehr um die angebliche Besatzung Palästinas sorgt als um die weltweite Besatzung der Körper, Gesichter, Köpfe und Genitalien von Frauen, einschließlich jener Frauen, die dem Schleierzwang unterworfen und vom Tod bedroht sind oder in den umstrittenen Gebieten Ehrenmorden zum Opfer fallen.
Frauenforschungs-Vereinigungen und landesweise feministische Organisationen, denen viele feministische Jüdinnen angehören, verhalten sich nicht nur ‚politisch korrekt’. Sie sind auch ‚islamisch korrekt’ geworden. Die religiöse Unantastbarkeit der Verschleierung interessiert sie zur Zeit mehr als die weibliche Genitalverstümmelung, als der Schleierzwang, als durch den Ehrbegriff motivierte Gewalt, als Polygamie, Kinderehen und Ehrenmorde im Westen. Die Ersatzfeministinnen haben nicht nur die Juden verraten. Im Namen des Antirassismus haben sie auch nichtweiße Stammesfrauen und Einwanderinnen – Musliminnen, weibliche Sikhs und Hindus – der barbarischen Frauenfeindlichkeit preisgegeben. Vor allem haben sie die heroischen feministischen Dissidentinnen unter den Ex-Muslimen, Muslimen, Sikhs und Hindus im Stich gelassen, sowohl in den Entwicklungsländern als auch im Westen. Das ist die Tragödie: dass so viele Feministinnen im Westen zu derartigen Konformistinnen geworden sind. Sie denken nicht mehr eigenständig. Die Ersatzfeministinnen haben sich davon überzeugen lassen, dass der Islam nicht eine Ideologie oder eine Religion, sondern eine ‚Rasse’ darstelle; dass die amerikanische Versklavung schwarzer Afrikaner in der Vergangenheit und Südafrikas Apartheid-Regime genau das gleiche seien wie die behauptete israelische Diskriminierung arabischer Palästinenser, einschließlich der judenhassenden Bombenbauer und Terroristen mit ihren blutbefleckten Händen. Fundamentalisten versuchen, die Errungenschaften des Feminismus zu zerstören.“ (Phyllis Chesler: „Against Faux-Feminists Who Deny the Rights of Muslim Women and Jews“)